Studiencheck
Das Blasentraining oder auch Toilettentraining ist eine Behandlungsmöglichkeit bei Dranginkontinenz. Dabei wird ein Toilettenplan aufgestellt – er gibt Toilettengänge zu bestimmten Zeiten vor, die die Betroffenen auch dann einhalten sollen, wenn kein Harndrang besteht. Die festgelegten Toilettengänge erfolgen zunächst in kurzen Abständen, die mit der Zeit ausgedehnt werden. Zusätzlich werden Techniken erlernt, wie man Harndrang unterdrücken und die Blasenentleerung etwas hinauszögern kann. Das Training soll die Blase daran gewöhnen, mehr Urin zu speichern.
Im "Studiencheck Blasentraining" wurde anhand der vorhandenen wissenschaftlichen Studien geprüft, welchen Nutzen und Schaden Blasentraining hat.
Die Ergebnisse im Einzelnen
Nutzen von Blasentraining im Vergleich zu keiner Behandlung
Ob die Behandlung mit einem Blasentraining bei Dranginkontinenz im Vergleich zu keiner Behandlung einen Nutzen hat, wurde in drei randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) geprüft.
Zwei der drei Studien untersuchten, ob sich die Symptome der Dranginkontinenz verbesserten oder vollständig zurückbildeten. Es zeigte sich insgesamt, dass das Blasentraining bei erwachsenen Frauen wirksam sein kann.
Das Ergebnis der dritten Studie war, dass sich die Anzahl der wöchentlichen Inkontinenzepisoden durch Blasentraining verringern kann.
In einer der Studien verbesserte das Blasentraining zudem die Lebensqualität bei unterschiedlichen Inkontinenzformen. Ob das Training Auswirkungen auf die Lebensqualität speziell bei Dranginkontinenz hat, ist auf Grundlage der vorliegenden Studien nicht sicher einzuschätzen.
In den drei Studien liegen keine Ergebnisse dazu vor, ob die Wirksamkeit eines Blasentrainings länger als maximal sechs Monate anhält.
Schaden von Blasentraining
Keine der drei Studien untersuchte, ob durch das Blasentraining Nebenwirkungen auftreten.
Warum sind die Ergebnisse der Studien nicht zuverlässig?
Zusammengenommen nahmen in allen drei Studien nur 92 Frauen mit Dranginkontinenz teil, die entweder Blasentraining oder keine Behandlung erhielten. Auch weisen die Studien methodische Mängel auf. So fehlen beispielsweise in einer Studie die Angaben für etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen, ob sich die Lebensqualität verändert hat.
Sind die Ergebnisse übertragbar?
Inwieweit die Ergebnisse der Studien auf andere Personengruppen, z. B. Männer, übertragbar sind, ist unklar. In den letzten 30 Jahren wurde zu Blasentraining im Vergleich zu keiner Behandlung nicht geforscht. Ob zukünftig Studien zur Wirksamkeit des Trainings, z. B. bei Männern, zu erwarten sind, ist ungewiss.
Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Wissenschaftliche Beratung: Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch, PD Dr. med. Karl Horvath (beide Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Universität Graz, Österreich)
Autorinnen und Autoren: Claudia Höppner, Michael Mibs
Erstellt im Juni 2019; zuletzt aktualisiert: Mai 2024; nächste geplante Aktualisierung: Mai 2029