Von welchen Belastungen sind besonders Kinder betroffen?
Alkoholkonsum, wenn er sehr bestimmt ist in einer Familie, wird in der Regel nicht wirklich thematisiert, es redet da keiner drüber. Eine besondere Bedeutung kommt dem nicht trinkenden Elternteil zu. Nicht trinkende Elternteile machen häufig mit beim Vertuschen, beim nicht Benennen, nicht darüber Reden oder sagen, ist doch alles nicht so schlimm, geh mal in dein Zimmer, irgendwie so. Und damit sozusagen vergrößern sie, ohne es zu wollen, die Belastung des Kindes. Und das heißt aber, dass Kinder an der Atmosphäre leiden, die in der Familie herrscht, in einer angespannten, vielleicht auch aggressiven Streitatmosphäre, dass sie darunter leiden, zusammen damit, dass sie sich das nicht erklären können und auf die Idee kommen, sie haben selber schuld.
Wie können Kinder unterstützt werden?
Unterstützen kann man Kinder, wenn man mitkriegt, dass die in so einer Situation leben, am ehesten dadurch, dass man dieses Tabu und dieses Schweigen rund um den Alkohol durchbricht und als Gesprächspartner zur Verfügung steht. Da muss man natürlich aufpassen, dass das Kind nicht Ärger kriegt mit den Eltern. Aber am Ende geht es immer darum, nicht schlecht über den trinkenden Elternteil zu sprechen, Kinder sind loyal, da bringe ich sie sozusagen in Schwierigkeiten.
Wie können betroffene Kinder am besten angesprochen werden?
Der allererste wichtigste Schritt, dass es mindestens eine Person gibt, ob das eine Erzieherin ist, ob es ein Lehrer ist, ob es eine Nachbarin ist, ein anderer Angehöriger, der weiter weg ist vom Geschehen, dass es jemanden gibt, der sich dem Kind annimmt mit dem Thema und signalisiert, ich stehe zur Verfügung und mit mir kannst du darüber sprechen. Ich muss, wenn ich ein Kind ansprechen will, eher gucken, wie ich das Thema einschleiche, wie ich bestimmte Situationen nutze, vielleicht Bilder, die ich sehe, Geschichten, die es gibt, eine Werbung irgendwo, um mal so ein bisschen vortastend zu hören, was in dem Kind vorgeht. Das ist natürlich sehr abhängig auch von dem Alter. Aber es geht darum, das vorsichtig zu machen, Schritt für Schritt, um dann zu gucken, öffnet das Kind sich etwas. Und das heißt natürlich auch, das ist nicht ein Gespräch, sondern das ist ein Zeitraum, wo ich versuche etwas anzubahnen, um zu gucken, kann das Kind das annehmen? Und kann ich es darüber entlasten?