Vaskuläre Demenz ist eine Form der Demenz, bei der das Gehirn durch Durchblutungsstörungen geschädigt ist. Es gibt verschiedene Typen der vaskulären Demenz, die sich nach Art und Ort der Schädigung im Gehirn unterscheiden. Eingeteilt werden vaskuläre Demenzen u. a. danach, ob
- sie in zeitlichem Zusammenhang nach einem oder mehreren, möglicherweise auch kleineren, Schlaganfällen auftreten oder
- sich die Symptome zeigen, ohne dass vorher ein Schlaganfall stattgefunden hat.
Neben der vaskulären Demenz gibt es noch weitere Demenzformen wie die Alzheimer-Demenz, die frontotemporale Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz. Auch gemischte Demenzen sind möglich. Vorrangig kommen Mischformen zwischen Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz vor.
Schätzungsweise leben in Deutschland etwa 250.000 Menschen, die an vaskulärer Demenz erkrankt sind. Das sind 0,3 Prozent der Bevölkerung. Mit einem Anteil von rund 15 Prozent an allen Demenzerkrankungen ist die vaskuläre Demenz nach Alzheimer die zweithäufigste Demenzform. Sie tritt in der Regel im höheren Alter auf. Das Erkrankungsrisiko nimmt im Alter weiter zu.
Entstehung und Risikofaktoren
Vaskuläre Demenz kann eine Folge von einem oder mehreren, auch kleinen, Schlaganfällen sein. Sie kann aber auch ohne vorhergegangenen Schlaganfall auftreten. In beiden Fällen entsteht sie aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn.
Ursachen für solche Durchblutungsstörungen können zum Beispiel Blutgerinnsel oder Ablagerungen an den Wänden kleinerer oder größerer Blutgefäße sein. Wenn die Blutgefäße dadurch verstopfen oder weniger Blut durchlassen, gelangt nicht mehr genügend Blut in die betroffenen Gehirnbereiche. In der Folge werden Hirnzellen geschädigt oder sterben ab. Auch Hirnblutungen, verursacht durch das Einreißen von Blutgefäßen, können zu Schäden an den Hirnzellen führen.
Alte Menschen und Frauen haben ein höheres Risiko, an vaskulärer Demenz zu erkranken. Außerdem gibt es eine Reihe an Faktoren und Erkrankungen, die ebenfalls das Risiko vaskulärer Demenz erhöhen, aber zumindest in gewissem Maße beeinflussbar sind. Sie betreffen hauptsächlich das Herz-Kreislauf-System:
- Bluthochdruck
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Veränderter Fettstoffwechsel – insbesondere ein erhöhter Cholesterinspiegel
- Rauchen
- Auch Depressionen im späteren Lebensalter können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, vaskuläre Demenz zu entwickeln.
Ein aktiver Lebensstil mit moderater körperlicher Bewegung kann das Risiko für vaskuläre Demenz möglicherweise senken. Auch eine ausgewogene Ernährung könnte laut Experten eventuell als Schutzfaktor gelten.
Symptome und Beschwerden
- Bei Menschen mit vaskulärer Demenz stehen zu Beginn der Erkrankung nicht unbedingt Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Vielmehr kann es zu Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und Konzentration sowie zu einer Verlangsamung im Denken kommen. Das führt dazu, dass die Betroffenen komplexe Aufgaben schlechter verstehen und ausführen können.
- Menschen mit vaskulärer Demenz können auch Sprachprobleme haben. Dabei kann es sich beispielsweise um einen eingeschränkten Wortschatz oder Wortfindungsstörungen handeln.
- Begleitet wird die Erkrankung unter Umständen von Veränderungen im Verhalten wie Antriebsstörungen bis hin zu Teilnahmslosigkeit und Stimmungsschwankungen. Diese sogenannten psychischen Symptome und Verhaltenssymptome können im Verlauf der Erkrankung zunehmen.
- Es kann auch zu Gangstörungen und Unsicherheit bei Bewegungen und dadurch zu Stürzen kommen.
- Gesteigerter Drang zur Entleerung der Blase oder der völlige Kontrollverlust über die Blasenfunktionen können ebenfalls vorkommen.
Welche Symptome im Vordergrund stehen oder überhaupt auftreten, hängt sehr stark von Art und Ort der Schädigung im Gehirn ab. Die Symptome können bei vaskulärer Demenz schlagartig oder nach und nach auftreten.
Verlauf
Die vaskuläre Demenz ist in der Regel eine fortschreitende Erkrankung. Das bedeutet, dass nach und nach immer mehr Hirnzellen zerstört werden und immer mehr Hirngewebe abstirbt. Dadurch nehmen die Beeinträchtigungen immer weiter zu. Die geistigen Fähigkeiten nehmen bei manchen Patienten oder Patientinnen stufenweise ab; die Symptome können sich aber auch gleichmäßig verschlechtern. Auch schwanken die geistigen Fähigkeiten mitunter stark. In einigen Fällen kann es sogar zu einer zumindest zeitweisen Besserung der Symptomatik kommen.
Allgemeine Aussagen über den genauen Verlauf der vaskulären Demenz lassen sich schwer treffen. Entscheidend dafür sind unter anderem Art und Ort der Schädigung im Gehirn. Außerdem kommt es darauf an, wie gut weitere Schäden am Hirngewebe vermieden werden können.
Die Lebenserwartung hängt sehr davon ab, wann die Diagnose gestellt wird und wie alt die Patientinnen oder Patienten zu diesem Zeitpunkt sind. Weiter wird die Lebenserwartung stark vom Schweregrad der Demenz und anderen individuellen Faktoren wie Begleiterkrankungen beeinflusst. Die mittlere Lebenserwartung bei vaskulärer Demenz beträgt ab dem Zeitpunkt, an dem ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose stellt, etwa 1,4 bis 6 Jahre. Dieser Zeitraum ist ein Durchschnittswert; Menschen mit vaskulärer Demenz können auch länger leben.
Diagnostik
Um vaskuläre Demenz festzustellen, muss einerseits geklärt werden, ob die Beschwerden tatsächlich auf Demenz zurückzuführen sind. Andererseits müssen Durchblutungsstörungen als Ursache der Demenz nachgewiesen werden, um eine vaskuläre Demenz von anderen Demenzformen abzugrenzen. Es wird auch untersucht, ob eine sekundäre Demenz mit möglicherweise behandelbaren Ursachen vorliegt. Die verschiedenen angewandten Tests und Untersuchungen sind in der Gesundheitsinformation Demenz genauer beschrieben.
In vielen Fällen kann man nach diesen Untersuchungen schon mit einiger Sicherheit sagen, ob es sich um vaskuläre Demenz handelt. Dabei müssen alle Untersuchungsergebnisse gemeinsam betrachtet werden. In unklaren Fällen können zur Unterscheidung zwischen vaskulärer Demenz und anderen Demenzformen weitere spezielle Untersuchungen erfolgen. Diese werden aber nur in Ausnahmefällen angewandt.
Manchmal ist trotz umfassender Untersuchungen nicht sicher einzuordnen, welche Demenzform vorliegt.