Studiencheck
Bluthochdruck bzw. Hypertonie ist eine Erkrankung, bei der der Druck auf die Blutgefäße dauerhaft erhöht ist. Ohne Behandlung kann Bluthochdruck gesundheitliche Folgen für den ganzen Körper haben, insbesondere für Herz und Kreislauf.
Neben Medikamenten gibt es weitere Möglichkeiten, den Blutdruck zu senken, z. B. durch eine Ernährungsumstellung, Sport und Bewegung oder den Verzicht auf Salz.
Der Körper braucht Salz, um gut zu funktionieren. Allerdings kommt es auf die Menge an: In Deutschland essen Männer durchschnittlich etwa 10 g und Frauen etwa 8 g Salz pro Tag. Menschen mit Hypertonie empfiehlt die Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie aber nicht mehr als 6 Gramm Salz pro Tag zu sich zu nehmen. Sinkt der Blutdruck tatsächlich, wenn man weniger Salz ist? Wir haben uns die Studienlage angeschaut.
Eine systematische Übersichtsarbeit fasst die Ergebnisse aus mehreren randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) zusammen. In allen Studien wurde untersucht, ob eine salzärmere Ernährung sich günstig auf den Blutdruck auswirkt.
Die Teilnehmenden der Studien wurden in zwei Gruppen eingeteilt.
- Die erste Gruppe bekam die Vorgabe, etwa 4 Gramm Salz pro Tag zu essen.
- Die zweite Gruppe aß Salz wie gewohnt (etwa 12 Gramm pro Tag). Dies war die Kontrollgruppe.
Frühere Studien haben ergeben, dass die Wirkung von Salz je nach ethnischer Herkunft unterschiedlich ausfallen kann. So zeigte sich beispielsweise, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe einen größeren Vorteil vom Salzverzicht haben als Menschen mit weißer Hautfarbe. Aus diesem Grund wurden die Studienergebnisse für Menschen mit weißer Hautfarbe, schwarzer Hautfarbe und ostasienstämmige Menschen getrennt ausgewertet.
Die Ergebnisse im Einzelnen
Nutzen der Behandlungsmethode - Sinkt der Blutdruck, wenn man weniger Salz isst?
Die Ergebnisse werden getrennt nach ethnischer Herkunft beschrieben.
Menschen mit weißer Hautfarbe
Bei Teilnehmenden, die höchstens 4 Gramm Kochsalz am Tag aßen, war der obere (systolische) Blutdruckwert um 6 mmHg niedriger als in der Kontrollgruppe. Der untere (diastolische) Blutdruckwert sank um 3 mmHg.
Menschen mit schwarzer Hautfarbe
Bei Teilnehmenden, die höchstens 4 Gramm Kochsalz am Tag aßen, war der obere (systolische) Blutdruckwert um 7 mmHg niedriger als in der Kontrollgruppe. Der untere (diastolische) Blutdruckwert sank um 3 mmHg.
Ostasienstämmige Menschen
Bei Teilnehmenden, die höchstens 4 Gramm Kochsalz am Tag aßen, war der obere (systolische) Blutdruckwert um 8 mmHg niedriger als in der Kontrollgruppe. Der untere (diastolische) Blutdruckwert sank um 3 mmHg.
Sinkt die Sterblichkeit, wenn man weniger Salz isst?
Eine kleine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) von Morgen et al. (1978) hat untersucht, ob eine verringerte Salzzufuhr bei Männern mit Hypertonie Grad 1 oder 2 die Sterblichkeit senken kann. Nach zwei Jahren zeigte sich kein Unterschied in der Anzahl der Todesfälle zwischen Teilnehmenden mit einer verringerten und einer üblichen Salzaufnahme.
Eine weitere Studie (RCT von Whelton et al. 1998) untersuchte eine verringerte tägliche Salzaufnahme bei knapp 700 Männern und Frauen, die bereits ein blutdrucksenkendes Medikament einnahmen. Auch in dieser Studie war nach zweieinhalb Jahren kein Unterschied zwischen Teilnehmenden mit einer verringerten und einer üblichen Salzaufnahme zu beobachten.
Sind bei einer verringerten Salzzufuhr weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten?
Dieselben beiden Studien ergaben nach zwei bzw. zweieinhalb Jahren keinen Unterschied bei dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen Teilnehmenden mit einer verringerten und einer üblichen Salzaufnahme.
Hat eine verringerte Salzzufuhr einen Einfluss auf die Lebensqualität?
Diese Frage wurde in den Studien nicht untersucht.
Schaden der Behandlungsmethode - Hat die verringerte Salzzufuhr auch Nachteile?
In keiner der aktuellen Übersichtsarbeiten zum Thema Kochsalzverringerung bei Hypertonie werden Ergebnisse zu Nebenwirkungen oder unerwünschten Folgen berichtet. Das bedeutet nicht, dass keine auftreten könnten.
Erstellt im November 2020. Zuletzt aktualisiert im Dezember 2023. Nächste geplante Aktualisierung: Dezember 2028. Autorinnen und Autoren: Michael Mibs, Jochen Randig, Lisa-Marie Ströhlein, Dr. Eugenia Marbach-Breitrück. Wissenschaftliche Beratung: PD Dr. med. Karl Horvath, Univ. Ass. Mag. rer. nat. Thomas Semlitsch (Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) der Universität Graz).