Ich bin Lutz Synowczik, bin 1963 geboren und habe vor zwanzig Jahren endlich den Weg gefunden, mich stationär behandeln zu lassen und habe es dann, ja, mit Höhen und Tiefen geschafft, zwanzig Jahre trocken zu bleiben und mein Leben als chronisch Alkoholkranker zu akzeptieren und auch zu leben.
Die Sucht als Krankheit zu verstehen, hat mir persönlich sehr geholfen, mich mit dem Thema wirklich auch auseinandersetzen zu können. Und eine der schmerzlichsten Erkenntnisse gleich am Anfang, dass es keinen Mittelweg geben wird, sondern nur ein Entweder-Oder.
Der Entschluss, wirkliche Hilfe anzunehmen, ist eigentlich dadurch bekräftigt worden, dass es eine Trennung gab und dass beruflich mein Suchtverhalten akut wurde und die Gefahr bestand, dass ich neben der Beziehung nun auch noch meinen Beruf verliere. Ich habe im Dezember 2000 die Chance gehabt, einen achtwöchigen stationären Klinikaufenthalt durchführen zu dürfen.
Ein wesentlicher Punkt auch der Therapie war, für sich zu erkennen, dass dieser Prozess der Trockenheit nicht durch andere vollzogen wird, sondern dass man selber derjenige ist, der sein Leben ändern muss oder Verhaltensweisen ändern muss, um einfach aus den eigenen Schienen rauszukommen. Und als ich dann aus der Klinik entlassen wurde, diese Käseglocke verlassen habe und das wirkliche Leben mich getroffen hat, hat es eine Zeit gedauert, mit einigen Dingen, die mir vermeintlich wichtig waren, wirklich aufzuräumen.
Am Anfang habe ich sehr oft versucht, Dinge zu kompensieren. Und ich habe gemerkt, dass vor allem Sport mir hilft, in bestimmten Situationen ein Ventil zu sein, Ablenkung zu sein, Wohlbefinden zu kreieren. Andererseits sind andere Ersatzdrogen vielleicht auch, viel mehr über mich nachzudenken, manchmal auch nicht ganz so unbeschwert zu sein, oder halt viel zu lesen, mich wirklich abzulenken.
Für mich war sehr wichtig, dass ich gelernt habe, mit mir selber umzugehen, mich selber auszuhalten, nicht über Aktivitäten ständig vor mir wegzurennen, unterwegs zu sein, nur um nicht einfach mal zur Ruhe zu kommen. nach zwanzig Jahren ist dieser Prozess immer noch ein Prozess, der nie aufhört. Trockenheit ist kein Selbstläufer. Und die Probleme bleiben bestehen. Es wird immer Probleme geben. Und die Gefahr, zurückzufallen, ist immer da.
Manchmal habe ich mich auch gefragt, wie ich das geschafft habe. Und ich glaube, da ich den körperlichen Entzug überwunden habe, ist es nur noch eine Frage, wie ich im Kopf damit umgehe. Ich habe dann für mich gesagt, warum habe ich Alkohol getrunken, was wollte ich damit bewirken. Das schalte ich aus. Ich gehe die Probleme an. Ich renne nicht mehr weg. Ich halte auch unangenehme Situationen aus. Und dann brauche ich auch kein Hilfsmittel mehr, um mich stark zu machen. Sondern die Stärke, kommt dann von innen heraus, weil ich für mich was tun will.
Der größte Erfolg meiner Trockenheit ist eigentlich, dass ich ein selbstbestimmtes Leben führe. Ich bin nicht stolz, aber ich bin zufrieden für das, was ich erreicht habe, dass ich meinen Beruf ausüben kann, dass ich mich nicht mehr verstecken muss, dass ich mich nicht mehr schlecht fühle, sondern einfach Ja sage zum Leben und den Zustand, so wie er ist, einfach genieße.