Berlin, 05. Mai 2021 – Cholesterin gilt im Allgemeinen als ungesund und soll sogar das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. So pauschal lässt sich das aber gar nicht sagen. Vielmehr kommt es darauf an, wie viel „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin in unserem Körper vorhanden ist.

Wenn über Cholesterin gesprochen wird, verbinden viele Menschen damit zunächst etwas Gesundheitsschädliches. Dabei ist Cholesterin für den Körper lebenswichtig: Es dient als Baustein für Gallensäure, viele Hormone und für die umhüllenden Membranen der Körperzellen. Das Cholesterin, das für all diese Zwecke benötigt wird, wird zu rund neunzig Prozent von der Leber gebildet. Nur einen kleinen Teil müssen wir über die Nahrung aufnehmen. 

Neben dem Cholesterin gibt es noch weitere Fette, die für den Körper wichtig sind, unter anderem die Triglyzeride. Wie beim Cholesterin bildet der Körper einen Teil der Triglyceride selbst. Sie dienen vor allem als Energielieferant. Einen Teil der Triglyzeride nehmen wir mit der Nahrung zu uns.

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Um von der Leber bzw. von den Verdauungsorganen in die Gewebe zu gelangen, wo sie benötigt werden, müssen Fette sich durch die Blutgefäße bewegen. Da Fette aber nicht wasserlöslich sind, können sie nicht einfach durchs Blut schwimmen. Stattdessen bewegen sie sich mit speziellen Transporteiweißen durch den Blutkreislauf. Die Verbindung aus Eiweiß, Cholesterin und weiteren Fetten wird Lipoprotein genannt. Wenn also von Blutfetten die Rede ist, sind damit diese Lipoproteine gemeint.

Lipoproteine sind kugelförmige Gebilde mit einer Hülle aus wasserlöslichen Phospholipiden und Eiweißen. Das wasserscheue Cholesterin und die Triglyzeride befinden sich im Inneren. Je nach Zusammensetzung und Dichte der Triglyzeride und Cholesterine lassen sich verschiedene Lipoproteine unterscheiden:

  • Chylomikronen
  • VLDL (very low density lipoprotein)
  • IDL (intermediate density lipoprotein)
  • LDL (low density lipoprotein)
  • HDL (high density lipoprotein)

Chylomikronen, VLDL und IDL enthalten überwiegend Triglyzeride, die sie zu den Muskeln und Fettdepots unseres Körpers befördern. Je mehr Triglyceride die VLDL und IDL abgeben, desto höher wird der Cholesterinanteil des Lipoproteins, bis es fast nur noch aus Cholesterin besteht. In diesem Zustand wird es LDL genannt. Für den Transport des Cholesterins ist außerdem das HDL wichtig.

LDL: Der Zulieferer
Die Aufgabe des LDL ist es, Cholesterin zu den Körperzellen zu bringen, wo es zum Beispiel für die Instandhaltung der Zellmembranen oder Hormonproduktion benötigt wird. Damit erfüllt LDL eine wichtige Zuliefererfunktion. Problematisch wird es jedoch, wenn sich mehr LDL im Blut befindet, als die Zellen aufnehmen können. Dann lagert es sich in den Wänden der Blutgefäße ab. Dadurch können die Blutgefäße verengen oder verhärten – Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer Arteriosklerose. Durch diese kann es wiederum zu schweren Folgeerkrankungen, wie z.B. einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, kommen. Deshalb wird LDL-Cholesterin auch häufig das „schlechte“ Cholesterin genannt.

HDL: Der Aufräumer
Um Schäden an den Blutgefäßen zu vermeiden, muss das LDL also wieder aus der Blutbahn verschwinden. HDL sammelt überschüssiges Cholesterin wieder ein, um es zu Leber zurückzubringen. HDL nimmt auch das Cholesterin auf, das bereits an den Blutgefäßwänden abgelagert wurde. Deshalb gilt HDL-Cholesterin als das „gute“ Cholesterin. HDL trägt das überschüssige Cholesterin zurück in die Leber, wo es zum Beispiel zu Gallensäure umgewandelt werden kann.

Welche Cholesterinwerte sind normal? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Wenn man die Cholesterinwerte beurteilt, kommt es also nicht nur auf die Gesamtmenge, sondern auch auf die Zusammensetzung an. Dabei gilt ein möglichst hoher Anteil an HDL bei einem geringen Anteil an LDL als gesund. Bei den meisten Menschen macht LDL-Cholesterin etwa 60 bis 70 Prozent und HDL-Cholesterin etwa 20 bis 30 Prozent des Gesamtcholesterins im Blut aus. Wie viel LDL und HDL sich im Blut befinden, kann der Arzt mithilfe einer Blutprobe ermitteln lassen. Dabei wird oft auch der Gehalt von Gesamtcholesterin und Triglyceriden im Blut bestimmt. 

Welche Cholesterinwerte gesund sind, hängt dabei von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchstatus und Vorerkrankungen ab. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt in ihrer Leitlinie zu Fettstoffwechselstörungen: Je höher das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist, umso niedriger sollten die LDL-Werte sein. Aktuelle Entwicklungen gehen in Richtung immer tieferer LDL-Zielwerte, was von Experten jedoch auch kritisiert wird. Für Menschen ohne Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten ein Gesamtcholesterinwert von weniger als 200 mg/dl (5,2 mmol/l) und ein LDL-Wert von weniger als 116 mg/dl (3 mmol/l) als günstig.

Quellen