Hintergrund
Vorhofflimmern ist eine Form der Herzrhythmusstörung (Arrhythmie). Bei einem Vorhofflimmern schlägt das Herz nicht im normalen Takt. Die Herzvorhöfe schlagen unregelmäßig und häufig zu schnell.
Das Vorhofflimmern kann die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, weil das Herz nicht effizient arbeitet. Außerdem haben Menschen mit Vorhofflimmern ein höheres Risiko für einen Schlaganfall als Menschen ohne diese Erkrankung. Vorhofflimmern ist aber nicht unmittelbar lebensbedrohlich.
Von Vorhofflimmern sind vor allem ältere Menschen betroffen. Das Risiko steigt mit dem Alter. Männer erkranken häufiger als Frauen. In Deutschland haben etwa 11 von 100 Männern und 5 von 100 Frauen zwischen 65 und 74 Jahren Vorhofflimmern.
Wie häufig tritt Vorhofflimmern in Deutschland auf?
Entstehung und Folgen von Vorhofflimmern
Die Herzschläge werden durch Ströme im Herzen ausgelöst. Diese Herzströme sorgen dafür, dass sich die Herzvorhöfe und die Herzkammern abwechselnd zusammenziehen und Blut pumpen. Normalerweise entstehen die Herzströme an einer ganz bestimmten Stelle im rechten Herzvorhof. Von diesem natürlichen Herzschrittmacher (Sinusknoten) breiten sich die Herzströme über die Muskeln der Herzvorhöfe zu den Herzkammern aus.
Vorhofflimmern entsteht, wenn sich die Herzströme nicht normal in den Herzvorhöfen ausbreiten. Bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern führen Umbauvorgänge im Muskelgewebe der Herzvorhöfe zu einer zusätzlichen Aktivierung von Herzströmen an anderen Stellen. Die zusätzlichen Herzströme können, ähnlich wie kleine Kurzschlüsse, die normale Ausbreitung der ursprünglichen Herzströme stören.
Die veränderten Herzströme bewirken, dass sich die Wände der Herzvorhöfe nicht mehr regelmäßig zusammenziehen. Die Wände bewegen sich unregelmäßig und sehr schnell. Sie flimmern. Nur einige der Flimmerwellen werden an die Herzkammern weitergeleitet. Dadurch schlagen die Herzkammern unregelmäßig und bei einigen Patienten und Patientinnen auch sehr schnell.
Vorhofflimmern tritt vermehrt bei Menschen auf, die bereits andere Herzprobleme haben. Es kann aber auch bei herzgesunden Personen auftreten. Dann ist der Auslöser unbekannt oder es liegt eine Neigung zu Vorhofflimmern in der Familie vor (genetische Disposition).
Das Flimmern der Herzvorhöfe hat zwei Folgen:
1. Die Herzvorhöfe füllen die Herzkammern mit Blut. Bei einem Vorhofflimmern können die Herzvorhöfe diese Aufgabe nur noch unvollständig ausführen. Die Herzkammern füllen sich schlechter mit Blut. Weniger Blut als normalerweise wird in den Körper gepumpt. Bei betroffenen Patienten und Patientinnen kann sich dies als Herzschwäche bemerkbar machen, die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab.
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2. In den flimmernden Vorhöfen fließt das Blut sehr viel langsamer als bei normalem Takt. Das Blut gerinnt dann leichter. Dadurch können sich Blutgerinnsel in den Herzvorhöfen bilden. Im schlimmsten Fall lösen sich Stücke von diesen Blutgerinnseln ab. Sie können in die Herzkammer und von dort in den Körper gelangen. Wenn ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, kann ein Schlaganfall entstehen. Verschleppte Blutgerinnsel lösen seltener auch Durchblutungsstörungen an den Armen, an den Beinen, an der Niere oder am Darm aus.
Symptome und Beschwerden
Menschen mit Vorhofflimmern haben einen unregelmäßigen Herzschlag (absolute Arrhythmie). Bei vielen Betroffenen ist der Herzschlag auch sehr schnell (Tachyarrhythmie). Selten schlägt das Herz auch zu langsam (Bradyarrhythmie).
Andere Patienten stellen einen unregelmäßigen Puls fest oder sie erleben Phasen von Herzrasen oder „Herzklopfen“ (Palpitationen). Gelegentlich kommt es auch zu Brustschmerzen, Schwindelgefühl oder einem Kreislaufkollaps.
Das Vorhofflimmern kann sich auch als „Herzschwäche“ mit Luftnot bei körperlicher Anstrengung bemerkbar machen. Diese Beschwerden treten vor allem dann auf, wenn bereits andere Erkrankungen oder Veränderungen des Herzens bestehen.
Sie bemerken das Vorhofflimmern überhaupt nicht oder haben unspezifische Symptome. Bei diesen Patientinnen und Patienten wird die Erkrankung oft nur zufällig entdeckt, zum Beispiel bei einer ärztlichen Untersuchung aus anderen Gründen. Mitunter wird Vorhofflimmern auch erst erkannt, wenn es bereits zu einem Schlaganfall oder zu einer Herzschwäche geführt hat.
Man unterscheidet drei Arten von Vorhofflimmern. Die Unterscheidung erfolgt danach, wie lange die Herzrhythmusstörung anhält:
Die Aussagekraft dieser Einteilung ist allerdings eingeschränkt: Denn oft ist unklar, ob das Vorhofflimmern schon einmal aufgetreten ist oder wie lange es bereits besteht. Außerdem kann sich ein persistierendes Vorhofflimmern auch zurückbilden und dann wieder anfallartig auftreten.
Vorbeugung und Früherkennung
Das Auftreten von Vorhofflimmern lässt sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht direkt verhindern. Durch eine gesunde Lebensweise können jedoch zwei nachgewiesene Risikofaktoren für das Vorhofflimmern beeinflusst werden:
- die Adipositas und
- Herzerkrankungen wie die Verengung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit).
Die Früherkennung von Vorhofflimmern ist schwierig, weil die Erkrankung vor allem am Anfang phasenweise auftritt. Eine große britische Studie fand heraus: Routinemäßiges Pulsmessen bei jedem Hausarztbesuch trägt bei bestimmten Patienten am besten zu einer frühzeitigen Diagnose von Vorhofflimmern bei. Dazu gehören Patienten, die über 65 Jahre alt sind, und Patienten, die Herzerkrankungen haben. Fällt bei einer solchen Pulsmessung ein unregelmäßiger Herzschlag auf, kann der Arzt oder die Ärztin ein EKG anordnen, mit dem Vorhofflimmern erkannt werden kann.