Wie wird Demenz festgestellt?
Brieftasche verlegt, Schlüssel verloren, Geburtstage durcheinandergebracht – eine gewisse Schusseligkeit im Alter ist normal. Vielen älteren Menschen fällt es schwerer, sich auf Situationen einzustellen oder Neues zu lernen. Deshalb kann man von Vergesslichkeit noch lange nicht auf Demenz schließen. Häufige Anzeichen für Demenz sind dagegen:
- Man kann sich nicht mehr an Ereignisse von gestern erinnern, aber z. B. an Erlebnisse aus der Schulzeit.
- Man ist nicht mehr in der Lage, sich gut zu konzentrieren.
- Man weiß oft nicht mehr, welcher Tag oder welches Jahr gerade ist.
- Man vergisst häufig, wo man ist oder verläuft sich.
- Aufgaben, bei denen man viel planen und denken muss, fallen schwerer als früher.
- Man vergisst häufig Wörter, die man früher jeden Tag verwendet hat.
- Man fühlt sich oft antriebslos, ängstlich oder gereizt. Manche Leute schämen sich auch, weil sie so viel vergessen oder mehr Fehler machen als früher.
Mit diesen Anzeichen allein können Sie keine Diagnose stellen. Wenn Sie besorgt sind, dass Sie Demenz haben könnten, sollten Sie mit einer Ärztin, einem Arzt darüber sprechen. Nur eine medizinische Untersuchung wird klären, ob es sich wirklich um Demenz handelt.
Wer glaubt, an Demenz erkrankt zu sein, wendet sich am besten zuerst an den Hausarzt, die Hausärztin. Er oder sie wird erste Untersuchungen vornehmen oder die Person an einen Facharzt, eine Fachärztin überweisen. Falls nötig, empfehlen diese Ärzte auch den Besuch einer Gedächtnisambulanz, also Einrichtungen in Kliniken, die auf Demenz spezialisiert sind.
Im ersten Schritt wird die Krankengeschichte erhoben: Dazu fragt die Ärztin, der Arzt nach Beschwerden, die auf Demenz hinweisen. Meist werden auch Angehörige dazu befragt. Die Fragen gehen etwa in folgende Richtungen:
- Welche Anzeichen für Demenz liegen vor und wie stark sind sie ausgeprägt?
- Sind die Beschwerden neu aufgetreten oder haben sie sich in letzter Zeit verschlimmert?
- Wie stark schränken die Beschwerden den Alltag ein?
- Haben Sie psychische Beschwerden wie z. B. Depressionen oder hat sich Ihr Verhalten verändert? Sie Sie streitlustiger oder fühlen Sie sich oft sehr unruhig?
- Leiden Sie oder enge Verwandte an anderen Erkrankungen?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
Nach der Befragung wird der Patient, die Patientin körperlich untersucht. So lässt sich abklären, ob es andere mögliche Ursachen für die Beschwerden gibt, zum Beispiel Schädel-Hirn-Verletzungen oder eine Störung der Schilddrüse.
Die Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung liefern manchmal schon deutliche Hinweise dafür, ob es sich tatsächlich um Demenz handelt. Sie liefern zum Teil auch Hinweise auf die Demenz-Form. Die Ärztin, der Arzt kann aber auch weitere Untersuchungen veranlassen.
Um die Gehirnfunktion zu untersuchen, gibt es verschiedene Kurztests, zum Beispiel der Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder der Demenz-Detektions-Test (DemTect). Dabei werden unter anderem Orientierung, Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit geprüft. Der Patient, die Patientin muss Fragen zu Ort und Zeit beantworten, sich Wörter merken, Rechenaufgaben lösen, Gegenstände benennen und Formen zeichnen.
Wenn die Demenz nur leicht ausgeprägt ist, lässt sich die Beeinträchtigung bei einem Kurztest möglicherweise nicht erkennen. Außerdem eignen sich die Kurztests nicht dazu, unterschiedliche Demenz-Formen zu unterscheiden. Dafür braucht man vertiefende Tests. Diese werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Kurztests kein klares Ergebnis liefern.
Manche Demenz-Formen werden nicht durch Schäden im Gehirn verursacht, sondern durch eine andere Erkrankung. Diese Demenz-Formen müssen anders behandelt werden. Eine Blutuntersuchung liefert Hinweise darauf, ob eine andere Grunderkrankung vorliegt oder nicht. Vitamin-B12-Mangel ist ein Beispiel für solch eine Grunderkrankung.
An den Blutwerten lässt sich derzeit nicht erkennen, ob es sich um Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, gemischte Demenz, frontotemporale Demenz oder Lewy-Körperchen-Demenz handelt.
Nervenwasser ist eine Flüssigkeit in und um Gehirn und Rückenmark herum. Um Nervenwasser zu untersuchen, kann man es mit einer Nadel an der Lendenwirbelsäule entnehmen. Dieses Verfahren nennt man Lumbalpunktion.
Manche Demenz-Beschwerden können durch entzündlichen Gehirnerkrankungen verursacht sein, die man durch eine Nervenwasseruntersuchung ausschließen oder bestätigen kann.
In Kombination mit Ergebnissen anderer Untersuchungen kann das Verfahren dazu beitragen, eine primäre Demenz, insbesondere die Alzheimer-Erkrankung, festzustellen.
Als bildgebende Verfahren bezeichnet man Untersuchungen wie MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie). Mit diesen Methoden lässt sich untersuchen, ob die Demenz eine heilbare Ursache hat, etwa eine Entzündung im Gehirn. Die Bildgebung hilft auch dabei, zwischen den Demenz-Formen zu unterscheiden.
In seltenen Fällen werden Ärzte, Ärztinnen eine Elektroenzephalografie (EEG) machen. Dabei werden die elektrischen Ströme des Gehirns gemessen und als Zacken oder Wellen auf einem Bildschirm dargestellt. Diese Zacken und Wellen erlauben gegebenenfalls den Rückschluss auf bestimmte Erkrankungen des Gehirns. Das EEG kann dazu beitragen, bestimmte andere Erkrankungen wie beispielsweise die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung auszuschließen. Jedoch lässt sich mit dieser Untersuchung nicht zwischen den verschiedenen Demenz-Formen unterscheiden.
Früherkennung von Demenz?
Aktuell gibt es keine Untersuchungen, mit denen man Demenz im frühen, beschwerdefreien Stadium zuverlässig vorhersagen kann.
Ausnahmen sind bestimmte erbliche Formen der Alzheimer-Demenz sowie die frontotemporale Demenz. Diese Demenz-Formen lassen sich vorhersehen, wenn man selbst oder ein naher Verwandter eine bestimmte genetische Veränderung hat.