Vorbeugung
Um Kniearthrose entgegenzuwirken, sind grundsätzlich zwei Ansatzpunkte denkbar: die Vorbeugung der Arthrose selbst, die sogenannte Primärprävention, oder die Verhinderung des fortschreitenden Knorpelverschleißes. Bei Letzterem spricht man von Progressionsprävention.
Um Kniearthrose vorzubeugen, setzt man bei den Ursachen der Erkrankung an. Das sind insbesondere die knorpelschädigenden Einflüsse, auch Risikofaktoren genannt. Dazu gehören z. B. Gelenkfehlstellungen, schwere kniende Tätigkeiten, Knieverletzungen oder Adipositas. Derartige Risikofaktoren sollten vermieden oder vermindert werden. Man spricht dabei von Primärprävention.
Grundsätzlich aber gilt: Damit Gelenke in Form bleiben, brauchen sie Bewegung. Regelmäßige und maßvolle körperliche Bewegung tut sowohl dem gesunden als auch dem bereits geschädigten Knorpel gut.
Der Grund: Bewegung regt die Nährstoffversorgung des Knorpels an und fördert die Schmierung der Gelenkflächen. Auch die Muskeln, die sich nah an den Gelenken befinden, werden durch körperliche Bewegung gestärkt.
Auch wenn ein Knorpelschaden bereits vorhanden ist, lässt sich das Fortschreiten der Arthrose möglicherweise verhindern oder wenigstens verlangsamen (Progressionsprävention). Auch hier gilt: Man sollte versuchen, die genannten Risikofaktoren positiv zu beeinflussen (z. B. durch Gewichtsabnahme) und die betroffenen Gelenke zu bewegen, ohne sie allzu stark zu belasten.
Gewichtsabnahme
Übergewicht gilt als gelenkbelastender Faktor. Von Übergewicht spricht man im Allgemeinen bei einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 kg/m². Welchen Einfluss das Gewicht auf die Entstehung einer Kniearthrose hat, erfahren Sie in unserer Bildgalerie:
Durch Gewichtsabnahme soll sich die mechanische Belastung des Kniegelenks und des Knorpels verringern. Arthrose, die auf dem Röntgenbild sichtbar, aber noch ohne Beschwerden ist, bleibt dadurch möglicherweise beschwerdefrei oder die Beschwerden treten später auf.
Gewichtsabnahme führt bei übergewichtigen Menschen mit Kniearthrose zu weniger Schmerzen und einer besseren Beweglichkeit. Dafür müssten sie etwa fünf Prozent des Körpergewichts abnehmen. Das bedeutet z. B. für einen Mann mit 100 Kilogramm eine Gewichtsabnahme von fünf Kilogramm.
Um die Beschwerden längerfristig zu bessern, kommt es darauf an, das reduzierte Gewicht auch zu halten. Eine dauerhafte Umstellung des Lebensstils kann dafür notwendig und hilfreich sein.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um sein Gewicht zu reduzieren und anschließend zu halten. Bewegung und die Unterstützung eines Ernährungsberaters oder einer -beraterin können zum Erhalt der erzielten Gewichtsabnahme beitragen. Darauf deuten Studien hin.
Bewegung und Physiotherapie
Wer an Arthrose erkrankt ist, kennt den Teufelskreis:
- Bewegung verursacht Schmerzen.
- Um die Schmerzen zu vermeiden, bewegen sich Betroffene weniger.
- Dadurch wird der Knorpel wiederum schlechter mit Nährstoffen versorgt – er erneuert sich noch langsamer – und der Abbau nimmt zu.
Bewegung und Physiotherapie sind also Erfolg versprechende Ansätze in der Prävention von Kniearthrose.
Gelenke, die nicht beansprucht und nicht trainiert werden, können verkümmern.
Prof. Dr. med. Martin Scherer
Günstig sind Sportarten mit gleichmäßigen Bewegungsabläufen, zum Beispiel (Nordic) Walking, Radfahren, Schwimmen sowie Wassergymnastik. Eher ungünstig sind Sportarten mit abrupten, raschen Bewegungsabläufen wie Tennis, Joggen und Fußball. Denn ruckartige und mit viel Kraft ausgeführte Bewegungen beanspruchen den Knorpel besonders. Welche Art von Bewegung oder Übungsprogramm für Sie infrage kommt, hängt auch davon ab, wie und mit wem Sie es ausüben wollen und was Sie motiviert.
Das sagen Studien zu Sport bei Kniearthrose
Dass Sport bei Kniearthrose helfen kann, konnte auch in Studien gezeigt werden:
Die Kniebewegung wird durch vier Muskeln am Oberschenkel gesteuert. Sind die umgebenden Muskeln kräftig und ausbalanciert, kann die Bewegung optimal funktionieren. Sind die Muskeln zu schwach oder nicht in Balance, droht ein erhöhter Knorpelabbau durch die erhöhte oder falsche Belastung.
Mit regelmäßigen Gleichgewichtsübungen im Alltag lässt sich das Knie stabilisieren. Wenn das Knie genügend stabilisiert ist, kann sich gezieltes Krafttraining anschließen. Es dient dem Aufbau der umgebenden Muskulatur und festigt so das Knie zusätzlich.
Wenn Ihre Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist, kann Physiotherapie, insbesondere von der Ärztin oder dem Arzt verschriebene Krankengymnastik, eine durchaus sinnvolle Maßnahme sein. Denn mit Krankengymnastik können Sie Ihre Kraft stärken, sich maßvoll belasten, die Koordination der Körperteile verbessern und Ihr Gleichgewicht stärken. Dabei lohnt es den Versuch, weniger bewegliche Gelenke wieder beweglicher zu machen. Außerdem erhalten Sie Schulungen im Gebrauch von Hilfsmitteln. Der Physiotherapeut, die Physiotherapeutin kann Ihnen zusätzlich zeigen, wie Sie Übungen und Bewegungstechniken über die Dauer der Therapie hinaus im Alltag umsetzen können, um bisherige Behandlungserfolge zu sichern.
Präventive Operationen
Unter einer Osteotomie versteht man eine Operation, bei der Knochen gezielt durchtrennt werden. Ziel dieses Eingriffs ist es meistens, Beinfehlstellungen zu beheben. Dadurch sollen einseitige Belastungen im Kniegelenk gebessert und schwere Schäden am Kniegelenk vermieden werden. Typische Fehlstellungen, die in solch einer Operation korrigiert werden, sind die sogenannten O-Beine oder X-Beine. Ob Fehlstellungen im Kniegelenk operiert werden müssen, hängt davon ab, wie ausgeprägt sie sind.