Demenz: Wie können Angehörige und Betroffene damit umgehen? (Daniela Sulmann)
Mit der Diagnose Demenz verändert sich das Leben für die Patienten schon recht erheblich. Sie verlieren zunehmend die Orientierung, der Alltag, die Alltagsbewältigung wird immer schwieriger. Sie merken, dass sich irgendetwas verändert und dass vielleicht die Umwelt diese Veränderungen wahrnimmt und sie vielleicht auch zum Teil nicht so wirklich richtig gut versteht. Und ich glaube, das ist für viele Menschen, gerade die, die noch am Anfang der Demenz-Erkrankung stehen, relativ schwierig auszuhalten. Und dann kann es dazu kommen, dass man immer verunsicherter wird und vielleicht auch irgendwann verärgert, wütend, frustriert. Und das kann dann natürlich zu schwierigen Situationen im Alltag führen.
Die Diagnose Demenz betrifft immer die ganze Familie und fordert von den Angehörigen sehr viel Aufmerksamkeit für den Demenzkranken, sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Auf der anderen Seite sind auch sehr viele alltagspraktische Dinge zu organisieren. Zum Beispiel geht es darum, die Räumlichkeiten anzupassen, so dass sie sicherer sind. Die Wohnung also irgendwie umzuräumen oder auch vielleicht umzubauen regelrecht. Also es sind Aufgaben zu verteilen, neue Rollen aus zu tarieren. Und das kann eine ganze Familie sehr durcheinander bringen und sehr viel aufwühlen. Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass bei allen Anstrengungen, die eine Demenzerkrankung in der Familie mit sich bringen kann, ist es auch so, dass wir immer wieder hören, dass so eine Erkrankung auch die Familienmitglieder zusammenschweißt.
Beim Zusammenleben mit Menschen mit Demenz kann es sehr hilfreich sein, den Alltag und die Umgebung den Bedürfnissen des Menschen entsprechend anzupassen. Zum einen wäre es gut, wenn man mit den Menschen in der unmittelbaren Umgebung, mit den Nachbarn, mit den Freunden, rechtzeitig darüber spricht, was das für eine Erkrankung ist, was das für Auswirkungen haben kann. Gerade in der Nachbarschaft kann das ganz hilfreich sein, wenn der Mensch mit Demenz sich vielleicht mal verirrt, dass dann die Nachbarn Bescheid wissen, was sie dann zu tun haben. Das ist der eine Punkt, aber es gibt auch viele Maßnahmen, die man in der eigenen Wohnung umsetzen kann. Da muss man einen guten Weg finden. Und dabei helfen einem beispielsweise auch solche Pflegeberatungsstellen oder Wohnberatungsstellen, wie man das am besten machen kann.
Bei Menschen mit Demenz ändert sich die Kommunikationsfähigkeit sehr stark und es ist ganz wichtig auf die Besonderheiten einzugehen, um mit ihnen gut kommunizieren zu können. Und ein ganz wichtiger Punkt ist vielleicht mal einen Perspektivenwechsel einzunehmen, gerade wenn man in eine Situation kommt, die man ganz schwer verstehen kann, sich hinein zu fühlen in die Situation, in der sich vielleicht gerade der Demenzkranke fühlt, der im Moment orientierungslos ist oder diese Situation einfach nicht einordnen kann. Bei einer Demenzerkrankung verlieren Worte auch immer mehr an Bedeutung. Das muss man sich bewusst machen. Gesten kommen oft viel besser an. Die Körpersprache ist ganz wichtig, die Mimik ist sehr wichtig. Mit Worten, vor allen Dingen mit langen Sätzen, kommt man bei Menschen mit Demenz oft nicht richtig durch. Sie verstehen einfach nicht, was man sagen möchte. Da kann man viel besser ankommen, wenn man das eben mit dem gesamten Körper tut.
Die andere Seite ist aber auch, und die muss man im Zusammenhang mit Demenz auch unbedingt erwähnen, sie wird viel zu selten erwähnt, dass es auch sehr fröhliche Momente mit einer Demenz-Erkrankung geben kann. Denn gerade bei fortgeschrittener Demenz verlieren viele Menschen Sorgen und Ängste und vielleicht erinnern sie sich nicht mehr an Dinge, die in der Vergangenheit beschwerend waren und können so fröhliche Lieder singen und einfach im Moment leben und das wiederum kann dann auch ihre Umwelt anstecken. Es gibt für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen verschiedene Unterstützungsangebote, Beratungsangebote vor allen Dingen. Da kann man sich natürlich zum einen an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft wenden. Man kann sich an Pflegeberatungsstellen, Pflegestützpunkte wenden. Immer auch an seine eigene Krankenkasse. Es gibt Pflegekurse für pflegende Angehörige und wir als ZQP geben einen Ratgeber heraus, der Menschen auch weiterhelfen kann, die in einer Partnerschaft leben und in der einer der Partner an Demenz erkrankt ist. Dort finden sie auch viele Informationen über den Alltag, die Alltagsgestaltung bei einer Demenzerkrankung und eben auch Hinweise auf Kontakt- und Beratungsstellen, die ihnen weiterhelfen.