Ich bin Ronny Schuster, geboren 1980 und ich leide seit circa zwanzig Jahren unter extremen Schlafstörungen. In meiner Extremphase kam das komplette Leben zum Stillstand, alles war eigentlich kraftraubend. Mein Hausarzt hatte mich dann aber irgendwann mal zum Schlaflabor überwiesen und dort habe ich dann nach zwei Nächten die Diagnose Insomnie erhalten.
Ich musste etwa sechs Monate auf meinen Therapieplatz warten, aber die Zeit konnte ich gut überbrücken mit Gesprächen auch bei einer psychologischen Beratungsstelle. Und dann habe ich noch eine Onlinetherapie ausprobiert, gleichzeitig. Die hat mir zunächst auch geholfen, also ich habe mit einem Therapeuten per E-Mail-Verkehr Kontakt gehabt, aber auf Dauer konnte man nicht ins Detail gehen, man konnte nicht in die Tiefe gehen und so habe ich das dann leider abgebrochen. Und hatte aber das Glück dann auch in die Verhaltenstherapie zu kommen.
Also ich bin sehr dankbar für diese kognitive Verhaltenstherapie. Weil der Therapeut hat mir vor allen Dingen in Bezug auf die Schlafstörung aufgezeigt, was für Skills ich anwenden kann. Der Schlüssel zu mehr Schlaf waren bei mir drei Faktoren: Tagsüber mehr Routine und Struktur rein zu bringen, abends zur Ruhe zu kommen und nachts dadurch mehr Achtsamkeit mit mir zu haben.
Eine Balance zu finden, auch was private zwischenmenschliche Beziehungen anbelangen. Dass ich da nicht auf viele negative Dinge gleich sofort reagiere, sondern mit mir ins Reine komme und manches auch mal beiseite schiebe, zur Ruhe komme, meditiere, achtsam mit mir selber bin und auf mein Inneres höre, was möchte ich, was möchte ich tagsüber, was möchte ich nachts.
Ich nutze jeden Abend eine Entspannungs-App für circa zehn Minuten. Dieses Ritual ist wie ein Schalter im Kopf, mit dem ich den ganzen Stress richtig abschalten kann. Schlafen ist eigentlich eine große Kopfsache. Ich muss natürlich auch auf mich aufpassen, dass ich nachts nicht, wenn ich wach bin, grüble, zu viel nachdenke. Das heißt, ich stehe schnell auf, laufe durch die Wohnung, fahre mich selber runter und gehe ins Bett und schlafe dann auch wieder schnell ein.
Ich war am Anfang der Therapie vor allen Dingen sehr, sehr skeptisch und erst mal auch diese Diagnose Insomnie zu bekommen war wirklich für mich ein einschlagendes Ereignis im Leben. Aber seitdem ich die Diagnose habe und durch die Verhaltenstherapie vor allen Dingen, so viel in meinem Leben ich selber auch ändern konnte, durch die Strukturen, durch die Skills, das ist unglaublich, wie sich das entwickelt hat. Also ich kann wirklich tagsüber wieder am Leben teilnehmen. Ich bin viel, viel kreativer, ich bin viel offener, kann auch Dinge wieder viel mehr körperlich machen. Also die Schlafstörung ist an sich jetzt nicht weg, aber ich kann schlafen und das aber zu meinen Zeiten, die ich möchte. Und ich schlafe nicht mehr tagsüber ein und bin da müde, sondern da, wo es hingehört, nämlich nachts.