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Für sich selbst sorgen

Für Angehörige kann es sehr belastend sein, wenn in ihrem Umfeld problematischer Alkoholkonsum oder auch Abhängigkeit auftritt. Vor allem trifft dies auf nahestehende Menschen wie Ehe- und Lebenspartner, Eltern sowie Kinder zu.

Von welchen Belastungen können Angehörige betroffen sein?  Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In einem Forschungsprojekt wurden Angehörige von Suchtkranken auch über ihre psychosozialen Belastungen befragt. Da diese Ergebnisse bislang nicht in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, fließen hier auch die Ergebnisse aus dem Abschlussbericht ein.

Belastungen der Angehörigen als PDF

Möglicherweise fühlen sich Angehörige bedrückt aufgrund von 

  • Sorgen um die Gesundheit des Partners, des Elternteils oder des Kindes,
  • Angst vor der Zukunft oder vor dem Auseinanderfallen der Familie, z. B. weil sich die Betroffenen aus dem Familienleben zurückziehen und/oder unzuverlässig werden,
  • finanziellen Sorgen, da der problematische oder abhängige Alkoholkonsum zu weiteren Problemen bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes führen kann,
  • Gefühlen der Hilflosigkeit oder Ohnmacht,
  • Aggressionen vonseiten der betroffenen Person.

Oder sie zeigen eine der folgenden Verhaltensweisen:

  • Zu versuchen, die durch den übermäßigen Alkoholkonsum entstandenen Probleme zu lösen und eigene Bedürfnisse oder Wünsche hintanzustellen.
  • Zu versuchen, nach außen hin die Alkoholproblematik geheimzuhalten. 
  • Sich aus Angst vor Vorurteilen und falschen Annahmen (Stigmatisierung) aus dem Freundes- oder Familienkreis zurückzuziehen.

Die genannten Aspekte können für nahestehende Personen anstrengend und überfordernd sein. Dies kann das Risiko stressbedingter Erkrankungen wie Depressionen erhöhen.

Wo finde ich als Angehöriger Unterstützung? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Ihr Anliegen könnten Sie in einer Beratungsstelle schildern, die auch Betroffenen mit Alkoholproblemen oder -abhängigkeit offensteht. Dort erhalten Sie Unterstützung, wenn Sie nicht genau wissen, wie Sie Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen können. Auch wenn Sie sich aus anderen Gründen überfordert fühlen, können Sie hier Hilfe bekommen. Die Angebote sind anonym und meist kostenlos. 

Hier finden Sie Beratungsstellen in Ihrer Nähe: 

Telefonische Beratung:

  • Sucht- und Drogen-Hotline: 01806 313 031 (24 Stunden erreichbar, 20–60 Cent pro Anruf)

Onlineberatung: 

Ehe- und Familienberatungsstellen oder die Hausärztin, der Hausarzt sind ebenfalls mögliche Anlaufstellen.

Für Angehörige von Menschen mit Alkoholabhängigkeit sind Selbsthilfegruppen eine weitere Unterstützungsmöglichkeit. Hier besteht Gelegenheit, sich mit Menschen in einer ähnlichen Situation auszutauschen. Selbsthilfegruppen für Angehörige finden Sie zum Beispiel hier:

Darüber hinaus helfen Beratungsstellen bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe. Einige Beratungsstellen haben auch eigene Gruppen speziell für Angehörige im Angebot.

Warum Angehörige auch betroffen sind und wo sie professionelle Unterstützung finden, erklärt Silke Biester, Fachreferentin Suchthilfe und Psychiatrie beim Caritasverband Berlin e.V. im Film:

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Erfahrungsberichte

Wie gehen Angehörige mit Alkoholabhängigkeit um? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In zwei Filmen schildern Angehörige ihren persönlichen Umgang mit dem abhängigen Alkoholkonsum eines nahestehenden Menschen. Außerdem erklärt Silke Biester, Fachreferentin Suchthilfe und Psychiatrie beim Caritasverband Berlin e.V., wie man Kinder unterstützen kann.

Betroffene unterstützen

Experten und Expertinnen haben Anregungen zur Unterstützung von Menschen mit problematischem Alkoholkonsum zusammengestellt. Diese basieren auf einer Befragung von Angehörigen, ehemals Betroffenen sowie Fachpersonal. Randomisiert-kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit dieser Anregungen beweisen oder widerlegen, liegen nicht vor.

Angehörige fühlen sich mitunter dafür verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich, das Alkoholproblem und dadurch aufgetretene Schwierigkeiten zu lösen. Die betroffene Person kann die Entscheidung, ihr Trinkverhalten zu verändern, jedoch nur selbst fällen. Angehörige tun sich möglicherweise schwer damit, sich nicht schuldig zu fühlen, solange die Betroffenen ihr Verhalten (noch) nicht ändern. Wenn Angehörige besorgt über den Alkoholkonsum sind, können sie versuchen ein offenes und ehrliches Gespräch mit der betroffenen Person zu führen.

Was kann ich bei einem Gespräch beachten? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Sie machen sich Sorgen über den Alkoholkonsum eines Ihnen nahestehenden Menschen? Wann und wie man das Thema ansprechen kann:

  • Ein solches Gespräch in einer ruhigen, privaten Umgebung und in einem Zeitraum führen, in dem keine Unterbrechung zu erwarten ist
  • Bei dem Gespräch in einer möglichst ruhigen und entspannten Verfassung sein
  • Vorwürfe, Konfrontationen oder Belehrungen vermeiden
  • Die Sicht des Betroffenen auf sein Trinkverhalten verstehen, etwa wie viel der Betroffene trinkt und ob er seine Trinkmenge als problematisch einschätzt. 

Vielleicht wird der Ihnen nahestehende Mensch zum ersten Mal auf seinen Alkoholkonsum angesprochen und ist (noch) nicht bereit, darüber zu sprechen. Möglicherweise sieht die- oder derjenige das eigene Trinkverhalten gar nicht als problematisch an. Ein Versuch, Ihren Gesprächspartner, Ihre Gesprächspartnerin vom Gegenteil zu überzeugen, kann zu Abwehr oder Konflikten führen. Eine Möglichkeit ist, Ihre Sichtweise durch „Ich-Botschaften“ deutlich zu machen. Ein Beispiel: „Ich mache mir Sorgen darüber, wie viel du in letzter Zeit getrunken hast.“ Thema des Gesprächs sollten eher das Trinkverhalten und dessen Folgen („Ich habe den Eindruck, dass dein Trinkverhalten zu Problemen führt“) und nicht der Charakter sein („Du bist ein willensschwacher Mensch“). 

Machen Sie der betroffenen Person deutlich, dass Sie sie unterstützen wollen. Aber Veränderungen im Denken oder Verhalten können Sie nicht sofort erwarten. Vielleicht ist es das erste Mal, dass der Ihnen nahestehende Mensch darüber nachdenkt, dass sein Trinkverhalten problematisch ist. 

Wenn Sie sich unsicher fühlen, zum Beispiel weil Sie eine größere Auseinandersetzung befürchten, holen Sie sich Unterstützung von außen.

Weitere Kommunikationstipps gibt Expertin Silke Biester im Film:

Video als Text

Wie kann man Betroffenen im Alltag helfen? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wichtig ist: Angehörige sollten realistisch einschätzen, wie viel Zeit und Energie sie tatsächlich haben. Was können sie leisten und welche Unterstützung können sie anbieten, ohne sich zu überfordern?

Zuhören Zu Unterstützung durch Freunde und Familie ermutigen Professionelle Hilfsangebote vorschlagen Respekt und Verständnis zeigen Praktische Tipps geben

Womit unterstütze ich den Betroffenen nicht? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Einige Verhaltensweisen stellen möglicherweise keine Hilfe für Betroffene dar, etwa …

  • zusammen mit der betroffenen Person Alkohol zu trinken,
  • die betroffene Person mit Bestechung, Nörgeln, Weinen oder Drohungen zu kontrollieren,
  • Entschuldigungen für die betroffene Person oder ihren Alkoholkonsum zu suchen, 
  • den Alkoholkonsum und das damit verbundene Verhalten nach außen hin zu verheimlichen, 
  • Tätigkeiten zu übernehmen, für die eigentlich die betroffene Person verantwortlich ist – außer wenn ansonsten ein großer Schaden entstehen kann oder Lebensgefahr besteht.

Was ist sonst noch wichtig zu wissen? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Vielen Menschen mit problematischem Alkoholkonsum fällt es nicht leicht, ihr Trinkverhalten zu verändern. Deswegen ist es gut, als nahestehender Angehöriger Folgendes zu wissen:

  • Für eine Veränderung des Trinkverhaltens reichen Willenskraft und der Entschluss, den Alkoholkonsum allein in den Griff zu bekommen, nicht immer aus.
  • Ratschläge allein helfen nicht unbedingt, um den Alkoholkonsum zu verringern.
  • Die betroffene Person benötigt vielleicht mehrere Anläufe, um erfolgreich weniger oder gar keinen Alkohol mehr zu trinken.
  • Oftmals sind viele weitere Änderungen des Lebensstils notwendig, um das Trinkverhalten zu verändern. Das können zum Beispiel andere Strategien im Umgang mit Stress sein, anstatt zur Entspannung ein Bier zu trinken.
Quellen Hinweis: Diese Gesundheitsinformationen können das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt nicht ersetzen. Interessenkonflikte