Ich bin Else Müller. Ich bin 1949 geboren. 2018 wurde bei mir Demenz festgestellt und jetzt bin ich krank. Ich hab zwar Freunde, die mir geholfen haben, am Anfang. Ich selber, ich wusste nicht, was mach ich jetzt. Das war für mich das Schlimmste. Und habe dann gesagt: irgendwie muss es weitergehen. Das ist jetzt meine Krankheit und damit muss ich leben. Aber weinen? Da werd' ich auch nicht hübscher von.
Also mein Mann ist ja vor zehn Jahren verstorben und ich hab aber immer schon Freunde gehabt und da macht man natürlich zusammen was. Zum Beispiel waren wir letzte Woche erst zu viert, das machen wir einmal im Jahr, im Garten von jemandem. Und von meiner Krankheit – hab ich gar nicht gesprochen. Und da kann ich auch mit Leben. Es geht mir gut. Sage ich dann immer. Die fragen natürlich schon "Wie geht es Dir denn eigentlich?" "Ja, ist alles in Ordnung. Freu mich schon auf das Essen."
Ich gehe essen. Alleine, manchmal, häufig aber auch mit anderen Freunden. Man trifft sich, man geht wo anders hin, ins Kino, in den Zoo werde ich jetzt auch öfter gehen. Ja, das sind so die Tage. Und dann überlege ich immer wo könnte ich wieder hinfahren, für längere Zeit und tanzen würde ich gerne mal machen, aber mann muss erstmal einen Mann finden. Da würde ich auch nicht alleine hinwollen. Ich weiß im Moment nicht, warum, aber ich denke man muss dann ja auch wieder zurück, und deswegen habe ich immer so ein bisschen Angst.
Ich habe ein sehr schönes Fahrrad, aber ich kann mit diesem Fahrrad nicht mehr, ich habe Angst. Erstens die vielen Autos, obwohl ich auch viel Auto gefahren bin. Auto habe ich nicht mehr. Aber Fahrrad will ich jetzt auch nicht mehr fahren. Manchmal hab ich auch so Tage, wo ich sage: „Heut muss ich raus.“ Ansonsten kann ich mit meiner Krankheit nicht mehr zusammen sein. Und ich denke dann auch gar nicht dran.
Man trifft immer jemanden, den ich gar nicht kenne. Aber man kann natürlich auch mal jemanden kennen lernen und das passiert auch. Also nicht so ständig, aber so, dass man sagt, "Wir sehen uns wieder". Das finde ich schön.
Ich bin im Beirat der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Ich war eingeladen dort und das war so nett, als ich dort aufgenommen wurde, das war ganz toll, wo ich so dachte: Ich kannte überhaupt keinen Menschen dort. Haben auch ordentlich gegessen, getrunken - will ich nicht sagen - aber getrunken, etwas und sehr viel gelacht und das fand ich toll und ich bin so richtig gut und glücklich nach Hause gefahren.
Also ich gehe so ungefähr alle zwei Tage oder drei Tage einkaufen und dann habe ich meinen Zettel oft gar nicht mit, hab' ihn vergessen. Und dann guck ich einfach durch, was brauch ich? Was brauch ich nicht? Dann sag ich zwar, ich will ne Tomate, aber das ist dann gar keine Tomate. Ich weiß genau was ich will, aber das war keine Tomate. Das ist immer.. ich finde oft nicht die passenden Worte.
Einen Pflegedienst brauch ich noch nicht. Das brauch ich noch nicht, das weiß ich - ich bin Krankenschwester. Ich sage das vielleicht jetzt ein bisschen so, aber ich brauche das noch nicht. Weil ich ja diesen ... Freund habe und der wäre jederzeit für mich da. Der hat ein Seniorenheim. Wenn es weiter noch schlimmer wird. In diesem Seniorenhaus gibt es immer gutes Essen. Da kann man auch tanzen, die machen auch gute Sachen. Und da würde ich gerne dann hinziehen. Und darauf freue ich mich, einerseits, wenn das so weit geht.