Berlin, aktualisiert am 5. Januar 2023 – Menschen mit Immunschwäche haben ein hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Um den bestmöglichen Impfschutz zu erreichen, hat die Ständige-Impfkommission (STIKO) Empfehlungen speziell für Menschen mit Immunschwäche ab 5 Jahren veröffentlicht. Diese haben wir auf dieser Seite zusammengefasst.
Je nach Ursache können verschiedene Menschen von Immunschwäche betroffen sein. Bei Menschen mit angeborener Immunschwäche sind Defekte im Erbgut dafür verantwortlich, dass das Immunsystem nicht richtig funktioniert. Auch ein hohes Lebensalter, Stress oder Schwangerschaft können die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. Immunschwäche kann aber auch erworben werden, etwa durch eine Erkrankung. Krankheiten, die das Immunsystem schwächen, sind z. B.
- Infektionen mit HIV (AIDS), Masern- oder Herpesviren, bestimmten Bakterien und Parasiten
- Tumor-Erkrankungen wie Morbus Hodgkin, chronische lymphatische Leukämie, Multiples Myelom
- Stoffwechsel-Erkrankungen wie fortgeschrittenem Diabetes mellitus, Nierenversagen, Leberversagen
- Autoimmun-Erkrankungen, bei denen das Immunsystem sich gegen den eigenen Körper richtet, z. B. Schuppenflechte (Psoriasis), Schmetterlingsflechte (Lupus erythematodes), Neurodermitis, Rheuma
Außerdem gibt es bestimmte Medikamente, die das Immunsystem schwächen können.
- Chemotherapien bei Krebserkrankungen
- Medikamente gegen Autoimmun-Erkrankungen
- Medikamente, die das Immunsystem gezielt unterdrücken. Solche Medikamente bekommt man z. B., wenn man ein gespendetes Organ eingesetzt bekommen hat. Die Medikamente sollen verhindern, dass das Ersatz-Organ vom Immunsystem abgestoßen wird.
Menschen mit Immunschwäche haben ein sehr hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Die Impfung kann sie davor schützen. Noch lässt sich nicht sagen, wie gut die COVID-Impfstoffe bei Menschen mit Immunschwäche wirken. Bisherige Untersuchungen zeigen aber, dass manche Menschen mit Immunschwäche nach zweifacher COVID-19-Impfung keine Immunantwort zeigen, bzw. dass die Immunantwort geringer ausfällt als bei Menschen ohne Immunschwäche. Ob sich keine oder eine geringe Immunantwort zeigt, hängt von der Grunderkrankung, den eingesetzten Medikamenten und vom Alter der Person ab. Um die Wirksamkeit der Impfung zu erhöhen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) folgendes:
- Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken oder beeinflussen, können auch bei anstehender Impfung weiter eingenommen werden. Laut STIKO sollte die Impfung am besten genau in der Mitte zwischen zwei Einnahmen liegen – also z. B. mittags, wenn die Medikamente morgens und abends eingenommen werden. Das soll die Chancen auf eine hohe Impfwirksamkeit erhöhen.
- Bei geplanter Chemotherapie soll die Impfung mindestens zwei Wochen vor Therapiebeginn erfolgen.
Unabhängig vom Impfschutz rät die STIKO Menschen mit Immunschwäche dazu, die Abstands- und Hygieneregeln sorgfältig einzuhalten.
Alle zugelassenen Impfstoffe gegen COVID-19 gelten auch für Menschen mit Immunschwäche als unbedenklich. Es kann zu denselben Impfreaktionen kommen wie bei Menschen ohne Immunschwäche.
Die STIKO empfiehlt folgendes Vorgehen:
Für ungeimpfte Menschen mit Immunschwäche empfiehlt die STIKO eine Impfung mit einem mRNA Impfstoff (Comirnaty oder Spikevax). Die Impfung soll in zwei Dosen im Abstand von 3-6 Wochen (Comirnaty) bzw. 4-6 Wochen (Spikevax) erfolgen.
Menschen, die als erste Impfstoffdosis einen Vektor-Impfstoff erhalten haben (Vaxzevria oder COVID-19 Vaccine Janssen), sollen als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff im Abstand von mindestens 4 Wochen erhalten.
Für bereits geimpfte Menschen mit Immunschwäche empfiehlt die STIKO zwei Auffrischungsimpfungen. Die erste sollte frühesten drei Monate nach der zweiten Impfdosis stattfinden. Die zweite Auffrischung sollte dann wiederum mit einem Abstand von mindestens drei Monaten erfolgen.
Menschen ab 12 Jahren sollten mit einem angepassten mRNA-Impfstoff aufgefrischt werden. Bei Kindern zwischen 5-11 Jahren soll der original mRNA-Impfstoff Comirnaty eingesetzt werden. Die Auffrischungen sollen dafür sorgen, dass der Impfschutz auch gegen neue Varianten des Coronvirus' hoch bleibt.
Bei Menschen mit Immunschwäche, die von einer COVID-19-Erkrankung genesen sind, muss im Einzelfall mit dem Arzt, der Ärztin entschieden werden, ob eine weitere Impfdosis erforderlich.
Hinweis: Seit dem 10.11.2021 wird für Personen unter 30 Jahren die Impfung mit dem Spikevax-Impfstoff nicht empfohlen.
Als Reaktion auf den Impfschutz bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Coronavirus aus. Diese Antikörper können im Labor gemessen werden. Allerdings gibt es bisher keinen Grenzwert, ab dem man sagen könnte: Die Antikörper sind zu niedrig. Deshalb ist der Nachweis bei der Entscheidung für oder gegen eine Auffrischung derzeit nicht hilfreich. Die STIKO empfiehlt ihn deshalb nur für Menschen mit schwerer Immunschwäche, bei denen zu erwarten ist, dass die Immunantwort zu schwach ist.
Was, wenn kein ausreichender Impfschutz aufgebaut werden kann?
Manche Menschen können aufgrund von Vorerkrankungen nicht geimpft werden oder trotz mehrerer Impfungen keine ausreichenden Abwehrkräfte gegen das Coronavirus aufbauen. Für diese Menschen empfiehlt die Ständige Impfkommission eine zusätzliche Behandlung mit monoklonalen Antikörpern. Das sind Abwehrstoffe, die den Schutz gegen COVID-19 erhöhen sollen.
Angehörige und Kontaktpersonen von Menschen mit Immunschwäche sollten vollständig gegen COVID-19 geimpft sein. Die STIKO rät auch zu einer Impfung gegen weitere Infektionskrankheiten, wie etwa Grippe. Außerdem sollten Kontaktpersonen im Umgang mit immunschwachen Menschen immer einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch bei Menschen mit schwerer Immunschwäche, die nachweislich schlecht auf die Impfung angesprochen haben, wird den Angehörigen zu einer Auffrischung nach frühestens 6 Monaten geraten.