Vorbeugen
Schlafmittel-Abhängigkeit: Warum ist Vorbeugen wichtig? In den Infokorb legen
Benzodiazepine und Z-Substanzen sind verschreibungspflichtige Schlafmittel. Sie werden kurzzeitig eingesetzt, um bei länger dauernden Schlafstörungen das Einschlafen und Durschlafen zu erleichtern. Es können aber auch Nebenwirkungen auftreten. Werden sie falsch eingesetzt, können sie der Gesundheit schaden. Es kann außerdem sein, dass man von Schlafmitteln abhängig wird. Deshalb raten medizinische Leitlinien dazu, Schlafmittel höchstens vier Wochen einzunehmen. Danach sollen sie allmählich wieder abgesetzt werden. Dafür gibt es einige wichtige Gründe:
Benzodiazepine und Z-Substanzen können dazu führen, dass man auch am Tag nach der Einnahme noch müde ist. Außerdem ist man vielleicht weniger aufmerksam und kann sich nur schlecht konzentrieren. Das ist vor allem in Situationen wichtig, in denen man besonders wach und aufmerksam sein muss, zum Beispiel beim Autofahren oder im Beruf. Bei älteren Menschen steigt das Risiko für Stürze. Auch Schwindel und Benommenheit können auftreten.
Der Körper kann sich an Benzodiazepine und Z-Substanzen gewöhnen. Diese Gewöhnung nennt man Toleranz. Der Körper verarbeitet das Medikament in diesem Fall anders als zu Beginn der Einnahme. Dadurch sinkt die Wirkung, obwohl man dieselbe Dosis einnimmt. Dann kann zum Beispiel die Schlaflosigkeit zurückkehren.
Benzodiazepine und Z-Substanzen können schon in kleinen Mengen abhängig machen. Das bedeutet, dass man nicht mehr ohne das Schlafmittel leben kann und einen starken Drang verspürt, das Schlafmittel einzunehmen. Schlafmittel-Abhängigkeit kann vor allem dann entstehen, wenn diese Medikamente über einen langen Zeitraum eingenommen werden. Wenn man vermutet von Schlafmitteln abhängig zu sein, sollte man sich ärztlich beraten lassen.
Welche Folgeschäden Schlafmittel-Abhängigkeit haben kann, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Es wird diskutiert, ob Schlafmittel eine Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielen.
Risiko Schlafmittel: Worauf man bei der Einnahme achten sollte
Bei den verschreibungspflichtigen Schlafmitteln ist es sehr wichtig, dass man es eben genauso einnimmt wie vom Arzt verschrieben, nicht selbst die Dosis steigert und vor allen Dingen auch nicht länger nimmt als vereinbart worden ist.
Bei den freiverkäuflichen Schlafmitteln darf man auch nicht glauben, dass die alle völlig harmlos sind. Auch da gilt: Sich genau an die Packungsbeilage halten und immer wieder probieren, ob man nicht wieder ohne dieses Mittel schlafen kann.
Bei den Schlafmitteln gibt es manche Mittel, die abhängig machen und deshalb fällt es schwer, die auch wieder abzusetzen. Der Körper gewöhnt sich daran und wenn die Mittel plötzlich wegfallen, dann wird man unruhig und bekommt Ängste und körperliche Missempfindungen. Und dann werden diese Mittel weiter genommen, weil man merkt, ohne das kann ich gar nicht mehr schlafen.
Das Risiko, von Schlafmitteln abhängig zu werden ist sehr unterschiedlich, je nachdem was für ein Präparat genommen wird. Hier sollten Sie immer ganz genau bei Ihrem Arzt nachfragen: Habe ich ein Mittel, das abhängig machen kann? Und da ist es dann ganz wichtig, das zeitlich begrenzt einzunehmen. Man empfiehlt maximal vier bis sechs Wochen.
Schlafmittel sollten niemals schlagartig abgesetzt werden, sondern schrittweise runterdosiert werden. Wenn sie ärztlich verordnet wurden, dann immer mit dem Arzt absprechen, wie man die Abdosierung vornehmen soll.
Wenn Sie freiverkäufliche, also apothekenpflichtige Präparate genommen haben, versuchen Sie erstmal, die Tabletten zu halbieren, wenn es die Tablette ermöglicht, auch zu vierteln und so langsam die Dosis heraus zu schleichen.
In der Regel findet sich der Schlaf wieder recht schnell nach dem Ausschleichen von Schlafmitteln, sicher aber auch in Abhängigkeit von der Ursache. Ganz wichtig ist, dass man ein paar Tipps auch jenseits von Medikamenten beachtet beim Umgang mit Schlafstörungen, weil die Gefahr groß ist, dass man aus Angst, dass man nicht mehr richtig schlafen könnte, sich selber so verrückt macht, dass man tatsächlich nicht mehr schlafen kann.
Ein ganz wichtiger Punkt ist: Man darf abends, nachts nicht auf die Uhr schauen. Stellen Sie den Wecker so, dass Sie ihn nicht sehen können, denn der Blick auf den Wecker bedeutet sich ärgern, das bedeutet Adrenalin im Körper, man kann nicht schlafen.
Zweiter wichtiger Punkt: Morgens zu einer festen Zeit aufstehen, egal wie die Nacht war. Machen Sie keinen Mittagsschlaf. Trinken Sie nachmittags und abends keine Koffein-haltigen Getränke. Keine schweren Mahlzeiten abends und keinen anstrengenden Sport oder irgendwelche Ausdauergeschichten. Und natürlich macht es keinen Sinn, wenn man grade einen aufregenden Film gesehen hat oder ein aufregendes Buch liest, sich dann hinzulegen, sondern da muss ein gewisser zeitlicher Abstand sein.
Wissen ist gesund
Wie lässt sich Schlafmittel-Abhängigkeit vermeiden? In den Infokorb legen
Es ist möglich, Benzodiazepine und Z-Substanzen einzunehmen, ohne abhängig zu werden. Dafür ist vor allem wichtig, dass der Arzt oder die Ärztin das Schlafmittel nur über einen kurzen Zeitraum verschreibt und über die richtige Einnahme aufklärt. Als Patientin, als Patient kann man aber auch selbst dazu beitragen, eine Abhängigkeit zu vermeiden – z. B. indem man das Mittel zum vereinbarten Termin wieder absetzt. Außerdem ist es wichtig, bestimmte Regeln im Umgang damit zu beachten: die sogenannten 5-K-Regeln.
Eine Indikation ist der medizinische Grund für eine Untersuchung oder Behandlung, also beispielsweise die Erkrankung, gegen die ein Medikament verordnet wird. Medikamente sollten nur verschrieben werden, wenn ein angemessener Grund vorliegt – so auch bei Schlafmitteln wie Benzodiazepinen und Z-Substanzen. Bitte sprechen Sie hierüber mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt und fragen Sie auch gezielt nach anderen Behandlungsmöglichkeiten.
Bei der Einnahme von Schlafmitteln sollte man außerdem auf die richtige Dosierung achten. Dabei gilt der Grundsatz: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Bitte sprechen Sie auch hierüber mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin.
Benzodiazepine und Z-Substanzen sollten nur für kurze Zeit verschrieben und eingenommen werden. Bei Schlafstörungen wird eine Einnahme-Dauer von höchstens vier Wochen empfohlen.
Wer Benzodiazepine oder Z-Substanzen über längere Zeit eingenommen hat, darf sie nicht plötzlich absetzen. Sonst können Entzugserscheinungen auftreten oder die Schlafprobleme zurückkehren. Stattdessen gilt es, die Dosis langsam und schrittweise zu senken.
Kontra-Indikationen sind medizinische Gründe, die gegen die Einnahme eines Medikaments sprechen. In diesem Fall sollte das entsprechende Medikament nicht eingenommen werden. Ärztinnen und Ärzte überprüfen, ob solche Gründe bestehen, bevor sie Benzodiazepine oder Z-Substanzen verschreiben. Das können beispielsweise eine Überempfindlichkeit gegen das Medikament, bestimmte Erkrankungen oder eine frühere Abhängigkeit-Erkrankung sein. Informieren Sie also Ihren Arzt oder Ihre Ärztin genau über Ihre bisherige Krankheitsgeschichte und welche Medikamente Sie einnehmen.
Ärztliche Leitlinien empfehlen außerdem, dass Schlafmittel nie die erste Wahl sein sollten, um Schlafstörungen zu behandeln. Stattdessen sollen sie erst zum Einsatz kommen, wenn andere Maßnahmen ohne Erfolg waren. Zudem sollten Schlafmittel immer auch mit anderen Behandlungs-Methoden kombiniert werden – zum Beispiel einer Verhaltens-Therapie.
Wie kann ich meine Schlafstörung ohne Medikamente behandeln? In den Infokorb legen
Schlafmittel können die Beschwerden einer Schlafstörung lindern. Sie können aber nicht die Ursache für den schlechten Schlaf behandeln. Dabei helfen andere Methoden. Diese können auch zusätzlich zu Schlafmitteln zum Einsatz kommen.
Auch die eigenen Lebensgewohnheiten spielen für den Schlaf eine wichtige Rolle. So gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die den Schlaf verbessern können. Schlaf-Hygiene bedeutet, diese Verhaltensweisen bewusst zu übernehmen.
Das Verhalten eines Menschen ist eng mit seinen Gedanken und Gefühlen verknüpft. Die kognitive Verhaltenstherapie soll diese Zusammenhänge bewusst machen. So wird die Patientin, der Patient in die Lage versetzt, bestimmte Muster in seinem Denken und Verhalten zu erkennen und aktiv zu verändern. Auch der Schlaf lässt sich so verbessern. Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie. Sie wird als Einzel-Therapie oder Gruppen-Therapie angeboten und kann mittlerweile auch als Online-Therapie stattfinden.
Manchen Menschen mit Schlafproblemen helfen Entspannungsmethoden wie zum Beispiel Yoga, Achtsamkeitsübungen oder Massagen. Es gibt jedoch keine Studien, die beweisen, dass diese Methoden gegen Schlafstörungen helfen.
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