Sie haben Dranginkontinenz? Nicht immer müssen gleich Medikamente eingesetzt werden. Unter Umständen kommen zunächst auch nicht medikamentöse Behandlungen für Sie infrage. Diese lassen sich auch untereinander kombinieren. Und es können nicht medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten auch zusammen mit Medikamenten und Operationen angewandt werden.
Hier stellen wir Ihnen die nicht medikamentösen Verfahren vor.
Zu den Möglichkeiten, Dranginkontinenzbeschwerden ohne Medikamente zu behandeln, gehören zum Beispiel Änderungen beim Lebensstil oder ein Blasentraining. Beckenbodentraining und Elektrostimulation sind weitere nicht medikamentöse Verfahren, mit denen man Dranginkontinenzbeschwerden behandeln kann.
Erster Ansatzpunkt, um die Beschwerden bei Dranginkontinenz zu lindern, ist die Änderung einiger Lebensgewohnheiten, etwa der Verzicht auf Koffein und Nikotin oder auch eine Anpassung der Trinkgewohnheiten. Dabei werden die Betroffenen beispielsweise angeleitet, im Tagesverlauf zwar ausreichend (und nicht zu wenig) Flüssigkeit aufzunehmen, die Trinkmenge jedoch gleichmäßig über den Tag zu verteilen. Bei (stark) übergewichtigen Menschen ist die Gewichtsabnahme durch Ernährungsumstellung und mehr Bewegung eine Möglichkeit zur Beeinflussung von Dranginkontinenzbeschwerden.
Blasentraining ist ein Verhaltenstraining. Es wird auch Toilettentraining genannt. Teilweise werden für Blasentraining auch andere Begriffe benutzt oder etwas anderes darunter verstanden. Wir meinen mit Blasentraining folgendes: Es wird ein Toilettenplan aufgestellt, der Toilettengänge zu bestimmten Zeiten vorsieht. Diese Zeiten sollen auch dann eingehalten werden, wenn kein Harndrang besteht. Die festgelegten Toilettengänge erfolgen zunächst in kurzen Abständen, die mit der Zeit ausgedehnt werden. Zusätzlich werden Techniken erlernt, wie man Harndrang unterdrücken und die Blasenentleerung etwas hinauszögern kann.
Ein solches Blasentraining wird in manchen Urologiepraxen sowie in manchen Beckenboden- und Kontinenzzentren angeboten.
Überlegungen zum Blasentraining - PDF zum Download
Die Beckenbodenmuskulatur spielt eine wichtige Rolle dabei, dass wir den Urin halten können und es nicht zu ungewollten Urinverlusten kommt. Wie andere Muskeln auch, kann die Beckenbodenmuskulatur zum Beispiel im fortschreitenden Alter oder infolge von Operationen geschwächt werden.
Beckenbodentraining ist ein physiotherapeutisches Verfahren, das die Beckenbodenmuskulatur stärken soll. Die Beckenbodenmuskulatur lässt sich durch verschiedene Übungen kräftigen. Dabei wird die Beckenbodenmuskulatur kontrolliert angespannt. Die Übungen werden meistens in der Gruppe oder einzeln unter Anleitung einer Physiotherapeutin, eines Physiotherapeuten erlernt und zu Hause wiederholt.
Überlegungen zum Beckenbodentraining - PDF zum Download
Ein Blasentraining kann auch zusammen mit einem Beckenbodentraining durchgeführt werden. Dabei werden die Elemente des Blasentrainings mit denen des Beckenbodentrainings kombiniert.
Nervenimpulse sorgen dafür, dass die Harnblase entleert oder Urin in der Harnblase gehalten wird. Bei der Elektrostimulation geht es darum, bestimmte Nerven elektrisch anzuregen, die Einfluss auf die Blasenfunktion haben.
Es gibt verschiedene Verfahren der Elektrostimulation.
Perkutane Elektrostimulation des Schienbeinnervs
Bei der sogenannten perkutanen Elektrostimulation des Schienbeinnervs (Nervus tibialis), auch PNTS abgekürzt, werden bestimmte Nerven mittels elektrischer Reize über eine Nadel angeregt. Mit der Behandlungsmethode soll das für Dranginkontinenz typische übermäßige Zusammenziehen der Harnblasenmuskulatur verringert werden.
Die Elektrostimulation des Schienbeinnervs mit Nadel wird von manchen Urologen und Urologinnen und in manchen Beckenboden- und Kontinenzzentren angeboten.
Überlegungen zur perkutanen Elektrostimulation - PDF zum Download
Transkutane Elektrostimulation des Schienbeinnervs
Die Elektrostimulation des Schienbeinnervs kann auch ohne Nadeln mithilfe auf der Haut angebrachter Elektroden erfolgen. Diese Form der Elektrostimulation des Schienbeinnervs nennt man transkutane Tibial-Nerv-Stimulation (kurz: TTNS). Mit der Behandlungsmethode soll ebenfalls das für Dranginkontinenz typische übermäßige Zusammenziehen des Blasenmuskels verringert werden.
Überlegungen zur transkutanen Elektrostimulation - PDF zum Download
Elektrostimulation von Nerven im unteren Rücken
Die sogenannte pudendale Neuromodulation ohne Operation ist ein weiteres Verfahren der Elektrostimulation bei Dranginkontinenz. Bei dem Verfahren werden Elektroden am unteren Rücken auf der Haut angebracht. Mit den Stromimpulsen über die Haut sollen bestimmte Nerven in der Kreuzbeinregion angeregt werden. Sie beeinflussen ebenfalls die Harnblasenfunktion.
Die Elektrostimulation dieser Nerven in der Kreuzbeinregion kann auch durch Einführen einer elektronischen Sonde in den After oder die Scheide erfolgen.