(Zuletzt aktualisiert am 08.01.2021) - Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) bestimmt die Nachrichten und unseren Alltag. Viele Menschen machen sich Sorgen. Doch wie dramatisch ist die Lage wirklich? Wo sind verlässliche Informationen zu finden und was kann jeder Einzelne tun, um sich zu schützen? Die Stiftung Gesundheitswissen gibt Antworten auf wichtige Fragen zum Umgang mit dem neuen Coronavirus.
Das Coronavirus hat Deutschland im Griff. Die Verunsicherung ist bei vielen Menschen groß. Auch wenn die meisten Patienten nur milde Symptome zeigen - es besteht die Gefahr, andere Menschen anzustecken, die durch Vorerkrankungen belastet sind und bei denen ein schwerer Verlauf zu befürchten ist. Was der Einzelne tun kann, wo verlässliche Informationen zu finden sind und wie Ärzte sich auf Verdachtsfälle einstellen können:
Wie gefährlich ist das neue Coronavirus wirklich?
Gefährlich kann eine Erkrankung vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen, chronisch Kranke und Menschen über 60 Jahre sein, deren Immunsystem die Erreger nicht so gut bekämpfen kann wie das gesunder Menschen. Allerdings sind die meisten Bevölkerungsgruppen kaum gefährdet und es hängt auch von der medizinischen Versorgung vor Ort ab, wie die Erkrankung verläuft. Diese ist in Deutschland sehr gut. Bisherige Fälle zeigen, dass der Krankheitsverlauf bei Kindern und Schwangeren meist unproblematisch ist.
Vorsichtsmaßnahmen wie Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und gefährdete Gruppen zu schützen. Mit einer langsameren Ausbreitung kann einer Überlastung des Gesundheitssystems vorgebeugt werden. Damit ist es wahrscheinlicher, dass für die, die doch erkranken, eine Versorgung sichergestellt werden kann.
Woran erkennt man eine Infektion mit dem Coronavirus?
Coronaviren gehören zu den typischen Erkältungsviren. Es ist daher nicht leicht, die Symptome des neuartigen Coronavirus‘ (SARS-CoV-2) von denen einer „normalen“ Erkältung oder gar einer Grippe zu unterscheiden. Typische Symptome für eine Corona-Infektion sind laut dem Bundesgesundheitsministerium Halsschmerzen, Husten, Fieber oder Lungenbeschwerden, wie Luftnot. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall.
Wann sollte man auf jeden Fall abklären lassen, ob man mit dem Coronavirus infiziert ist?
Sollten Sie Symptome einer Atemwegsinfektion zeigen, empfehlen die Experten derzeit, abklären zu lassen, ob ein Test auf das neuartige Coronavirus angezeigt ist. Dabei ist es nicht mehr relevant, ob Sie zuvor Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Patienten hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Wer mild erkrankt ist und mangels Kapazitäten derzeit nicht getestet werden kann, soll den Empfehlungen zufolge zu Hause bleiben und Abstand zu anderen halten. Nach derzeitigem Kenntnisstand kann es bis zu 14 Tage dauern, ehe die Erkrankung ausbricht.
Auch wenn bei Ihnen keine Symptome auftreten: Hatten Sie persönlichen Kontakt zu einer infizierten Person, sollten Sie sich an das für Ihren Wohnort zuständige Gesundheitsamt wenden. Eine Suche nach Postleitzahlen finden Sie unter https://tools.rki.de/PLZTool. Das Gesundheitsamt wird Sie über die weiteren Schritte informieren.
An wen kann man sich bei Verdacht auf Corona wenden?
- Bleiben Sie nach Möglichkeit zu Hause und vermeiden Sie unnötigen Kontakt zu anderen Menschen.
- Rufen Sie zunächst bei Ihrem Hausarzt an und gehen Sie nicht direkt in die Praxis! Denn dort könnten Sie weitere Personen mit dem Virus anstecken. Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird Ihnen sagen, wie Sie weiter vorgehen können. Außerhalb der Öffnungszeiten der Praxen können Sie auch den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Telefonnummer 116 117 anrufen.
- Treten bei Ihnen schwere Symptome auf, rufen Sie den Notarzt unter der 112. Bevor Sie sich in die nächstgelegene Rettungsstelle begeben, rufen Sie auch dort vorab an. Möglicherweise wird Ihnen eine zuständige Stelle genannt, die sich auf Corona-Verdachtsfälle spezialisiert hat. Einige zentrale Notaufnahmen haben spezielle Untersuchungsstellen eingerichtet, um die Notaufnahmen zu entlasten und das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Vermeiden Sie auf dem Weg dorthin möglichst den Kontakt zu anderen Personen.
Wie kann man sich vor einer Ansteckung mit Coronaviren schützen?
Wer nicht in Kontakt mit anderen Menschen kommt, kann sich weder anstecken noch das Virus an die anderen weitergeben. Deshalb heißt es jetzt, die Anzahl der Sozialkontakte so gering wie möglich zu halten.
Außerdem bietet sich die aktuelle Situation an, um mal wieder ein paar altbewährte Hygieneregeln in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Diese sind im Übrigen bei jeder Krankheitswelle hilfreich. Dazu gehört an erster Stelle das regelmäßige Händewaschen – und zwar richtig. Denn rund 80 Prozent aller Infektionskrankheiten werden laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte durch persönlichen Kontakt oder über die Berührung verunreinigter Gegenstände übertragen. Weil hier meist die Hände beteiligt sind, können die Keime über die Schleimhäute in Mund, Nase oder Augen in den eigenen Körper eindringen und eine Infektion verursachen. Wenn man einmal darauf achtet, wie häufig man sich im Gesicht berührt, wird man erstaunt sein. Vermeiden Sie es deshalb unbedingt, Mund, Nase oder Augen ständig anzufassen.
Neben der Händehygiene sollten Menschen auf eine gute Hustenetikette achten: Husten und niesen Sie in ein Einwegtaschentuch. Falls Sie kein Taschentuch zur Hand haben, husten und niesen Sie in die Ellenbeuge und nicht in die Hände. Dies verringert die Verbreitung der Viren über die Hände. Halten Sie außerdem ausreichend Abstand von anderen Menschen - mindestens anderthalb bis zwei Meter, empfehlen Experten. Sorgen Sie für frische Luft in Wohn- und Arbeitsräumen, das kann die Anzahl der Erreger reduzieren.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Masken dabei helfen können, die Ansteckungsgefahr zu senken. Zumindest größere Partikel, die mit dem Atmen oder Sprechen austreten, werden dadurch abgefangen. Zwar haben medizinische Masken eine bessere Filterwirkung, aber auch selbst genähte Stoffmasken können bei richtigem Gebrauch dabei helfen, die Ausbreitung von Viren einzudämmen. In unserem Überblick finden Sie die wichtigsten Fakten zum richtigen Gebrauch von Masken.
Um das Erkrankungsrisiko zu senken, kann man auch das Immunsystem als natürlichen Schutzschild stärken: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und das Vermeiden von Stress tragen dazu bei. Was Studien zu diesen Maßnahmen sagen, erfahren Sie hier: Grippe und Erkältung vorbeugen.
Risikogruppen könnten überlegen, ob Sie sich gegen die Grippe impfen lassen. Das könnte auch dabei helfen zu verhindern, dass Ärzte und Krankenschwestern zusätzlich zu COVID-19-Patienten auch noch viele Grippepatienten haben.
Im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie tauchen immer wieder zwei Begriffe auf, die maßgeblich für die Einschätzung der Entwicklung und der damit verbundenen Maßnahmen sind: Der Inzidenzwert und der R-Wert. Doch wofür steht noch einmal R-Wert und was genau ist die Inzidenz? Ein Überblick über die Corona-Begriffe:
Inzidenz
Die Inzidenz gibt an, wie viele Menschen über einen bestimmten Zeitraum hinweg neu erkrankt sind. Man könnte den Inzidenzwert daher auch Neuerkrankungsrate nennen. Bei der derzeitigen Corona-Pandemie wird häufig die 7-Tage-Inzidenz angeschaut. Sie gibt die Anzahl der neu gemeldeten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen wieder. Laut Infektionsschutzgesetz sind ab einer Inzidenz von 50 "umfassende Schutzmaßnahmen" angesagt, oberhalb von 35 "breit angelegte" Maßnahmen. Deshalb sind diese Inzidenz-Werte auch die Voraussetzung für bestimmte Maßnahmen oder deren Lockerung.
R-Wert
Der R-Wert ist eine Abkürzung. Er steht eigentlich für die Reproduktionszahl R. Diese Kennzahl beschreibt, wie viele Menschen im Durchschnitt von einem mit dem Corona-Virus Infizierten angesteckt werden. Man könnte den R-Wert somit auch Ansteckungsrate nennen. Wenn der R-Wert bei 1 liegt, bedeutet das, dass im Schnitt ein Corona-Infizierter einen gesunden Menschen ansteckt. Ist der R-Wert größer als eins, dann steigt die Anzahl der täglichen Neuinfektionen. Bleibt der Wert längere Zeit unter 1,0, geht man davon aus, dass das Infektionsgeschehen abnimmt oder zumindest stagniert.
Sie haben Sorge, sich auf dem Weg zur Arbeit oder bei der Arbeit anzustecken und möchten deshalb zu Hause bleiben? Das ist ohne Weiteres nicht möglich. Allerdings bieten viele Betriebe ihren Mitarbeitern an, verstärkt von zu Hause aus zu arbeiten.
Anders sieht es aus, wenn Sie den begründeten Verdacht haben, sich mit dem Corona-Virus angesteckt zu haben – etwa weil Sie Kontakt mit Infizierten hatten. Dann können Sie der Arbeit fern bleiben bis eine Erkrankung ärztlich festgestellt oder ausgeschlossen wird. Wer in Quarantäne muss und deshalb nicht arbeiten kann, bekommt den Verdienstausfall für die ersten sechs Wochen vom Arbeitgeber ersetzt. Umfassende Informationen für Beschäftigte hat der Deutsche Gewerkschaftsbund zusammengestellt.
Patienten mit leichten Erkrankungen der oberen Atemwege können nach telefonischer Rücksprache mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin eine Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit (AU) für bis zu sieben Tage ausgestellt bekommen. Diese Regelung ist zunächst befristet bis 31. März 2021.
Derzeit wird versucht, Verdachtsfälle schnell zu erkennen, um Infektionsketten zu unterbrechen. Dabei spielen die Hausärzte eine wichtige Rolle, denn sie sind häufig die ersten Ansprechpartner der Patienten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung empfiehlt, Patienten, die sich telefonisch mit einem Verdacht auf Corona melden, zu einer gesonderten Sprechstunde in die Praxis zu bestellen oder an eine ausgewiesene Schwerpunktpraxis zur Diagnostik zu vermitteln.
Kommen Patienten mit Verdacht auf eine Infektion unangemeldet in die Praxis, sollten sie bei der Anmeldung befragt werden, ob Erkältungssymptome vorliegen und ob sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Neuerdings sollen – bei ausreichender Testkapazität – auch Patientinnen und Patienten auf das neuartige Coronavirus getestet werden, die sich weder in einem Risikogebiet aufgehalten noch Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Bestätigt sich solch ein Fall im Labor, ist er an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Das regelt die Coronavirus-Meldepflichtverordnung. Der Patient sollte eine Schutzmaske erhalten und in ein Isolierzimmer geführt werden, wo er untersucht und die Labordiagnostik veranlasst werden kann. Hinweise zum weiteren Vorgehen bei einem laborbestätigten COVID-19-Fall stellt das Robert-Koch-Institut als Orientierungshilfe zur Verfügung.