Bei der Behandlung von akuten Depressionen geht es vor allem darum,
- die Beschwerden und den Leidensdruck zu lindern,
- neue depressive Episoden zu verhindern,
- wieder am Alltag, am Familien- und Arbeitsleben teilnehmen zu können.
Weitere mögliche Ziele sind,
- wieder Lebensfreude zu gewinnen,
- die Motivation für tägliche Aufgaben und Unternehmungen zu steigern,
- soziale Kontakte zu fördern,
- sich selbstständig zu versorgen, z. B. den Haushalt und die Körperhygiene zu erledigen.
Welche Ziele Sie persönlich mit der Behandlung verknüpfen, können Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin besprechen. Denn Sie entscheiden gemeinsam, was Sie mit der Behandlung erreichen wollen und welche Methoden geeignet sind. Überlegen Sie zusammen, welche Behandlung gut in Ihren Alltag passt. Je besser Sie die Therapie verstehen und umsetzen können, umso höher die Chance, dass sie auch Erfolg hat.
Im Folgenden finden Sie einige beispielhafte Ziele, die Sie in das Gespräch mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder Ihrem Therapeuten, der Therapeutin mitnehmen können.
Überlegen Sie zunächst in Ruhe: Was ist Ihnen besonders wichtig, wenn Sie an Ihr Leben denken? Welche Dinge, die Sie aufgrund Ihrer Erkrankung nicht mehr tun, wollen Sie wieder tun?
Manchen Menschen fällt es schwer, persönliche Ziele und Wünsche zu erfassen – vor allem zu Beginn der Erkrankung, wenn die Beschwerden noch stark ausgeprägt sind. Dann kann man die persönlichen Behandlungsziele mit dem behandelnden Arzt, der Ärztin oder dem Therapeuten, der Therapeutin auch zu einem späteren Zeitpunkt besprechen.
Die Behandlung einer Depression wird in drei Phasen eingeteilt.
Zunächst geht es darum, die aktuellen Beschwerden so gut wie möglich zu behandeln. Diese Phase der Behandlung nennt man auch Akuttherapie. Sie wird möglichst so lange weitergeführt, bis die Beschwerden verschwinden oder zumindest stark zurückgegangen sind. Das dauert Mensch zu Mensch unterschiedlich lange.
Anschließend kann die Therapie weitergeführt werden, um den Zustand des Patienten, der Patientin zu stabilisieren und das Risiko eines Rückfalls zu verringern. Diese Phase, die ein Jahr oder länger dauert, nennt man Erhaltungstherapie.
Für Betroffene, die ein hohes Risiko für eine wiederkehrende (rezidivierenden) Depression haben, kann sich eine dritte Behandlungsphase anschließen: die Rezidivprophylaxe. Sie soll verhindern, dass es zu einer weiteren depressiven Episode kommt. Je nach Art der Behandlung dauert die Rezidivprophylaxe bis zu zwei Jahren.
Akuttherapie
Die wichtigsten Behandlungen bei Depression sind die Psychotherapie und Medikamente. Je nach Schweregrad und Phase der Erkrankung können sie einzeln oder auch zusammen eingesetzt werden. Zusätzlich kann man weitere Behandlungen erwägen, z. B.
- Online-Therapien über ein Computerprogramm oder eine App,
- Ergotherapie,
- Sport- und Bewegungstherapie,
- Lichttherapie.
Die Entscheidung über die Behandlung richtet sich unter anderem nach dem Schweregrad der Depression. Außerdem wird berücksichtigt, ob die Depression zum ersten Mal auftritt oder ob es sich um ein wiederkehrendes Ereignis handelt.
Eine leichte Depression muss man nicht immer mit Medikamenten oder Psychotherapie behandeln. Stattdessen können Ärzte und Ärztinnen zunächst auch niedrigschwellige Behandlungen anbieten – also einfache Maßnahmen, die den Erkrankten helfen sollen, besser mit der Erkrankung umzugehen. Dazu zählt etwa Folgendes:
- Aufklärung über die Erkrankung
- Selbsthilfe-Bücher
- Unterstützende Gespräche mit psychotherapeutischen Techniken
- Strategien zur Problemlösung erlernen
- Aufklärung über Maßnahmen für einen besseren Schlaf
Die Hausärztin, der Hausarzt kann solche Maßnahmen begleiten. Auch psychosoziale Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen können daran mitwirken.
Eine leichte Depression lässt sich auch mithilfe von Online-Programmen behandeln. Wichtig ist, dass diese Programme ärztlich verordnet werden.
Wenn Patienten und Patientinnen diese Maßnahmen in Anspruch nehmen möchten, ist es wichtig, regelmäßig mit dem Arzt zu prüfen, ob sich die Beschwerden dadurch verändern. Bei Bedarf sollte der oder die Erkrankte weitere, intensivere Behandlungen bekommen.
Auch eine Psychotherapie ist bei leichter Depression möglich, wenn.
- die Betroffenen in der Vergangenheit bereits gut auf die Psychotherapie angesprochen haben.
- die Beschwerden sich trotz Selbsthilfe nicht bessern.
- wenn bereits früher depressive Episoden auftraten und die Depression chronisch werden könnte.
- wenn Betroffene keine guten Erfahrungen mit niedrigschwelligen Angeboten haben oder diese nicht in Anspruch nehmen möchten.
Tritt die leichte Depression zum ersten Mal auf, kommen Medikamente eher nicht in Frage. Haben die Erkrankten bereits eine depressive Episode erlebt und gute Erfahrungen mit Medikamenten gemacht, so können sie eingesetzt werden.
Behandlungsmöglichkeiten bei leichter Depression
Bei mittelschwerer Depression kommen entweder eine Psychotherapie oder eine Behandlung mit Medikamenten in Frage. Bei schwerer Depression ist eher eine Kombination aus beidem – also Medikamente und Psychotherapie – sinnvoll. Auf Wunsch der Erkrankten kann aber auch nur eine der beiden Behandlungen eingesetzt werden.
In beiden Fällen können Online-Therapien unterstützend hinzukommen. Auch hier ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt, die Ärztin diese Programme verordnet und begleitet.
Behandlungsmöglichkeiten bei mittelschwerer und schwerer Depression
Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe
Manche Menschen erleben nach einer erfolgreichen Behandlung eine weitere depressive Episode. Das Risiko besteht vor allem dann, wenn die Therapie zu früh endet. Deshalb schließt sich an die Akutbehandlung oft eine weitere Behandlung an: die Erhaltungstherapie. Sie beginnt, wenn die Beschwerden der Depression sich gebessert haben oder ganz zurückgegangen sind. Das Ziel dabei ist, den Zustand der Betroffenen so weit zu stabilisieren, dass kein Rückfall eintritt.
Bei einer Erhaltungstherapie mit Medikamenten werden die Mittel einfach weiter eingenommen. Das kann 6 bis 12 Monate gehen. Zusätzlich kann auch eine Psychotherapie hinzukommen. Eine Erhaltungstherapie kann auch nur in einer Psychotherapie stattfinden.
Wenn ein erhöhtes Risiko für Rückfälle besteht, kann die Psychotherapie auch über mehrere Jahre weitergeführt werden. Eine solche durchgehende Therapie nennt man Rezidivprophylaxe.
Die Behandlung mit Psychotherapie oder Medikamenten lässt sich durch weitere Behandlungen ergänzen. Beispiele sind: