Studiencheck

Bei Kniearthrose baut sich der Knorpel im Knie immer mehr ab. In der Folge kann es zu Beschwerden wie z. B. Schmerzen, Steifigkeitsgefühl und Bewegungseinschränkungen kommen, die im Laufe der Zeit zunehmen. Obwohl Arthrose nicht heilbar ist, steht eine Reihe von Therapien zur Verfügung, die das Ziel haben, Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten oder zu verbessern. Dazu gehören vor allem auch Bewegung und sportliche Aktivität. Die Bewegung regt die Nährstoffversorgung des Knorpels an und fördert die Schmierung der Gelenkflächen. Auch werden die Muskeln gestärkt, die sich nah an den Gelenken befinden. 

Welchen Nutzen hat es, an Bewegungsprogrammen teilzunehmen? Was kann an unbeabsichtigten Folgen auftreten? Wir haben uns die Studienlage für Betroffene mit einer leichten bis mittelschweren Kniearthrose angeschaut.

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In einer systematischen Übersichtsarbeit aus 54 randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) wurden der Nutzen und Schaden von Bewegungsprogrammen bei erwachsenen Personen mit einer leichten bis mittelschweren Kniearthrose untersucht.

Die Teilnehmenden der einzelnen Studien wurden dazu per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt:

  • Eine Gruppe nahm an einem Bewegungsprogramm teil.
  • Die andere Gruppe nahm nicht an einem Bewegungsprogramm teil (Kontrollgruppe). 

Die in der Studie untersuchten Bewegungsprogramme regten zu ganz unterschiedlichen Übungs- und Bewegungsformen an, u. a. zur Kräftigung der Beinmuskulatur oder nur des Oberschenkelstreckers (Quadrizeps), zu Walking, Tai-Chi und Aerobic, kombiniert mit Muskelkräftigung.

Neben den unterschiedlichen Bewegungsformen und der Art der Kurse (in einer Gruppe oder einzeln; zu Hause oder in einer dafür vorgesehenen Einrichtung) variierten in den eingeschlossenen Studien u. a. auch die Dauer, Häufigkeit und Intensität des Trainings. Die Dauer reichte pro Bewegungseinheit von 20 bis 60 Minuten bei mäßiger bis mäßig hoher Intensität. In den meisten Studien waren zwei bis drei Einheiten pro Woche vorgesehen und die Programme wurden für eine Dauer von ein bis sechs Monaten durchgeführt.

Unmittelbar nach Ende des Bewegungsprogramms sowie nach zwei bis sechs Monaten wurden die Schmerzstärke, Lebensqualität und Funktionalität des Knies auf 100er-Skalen erfasst.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Nutzen der Behandlungsmethode Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wie beurteilten Patientinnen und Patienten die Schmerzstärke unmittelbar nach dem Programm und wie nach zwei bis sechs Monaten?
Die Betroffenen, die an einem Bewegungsprogramm teilnahmen, gaben unmittelbar nach dem Programm eine durchschnittliche Schmerzstärke von 32 auf einer 100er-Skala an. Bei den Betroffenen ohne Bewegungsprogramm lag der Schmerz-Wert zu diesem Zeitpunkt bei 44 auf der 100er-Skala. 

Nach zwei bis sechs Monaten lag der Wert für die Schmerzstärke bei den Betroffenen mit Bewegungsprogramm bei 37 auf der 100er-Skala. Die Betroffenen ohne Bewegungsprogramm gaben nach zwei bis sechs Monaten einen Wert von 43 auf der 100er-Skala an.

Je niedriger der Schmerz-Wert angegeben wird, desto weniger stark werden die Schmerzen wahrgenommen. Ein Wert von null bedeutet also, dass die Betroffenen schmerzfrei sind.

Als für Patientinnen und Patienten wahrnehmbare Unterschiede werden Werte von 15 Punkten für Schmerzstärke auf der 100er-Skala angenommen. 

 

Wie beurteilten Patientinnen und Patienten die Funktionalität und Beweglichkeit des Knies unmittelbar nach dem Programm und wie nach zwei bis sechs Monaten?
Die Betroffenen, die an einem Bewegungsprogramm teilnahmen, gaben unmittelbar danach für Funktionalität und Beweglichkeit einen Wert von 28 auf der 100er-Skala an. Bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern ohne Bewegungsprogramm lag der Wert zu diesem Zeitpunkt bei 38 auf der 100er-Skala. 

Nach zwei bis sechs Monaten lag der Wert für Funktionalität und Beweglichkeit bei den Personen, die das Bewegungsprogramm absolviert hatten, bei 34 auf der 100er-Skala. Die Betroffenen ohne Bewegungsprogramm gaben nach zwei bis sechs Monaten einen Wert von 37 auf der 100er-Skala an.

Je niedriger der Wert angegeben wird, desto weniger stark werden die Beeinträchtigungen wahrgenommen. Ein Wert von null bedeutet also, dass die Betroffenen keine Beeinträchtigung bemerken.

Als für Patientinnen und Patienten wahrnehmbare Unterschiede werden Werte von über zehn Punkten für Funktionalität auf der 100er-Skala angenommen. 

 

Wie beurteilten Patientinnen und Patienten ihre Lebensqualität unmittelbar nach dem Programm? 

Die Betroffenen, die an einem Bewegungsprogramm teilnahmen, gaben unmittelbar nach dem Programm für die Lebensqualität durchschnittlich einen Wert von 47 auf einer 100er-Skala an. Bei den Studienteilnehmenden ohne Bewegungsprogramm lag der Wert zu diesem Zeitpunkt bei 43 auf der 100er-Skala.

Je höher der angegebene Wert ist, desto höher wird die Lebensqualität bewertet oder wahrgenommen. 

Als für Patientinnen und Patienten wahrnehmbare Unterschiede für die Lebensqualität werden Werte von über zehn Punkten auf der 100er-Skala angenommen.

Schaden der Behandlungsmethode Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wie viele Patientinnen und Patienten haben das Programm vorzeitig abgebrochen?
14 von 100 Betroffenen haben das Bewegungsprogramm vorzeitig abgebrochen.

Sind Nebenwirkungen oder Verletzungen in Zusammenhang mit den Bewegungsprogrammen berichtet worden?
Nur elf der 54 Studien haben Informationen zu Nebenwirkungen wie Verletzungen oder Stürzen während des Trainings geliefert. Acht Studien berichteten von verstärkten Knie- oder Kreuzschmerzen, die auf das Trainingsprogramm zurückzuführen sind. In keiner Studie werden schwerwiegende Nebenwirkungen berichtet.

Weitere Aspekte Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Keine Übungsform war nachweislich besser als die anderen in Bezug auf den Schmerz und die körperliche Funktionsfähigkeit. Es liegen aber Hinweise darauf vor, dass individuelle Bewegungsprogramme unter Anleitung einen höheren Nutzen haben als Übungen in der Gruppe oder daheim.

Einschränkung der Ergebnisse Woher stammen die Informationen? Wie ist die Stiftung Gesundheitswissen bei ihrer Analyse vorgegangen? Quelle Interessenkonflikte

Erstellt im Juli 2021. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2024. Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Dagmar Lühmann, Prof. Dr. med. Martin Scherer