Ich bin Daniel Wagner, ich bin 1997 geboren, ich bin der Abwärtsspirale der Sucht entkommen, ich bin trockener Alkoholiker. Ich habe schon recht früh angefangen Alkohol zu trinken mit 14, 15 Jahren, um cool zu sein und das Selbstwertgefühl zu steigern. Und über ein paar Jahre hat sich das dann weiter gesteigert. Ich war zum Schluss bei zwei Flaschen Schnaps pro Tag. Der Punkt, an dem ich hätte aufhören sollen mit dem Alkohol, war der, wo ich angefangen habe, alleine zu trinken.
Durch meinen Alkoholkonsum habe ich den Führerschein verloren und daraufhin auch meine Arbeit und das war der Punkt, wo ich dachte, jetzt muss ich was ändern. Ich wurde irgendwann von meiner Mutter angesprochen, ob ich nicht mal Hilfe suchen möchte und bin mit ihr zur Suchtberatung gegangen. Und da ist mir auch dann selber klar geworden, dass ich ein Problem haben könnte.
Nach der Suchtberatung habe ich einige Unterlagen ausfüllen müssen und einen Klinikantrag gestellt. Ich kam dann dreieinhalb Monate in eine Suchtklinik. Früher habe ich viel getrunken, weil ich kein Selbstwertgefühl hatte und in der Klinik musste ich das lernen, dass ich wieder was wert bin. Und wir haben dann mit einem Klinik-Kumpanen zusammen auch eine Mutprobe gemacht und wir haben Frauenkleider gekauft und sind damit durch die Heidelberger Altstadt gelaufen. Man hat dann gemerkt, es ist eigentlich total egal, was die anderen denken, ich bin was wert.
Während der Klinik habe ich mich von meinen Freundeskreisen los gelöst, weil die alle weiter konsumiert haben. Ich habe einen neuen Job gefunden, bin umgezogen und habe quasi mein altes Leben komplett hinter mir gelassen und ein neues Leben angefangen. Ich bin ja auch einer Selbsthilfegruppe beigetreten, so habe ich jede Woche Gleichgesinnte um mich, nette Gespräche und werde wieder daran erinnert, nicht zu trinken.
Ich habe es geschafft dauerhaft abstinent zu leben, indem ich das Loch, was der Alkohol hinterlassen hat, mit anderen Dingen gefüllt habe. Zum Beispiel mit Sport. Ich habe angefangen Volleyball zu spielen und ich habe angefangen zu klettern. Das ist immer ganz toll, um sich dann abzureagieren und so habe ich es jetzt auch geschafft, dass ich mich jeden Freitag mit Kumpels in die Kneipe setze und ein alkoholfreies Getränk trinke und mich nicht davon stören lasse, dass andere ein Bier trinken.
Durch die viele Zeit, die ich habe, weil ich den Alkohol weglasse, komme ich jetzt auch wieder zu einem meiner Lieblingshobbys, der Musik. Mit der Musik kann ich jetzt Gefühle besser verarbeiten, ich kann sie rauslassen, ich kann Aggressionen rauslassen, ich kann Trauer rauslassen. Ein Vorteil, dass ich mir jetzt nicht mehr täglich Alkohol kaufen muss, dass ich finanziell besser aufgestellt bin und weil ich gerne in der Natur unterwegs bin und gerne Fotos und Filme mache, habe ich mir eine Drohne gekauft. Und das ist für mich Freiheit.
Das Leben ohne Alkohol ist für mich geregelter. Ich habe meine Zeiten, wann ich aufstehe, wann ich ins Bett gehe und weiß auch, was ich dazwischen mache. Ich mache sinnvolle Dinge dazwischen. Und tue mich nicht einfach mehr sinnlos besaufen.