Therapeutische Hilfe für den Alltag
Angsterkrankungen sind eine ernstzunehmende psychische Erkrankungsgruppe. Sie sind, das muss man klar sagen, nicht dem eigenen Willen unterworfen. Das heißt: der eigene Wille spielt in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Angsterkrankungen keine Rolle. Wir haben es hier mit einer ganz klaren
biologische Grundlage zu tun, die sich eben durch Medikamente und auch Psychotherapie verändern lässt.
Viele Patienten befürchten, sie würden verrückt, bekämen einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, wenn die Angst nur immer weiter ansteigt. Wenn sie aber merken, dass die Angst plötzlich abfällt, wird diese Grundbefürchtung - die Angst steigt ins Unendliche an und wird gefährlich - korrigiert! Es muss gelernt werden, dass -auch wenn ich Angst verspüre- letztendlich diese genau dann abfällt, wenn ich mich der Situation stelle.
Wir wissen, dass das sehr anstrengend für den Patienten ist. Man muss sich vorstellen, man konfrontiert sich mit der Angst, die man ja eigentlich vermeiden möchte. Aber wir sagen immer: Vermeiden Sie die Vermeidung! Was kurzfristig hilft ist nicht langfristig wirksam!
Deshalb ist der Motivationsaufbau, die motivationale Arbeit des Therapeuten mit dem Patienten, ein ganz entscheidender Wirkfaktor.
In der Expositions- oder Konfrontationstherapie geht es darum, dass der Patient idealerweise mit dem Therapeuten in die angstauslösenden Situationen geht, z. B. in die U-Bahn oder sich mit der Spinne konfrontiert oder mit Höhe oder sonstigem. Das Prinzip ist relativ vergleichbar, man hält die dann entstehende Angstreaktion aus. Und zwar so lange, bis sie von allein abfällt!
Ich sage immer, das passiert bei 110% der Patienten. Man muss nur lange genug warten. Patient*Innen sollten dann medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn die Erkrankung zu einem deutlichen Leiden führt oder wenn Dinge im Alltag nicht mehr gemacht werden können, die eigentlich notwendig sind.
Weitere Informationen finden sie unter www.stiftung-gesundheitswissen.de
Wissen ist gesund.