Aktualisiert im August 2022; erstellt im Dezember 2021  
Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Dagmar Lühmann, Prof. Dr. med. Martin Scherer

Der Impfstoff Spikevax der Firma Moderna wurde am 6. Januar 2021 in der EU zugelassen. Es handelt sich um einen mRNA-Impfstoff, der in mehreren Dosen verabreicht wird.

Was empfiehlt die STIKO aktuell für den Impfstoff Spikevax? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Am 10.11.2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre ursprüngliche Empfehlung für den Spikevax-Impfstoff geändert. Der Impfstoff soll nicht bei Menschen unter 30 Jahren eingesetzt werden. Auch Schwangeren jeglichen Alters soll dieser Impfstoff nicht angeboten werden. 

Der Grund für die Änderung sind neue Sicherheitsdaten aus und anderen Ländern. Es ist bereits bekannt, dass nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff sehr seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen vor allem bei jüngeren Personen auftreten können. Diese Nebenwirkung wurde jedoch nach einer Impfung mit Spikevax häufiger beobachtet als nach der Impfung mit Comirnaty, dem anderen in Deutschland zugelassenem mRNA-Impfstoff. Für Menschen ab 30 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass Herzmuskelentzündungen nach Spikevax-Impfung auftreten, dagegen nicht erhöht. 

Wie gut schützen mRNA-Impfstoffe gegen die Omikron-Variante? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Drei Beobachtungsstudien haben untersucht, wie gut die mRNA Impfstoffe Spikevax (Moderna) und Comirnaty (BioNTech/Pfizer) gegen die Omikron-Variante des SARS-CoV2-Virus schützen. Die Studien kamen zu folgenden Ergebnissen:

  • Insgesamt ist der Impfschutz gegen die Omikron-Variante geringer als gegen die Alpha- oder Delta-Variante. Zwei Impfstoff-Dosen schützten vor einer Krankenhaus-Behandlung durch die Delta-Variante. Bei der Omikron-Variante benötigt man drei Impfstoff-Dosen, um einen vergleichbaren Schutz zu erreichen.  (Lauring 2022, Abu-Raddad et al. 2022, Ferdinades et al 2022)
  • Drei Impfstoff-Dosen senken das Risiko für eine Krankenhaus-Einweisung nach Infektion mit der Omikron-Variante stärker als zwei Impfungen. (Lauring 2022)
  • Eine dritte Impfung schützt besser vor einem schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung als zwei Impfungen. (Abu-Raddad et al. 2022, Ferdinands et al 2022)
  • Eine dritte Impfung senkt das Risiko, bei einer COVID-19-Erkrankung künstlich beatmet werden zu müssen. (Tenforde 2022)
  • Eine dritte Impfung senkt das Risiko für einem tödlichen Verlauf der COVID-19-Erkrankung besser als zwei Impfungen. (Abu-Raddad et al 2022)
Mehr über die Studien erfahren 

Was weiß man über Herzmuskelentzündungen nach der Impfung? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Herzmuskelentzündungen und Herzbeutel-Entzündungen gelten als sehr seltene Nebenwirkungen einer Spikevax-Impfung. 

Herzmuskelentzündungen sind entzündliche Erkrankungen des Herzmuskels. Manchmal treten auch Entzündungen des Herzbeutels, der äußeren Umhüllung des Herzens, auf.  Sie äußern sich u.a. durch Beschwerden wie Brustschmerzen, Störungen des Herzrhythmus oder Herzklopfen. Erste Beschwerden treten üblicherweise wenige Tage nach der Impfung auf.  Es scheint, dass die Beschwerden häufiger nach der zweiten Impf-Dosis auftreten als nach der ersten. Jungen und junge Männer unter 30 Jahren scheinen am häufigsten von Herzmuskelentzündungen betroffen zu sein als anderen Personen. Von Herzbeutelentzündungen sind vermehrt Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren betroffen.

Herzmuskelentzündungen können innerhalb kurzer Zeit von allein ausheilen. Während dieser Zeit muss sich die betroffene Person körperlich schonen. Manchmal ist auch eine Behandlung mit Medikamenten zur Unterstützung der Herzfunktion oder ein Krankenhausaufenthalt mit Überwachung erforderlich.

In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die Sicherheit der Impfstoffe zuständig. Seit Beginn der Impfkampagne erhält das PEI Meldungen von Verdachtsfällen der Nebenwirkungen der Impfstoffe. Bis Ende November 2021 sind bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen insgesamt 3 Fälle von Herzmuskelentzündungen aufgetreten. Bei jungen Männern im Alter 18 bis 29 wurden etwa 26 Fälle pro 100.000 Spikevax-Impfungen gemeldet. Bei jungen Frauen in diesem Alter wurden etwa 6 Fälle pro 100.000 Impfungen gemeldet. Die Zahl der gemeldeten Fälle war höher als ohne die Impfung in Deutschland zu erwarten wäre. Aus diesem Grund empfahl die Ständige Impfkommission, den Impfstoff Spikevax nicht bei Personen unter 30 Jahren einzusetzen.

Datenanalysen aus verschiedenen Ländern bestätigen die Beobachtung, dass insbesondere junge Männer ein erhöhtes Risiko für eine Myokarditis nach einer Impfung mit Spikevax haben. Die Zahlen deuten ebenfalls darauf hin, dass das Risiko für eine Myokarditis oder eine Perikarditis nach einer Spikevax-Impfung höher ist als bei einer Impfung mit Comirnaty. 

Bis zum 31. März 2022 wurden dem PEI insgesamt 532 Verdachtsfälle von Herzmuskel- und Herzbeutel-Entzündungen gemeldet. Dies sind umgerechnet 1,8 Meldungen pro 100.000 Impfdosen mit Spikevax.

Es handelt sich bei den Angaben um Meldungen von Verdachtsfällen einer Nebenwirkung. Es kann sein, dass dem PEI nicht alle Fälle gemeldet wurden. Es kann aber auch sein, dass Fälle gemeldet wurden, bei denen im Nachhinein doch keine Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung festgestellt werden konnte. 

Hinweis: Wer eine Nebenwirkung bei sich vermutet, kann diese dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) melden – am einfachsten online über das Portal des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Quellen Interessenkonflikte