Karies ist eine Erkrankung der harten Bestandteile der Zähne. An der Entstehung sind verschiedene Faktoren beteiligt. Bleibt Karies unbehandelt, wird der befallene Zahn immer weiter zerstört. Dies kann zu einer eingeschränkten Funktion bis hin zum völligen Verlust des betroffenen Zahnes führen.
Die Zahl der von Karies oder ihren Folgen betroffenen Zähne hat in den letzten Jahren in allen Altersgruppen abgenommen. Die einzelnen Altersgruppen sind in unterschiedlichem Maße von Karies betroffen. Dies zeigen die 2016 vorgestellten Ergebnisse der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V).
Die Häufigkeit von Karies in verschiedenen Altersgruppen im Überblick:
- Etwa 80 % der Zwölfjährigen haben keine Karies. Bei den übrigen 20 % dieser Altersgruppe sind ein oder mehrere Zähne von Karies betroffen.
- In der Altersgruppe zwischen 35 und 44 Jahren sind durchschnittlich etwa elf Zähne von Karies befallen, haben eine Füllung, eine künstliche Zahnkrone oder fehlen ganz. Kariesfrei sind nur 2,5 % aller 35- bis 44-Jährigen.
- Der Anteil unter den 65- bis 74-Jährigen ohne Karies geht gegen null (0,1%). Im Durchschnitt zeigen 18 Zähne Kariesbefall oder eine entsprechende Folge wie Füllung, künstliche Zahnkrone oder Zahnverlust.
Karies kann im Bereich der Zahnkrone oder der Zahnwurzel auftreten. Anfangs betrifft dies vermehrt Stellen, die beim Zähneputzen schwieriger zu erreichen sind: die Zahnzwischenräume oder kleine Nischen auf oder an den Zähnen, sogenannte Fissuren und Grübchen. Glatte Flächen des Zahnes, wie zum Beispiel die Vorder- und Rückseite der Schneidezähne, sind eigentlich gut zu reinigen. Trotzdem können auch sie von Karies betroffen sein.
Wurzelkaries kann nur entstehen, wenn die Oberflächen der Zahnwurzel freiliegen – etwa, wenn sich aus verschiedenen Gründen das Zahnfleisch zurückgebildet hat.
Bei der Entstehung von Karies kommen bestimmte Voraussetzungen zusammen. Dazu gehören ein Zahnbelag mit Bakterien, den man auch Plaque nennt, und Zucker aus der Nahrung, der sich ebenfalls am Zahn ablagern kann. Wenn die Beläge über längere Zeit auf dem Zahn liegen und nicht weggeputzt werden, wirken sie auf den Zahn und Karies entsteht. Nicht die Bakterien selbst greifen dabei den Zahn an, vielmehr scheiden sie bei der Verdauung von Zucker Säure aus, die eine zahnschädigende Wirkung hat.
Sogenannte Risikofaktoren können das Auftreten von Karies begünstigen.
Aus dem Zahnschmelz werden ständig Mineralien herausgelöst (Demineralisierung) und wieder eingelagert (Remineralisierung). Normalerweise hilft Speichel dabei, den Säuregehalt auf der Zahnoberfläche zu neutralisieren. Speichel enthält außerdem Abwehrstoffe gegen die Bakterien und liefert die Mineralien, die in den Zahn wieder eingelagert werden. Bei Karies ist dieses Gleichgewicht des Herauslösens und Einlagerns von Mineralien gestört.
Symptome und natürlicher Verlauf
Die Krankheitszeichen sind abhängig von dem Stadium der Karies. Zu einem frühen Zeitpunkt (Initialkaries) treten in der Regel keine Beschwerden auf. Erste Hinweise sind weiße oder gelb-braune Stellen an den Zähnen. Manchmal kann man mit der Zunge eine rauhe Oberfläche tasten. Bei fortgeschrittener Karies können die Zähne besonders empfindlich auf heiß und kalt oder auf bestimmte Nahrungsmittel (süß/sauer) reagieren. Es ist aber auch möglich, dass man ohne besondere Reize immer wieder oder sogar dauerhaft Zahnschmerzen hat.
Unbehandelte Karies zerstört nach und nach erst den Zahnschmelz und dann die darunterliegende Schicht, das Zahnbein (Dentin). Weil das Zahnbein nicht ganz so hart ist wie der Zahnschmelz, kann die Karies hier schneller fortschreiten. Unter einem kleinen Loch im Zahnschmelz kann eine größere Zahnbeinkaries liegen. Wird das entstandene Loch nicht ausgebohrt und mit einer Füllung versorgt, dringen die Bakterien weiter in Richtung Zahnmark, in die sogenannte Pulpahöhle, vor. Erreicht die Karies das Zahnmark, kann dort eine Entzündung (Pulpitis) entstehen.
Die Entzündung kann sich über die Zahnwurzel weiter ausbreiten. Dies geht mit Schmerzen, Schwellung und Überwärmung einher und kann bis hin zu einer auch äußerlich sichtbaren schmerzenden „dicken Backe“ führen.
Außerdem können sich die Bakterien über die Blutbahn im Körper verteilen und so zu krankhaften Veränderungen an inneren Organen, beispielsweise am Herzen, führen.
Bei einer Entzündung des Zahnmarks sind meistens weitere Maßnahmen erforderlich, um den Zahn zu erhalten.
Im Zahnmark (Pulpa) befinden sich Nervenfasern. Sie reichen bis in das Zahnbein (Dentin) hinein, jedoch nicht bis in den Zahnschmelz. Der Zahn beginnt deshalb zu schmerzen, wenn die Karies das Zahnbein erreicht. Die Nervenfasern reagieren besonders beim Verzehr süßer oder kalter Nahrungsmittel mit einem Schmerz, der über den Zahn hinaus zu spüren sein kann.
Die ersten Anzeichen von Karies sind kreidig-weiße Flecken, die auf einen entmineralisierten Zahnschmelz hinweisen. Wenn nur der Schmelz betroffen ist, dann kann die Karies durch eine entsprechende Behandlung gestoppt und rückgängig gemacht werden. Dafür werden die herausgelösten Mineralien, zum Beispiel durch das Auftragen von Fluoridgelen oder Fluoridlacken, ersetzt. Die Poren können mit unterschiedlichen Materialien verschlossen werden. Außerdem ist auch eine Umstellung der Gewohnheiten des Patienten, der Patientin bei der Zahnhygiene und der Ernährung notwendig.
Sobald die Karies das Zahnbein erreicht, ist eine vollständige Remineralisierung nicht mehr möglich. Meistens müssen die betroffenen Stellen ausgebohrt und gefüllt oder ersetzt werden.
Diagnostik
Die Diagnose der Karies erfolgt meistens, indem der Zahnarzt oder die Zahnärztin die Zähne genau betrachtet und sie mit einer stumpfen Sonde abtastet. Damit sich die Zähne besser untersuchen lassen, werden sie vorher mit einem Luftbläser getrocknet. Zusätzlich ist es auch möglich, dass die Zahnärztin, der Zahnarzt spezielle Röntgenaufnahmen einzelner Zähne oder auch eine Röntgenaufnahme der Zahnkronen aller Seitenzähne einer Gesichtshälfte (Bissflügelaufnahme) veranlasst. Mit einer sogenannten Panoramaschichtaufnahme kann auch das gesamte Gebiss auf einmal geröntgt werden.
In manchen Zahnarztpraxen werden zusätzlich neuere Verfahren verwendet, um Karies festzustellen. Bei diesen Verfahren werden die Zähne beispielsweise mit besonderem Licht (Kaltlicht) durchleuchtet oder mit Laserlicht angestrahlt.