Allgemein spricht man von Arthrose, wenn sich der Knorpel in einem Gelenk schneller abbaut, als er sich wieder aufbauen kann. Arthrose wird umgangssprachlich auch Gelenkverschleiß genannt. Dieser übermäßige Abbau kann in den betroffenen Gelenken, wie z. B. in der Hüfte, in den Knien oder in den Fingern, wiederum zu Veränderungen in den angrenzenden Knochen führen. Die Folgen können dann Beschwerden wie Schmerzen, Steifigkeitsgefühl und Bewegungseinschränkungen sein, die im Laufe der Zeit zunehmen.
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung bei erwachsenen Menschen. Es können sowohl Frauen als auch Männer davon betroffen sein.
Laut einer Befragung in Deutschland aus dem Jahr 2011 gaben 20 von 100 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren an, dass bei ihnen Arthrose diagnostiziert wurde. Unter den Befragten litten mehr Frauen an der Krankheit: 22 von 100 Frauen bei 18 von 100 Männern.
Auch eine aktuellere Untersuchung, die zwischen 2014 und 2017 erhoben worden ist, zeigte, dass bei etwa einem Fünftel der Teilnehmenden Arthrose diagnostiziert worden ist.
Die Wahrscheinlichkeit, Arthrose zu bekommen, steigt mit dem Alter.
Arthrose tritt unterschiedlich häufig an den einzelnen Gelenken auf. Es können auch zeitgleich mehrere Gelenke betroffen sein. In diesem Fall spricht man von Polyarthrose.
Die häufigste Form ist die Kniearthrose. Von 100 Menschen mit Arthrose haben 53 ihre Beschwerden im Knie. In 28 von 100 Fällen ist bei Frauen das Hüftgelenk und in 37 von 100 Fällen ein Fingergelenk betroffen. Männer leiden etwa ebenso häufig an Hüftarthrose (in 26 von 100 Fällen), aber seltener an Fingerarthrose (in 16 von 100 Fällen).
Ursachen und Entstehung
Der Knorpel kann sich im Alter oder bei starker Beanspruchung abnutzen, denn er federt permanent Belastungen ab und ist Reibung ausgesetzt. Der Körper hat hierfür einen Schutzmechanismus eingebaut: Um Schäden auszugleichen, kann sich der Gelenkknorpel langsam erneuern. Wesentlich bei Arthrose ist aber, dass sich der Knorpel nicht mehr von selbst ausreichend erneuern kann. Dann nutzt sich der Gelenkknorpel zunehmend ab. Im weiteren Verlauf kann sich dieser Verschleiß auch auf die Gewebe rund um den Knorpel ausbreiten. In der Regel beginnt eine Arthrose schleichend.
Bei der Entstehung von Arthrose spielen beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren eine Rolle, in den meisten Fällen mehrere.
Risikofaktoren, die Sie unter Umständen selbst beeinflussen können:
- Bewegungsmangel (Knie-, Hüft-, Spondylarthrose)
- Schwere körperliche Arbeit, z. B. auf dem Bau (Knie- und Hüftarthrose), oder eine überwiegend sitzende Tätigkeit (Spondylarthrose)
- Gelenkbelastender Sport, etwa mit Stoßbelastung wie bspw. Fußball (Knie- und Hüftarthrose)
- Übergewicht (Knie- und Hüftarthrose)
Risikofaktoren, die behandelt werden können:
- Angeborene Fehlstellungen wie X- und O-Beine (Kniearthrose), Hohlkreuz (Spondylarthrose)
- Über- und Fehlbelastungen, die entstehen können, weil das Gelenk von Geburt an oder nach einer Verletzung nicht richtig funktioniert
- Entzündliche Gelenkerkrankungen
Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:
- Zunehmendes Alter
- Genetische Veranlagung (Finger-, Knie- und Hüftarthrose)
- Geschlecht
Symptome und natürlicher Verlauf
Arthrose ist eine Erkrankung, die häufig schleichend beginnt. Betroffene merken die Anzeichen zunächst gar nicht oder kaum. Typisch sind Gelenkschmerzen. Sie treten anfangs nur unter Belastung auf, dann auch bei normalen Bewegungen und später sogar in Ruhephasen. Im Laufe der Zeit kommen zu den Schmerzen noch weitere Arthrose-Symptome hinzu. Sie können sich individuell unterscheiden und sind vom betroffenen Gelenk abhängig.
Es kann z. B. sein, dass die betroffenen Gelenke immer steifer werden. Dort ist manchmal ein Reiben fühlbar und mit dem Stethoskop auch hörbar. Die Beweglichkeit wird immer weiter eingeschränkt.
Betroffene leiden bei fortgeschrittener Arthrose auch an andauernden nächtlichen Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei sehr weit fortgeschrittener Arthrose kann es auch zu einer bleibenden Verformung des Gelenkes kommen. Es ist in diesem Fall nicht mehr in der Lage, seine eigentliche Aufgabe zu erfüllen.
Die Erkrankung kann wellenförmig verlaufen. Das heißt, dass man mal Beschwerden haben kann und mal nicht. Verschleiß unterliegt vielen Einflüssen. Deshalb ist der Verlauf von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Die Abnutzung des Knorpels selbst verursacht keine Schmerzen, denn im Gelenkknorpel befinden sich keine Nervenenden. Durch die fehlende schützende Knorpelschicht kommt es aber zu Veränderungen in anderen Bereichen des Gelenks. Der Schmerz entsteht wahrscheinlich in der Gelenkkapsel und in der Knochenhaut. Die Gelenkkapsel umgibt das Gelenk. Die Knochenhaut liegt direkt auf dem Knochen. Sowohl die Gelenkkapsel als auch die Knochenhaut sind gut durchblutet und besitzen viele Nerven. Wenn die Gelenkkapsel und die Knochenhaut gereizt werden, können Schmerzen entstehen.
Durch die ständige Reizung im Gelenk kann es zusätzlich zu einer Entzündung kommen (aktivierte Arthrose). Das Gelenk ist dann gerötet, geschwollen, zu stark erwärmt oder alles auf einmal.
Diagnostik
Zunächst unternimmt die Ärztin, der Arzt die Anamnese, bei der Patientinnen und Patienten nach ihren aktuellen Beschwerden befragt und schmerzende Gelenke abgetastet, begutachtet und auf Funktionsfähigkeit geprüft werden.
Die Veränderungen, die durch Arthrose entstanden sind, werden häufig erst bei einer Röntgen- oder MRT-Untersuchung sichtbar.
Der Knorpel selbst ist auf dem Röntgenbild nicht zu sehen. Er erscheint als Spalt zwischen den Knochen im Gelenk. Bei Arthrose wird dieser Gelenkspalt schmaler als normalerweise. Auch Knochenanbauten (Osteophyten) sind zu erkennen. Nicht alle Patientinnen und Patienten, auf deren Röntgenbild Anzeichen von Arthrose erkennbar sind, haben auch Beschwerden. Umgekehrt gibt es aber auch von Arthrose Betroffene, deren Gelenke auf dem Röntgenbild nahezu unauffällig sind.
Prävention
Um Arthrose vorzubeugen oder ein Fortschreiten des Verschleißes zu bremsen, kann jeder selbst etwas tun. Dabei geht es vor allem darum, eine dauerhafte Überbelastung von Gelenken zu vermeiden. Dazu gehören folgende Schritte:
- Regelmäßige Bewegung im Alltag
- Korrektur ggf. angeborener Fehlstellungen
- Bewegungstraining und gelenkschonender Sport (z. B. Schwimmen, Radfahren)
- Vermeidung von Aktivitäten im Alltag, Beruf oder beim Sport, die die Gelenke stark oder einseitig belasten
- Vermeidung von Übergewicht
Behandlung
Arthrose lässt sich bisher nicht heilen. Es stehen aber eine Reihe von Therapien zur Verfügung, die das Ziel haben, Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten oder zu verbessern.
Man unterscheidet nichtoperative und operative Behandlungsmethoden. Nicht-operative (konservative) Behandlungsmethoden sind zum Beispiel Bewegungstraining, Gewichtsabnahme oder Medikamente zur Schmerzbehandlung. Operationen kommen bei weit fortgeschrittener Knie- oder Hüftarthrose in Betracht. Es können zum Beispiel künstliche Gelenke (Endoprothese) eingesetzt werden.
Eine Operation sollte nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn andere Therapien nicht mehr ausreichend helfen. Über die möglichen Risiken und Erfolgschancen der Eingriffe können Sie sich mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin besprechen. Die richtige Behandlung richtet sich unter anderem danach, welche Gelenke betroffen sind, wie stark die Verschleißerscheinungen vorangeschritten sind und welche Funktionalität angestrebt wird.