Berlin, aktualisiert am 17. Juli 2024 – Durch die milden Winter sind in Deutschland immer mehr Zecken ganzjährig anzutreffen. Ab etwa acht Grad Celsius werden die kleinen Blutsauger aktiv – und können bei einem Stich Krankheiten übertragen. Hier erfahren Sie, wie Sie sich vor einem Zeckenbiss schützen können, wann man nach einem Stich zum Arzt gehen sollte und in welchen Gebieten Zecken eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen können.
Ein Zeckenstich selbst (im Volksmund auch Zeckenbiss genannt) ist in der Regel nicht schmerzhaft. Da sich Zecken vom Blut anderer Tiere ernähren, können sie Krankheitserreger übertragen. Die häufigste Zeckenart in Deutschland, der gemeine Holzbock, kann zum Beispiel Borrelien (die Auslöser einer Borreliose) oder Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren (FSME) übertragen.
Die Infektionskrankheit Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zählen zu den beiden am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten. Borreliose wird durch Borrelien-Bakterien ausgelöst. FSME ist eine Viruserkrankung, die u. a. eine Hirnhautentzündung auslösen kann. Sie ist auf bestimmte Regionen beschränkt. Fälle bei Menschen sind meldepflichtig.
Borreliose
Borreliose wird auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt. Sie kann verschiedene Organsysteme betreffen – vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Ein wichtiges Anzeichen für Borreliose sind kreisförmige Hautrötungen um die Stichstelle. Man spricht von der sogenannten Wanderröte. Manchmal tritt die Wanderröte auch an anderen Körperstellen wie Beinen, Kopf oder Hals auf. In den meisten Fällen bleibt es bei dieser Wanderröte und die Erkrankung kann mit Antibiotika gut behandelt werden. Manchmal kann die Borreliose aber auch das Nervensystem befallen. Anzeichen dafür sind brennende Nervenschmerzen, grippeähnliche Symptome oder Gelenkschmerzen, die manchmal erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich auftreten können.
FSME
Eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch Viren hervorgerufen wird. Sie zeichnet sich durch grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen aus. Viele Erkrankte bringen die Beschwerden nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung und deuten sie als Erkältung. Bei den meisten Betroffenen klingen die Beschwerden dann auch in wenigen Tagen wieder ab. Nur bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Fieber, Übelkeit und Ausfälle des Nervensystems können die Folge sein. In wenigen Fällen kann die FSME auch nach einer erfolgreichen Behandlung Folgeschäden hinterlassen, z. B. Kopfschmerzen, Lähmungen oder geringere Belastbarkeit.
Karte zum Download: Wo Zecken in Deutschland gefährlich sind
Alle Landkreise im Detail und Hintergrundinformationen zur Klassifikation der FSME-Risikogebiete können Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts einsehen.
Wie hoch ist das Risiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose oder FSME zu erkranken?
Das Risiko, an Borreliose zu erkranken, lässt sich nur schwer ermitteln, da Zahlen zur Häufigkeit fehlen. Nicht jede Zecke trägt den Erreger in sich. Laut Studien liegt das Risiko für eine Borrelien-Infektion nach einem Zeckenstich zwischen 2,6 und 5,6 Prozent. Nur bei weniger als 1,5 Prozent der Zeckenstiche ist mit Krankheitssymptomen zu rechnen. Das Risiko dafür steigt, wenn die Zecke älter ist und schon länger in der Haut gesteckt hat.
In den FSME-Risikogebieten sind nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert, nämlich 0,1 bis fünf Prozent. Das Risiko, nach einem Stich an FSME zu erkranken, ist demnach gering. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 546 FSME-Fälle an das RKI übermittelt. Die Zahl der jährlichen Fälle schwankt aber stark. So zählte das RKI im Jahr 2012 nur 195 Fälle, 2020 waren es 717.
Etwa die Hälfte der FSME-Patienten (52 Prozent), die das RIKI 2020 registrierte, hatten neurologische Beschwerden wie Meningitis (Entzündung der Gehirn- und Rückenmarkshäute), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Entzündung des Rückenmarks). Das entspricht dem Anteil des Vorjahres. Das Robert-Koch Institut weist in einem Bericht darauf hin, dass die Mehrzahl (98 Prozent) der 2022 gemeldeten FSME-Erkrankten nicht oder unzureichend geimpft war. Die Grundimmunisierung war unvollständig oder es fehlten die Auffrischimpfungen.
Die meisten Zecken können nur schlecht sehen, bewegen sich langsam und krabbeln so lange den Körper entlang, bis sie eine weiche Hautstelle finden, an der sie zustechen können. Daher können lange Hosen, feste Schuhe und Oberteile mit langen Ärmeln schützen. Und da Zecken meist in Kniehöhe im Gras oder Gebüsch sitzen, sinkt das Kontaktrisiko auf festen Wegen. War man im Gras oder im Wald, sollte man den Körper absuchen. Vor allem an folgenden Stellen nisten Zecken sich ein: Ohren, Haaransatz, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.
Zecken frühzeitig zu finden und herauszuziehen verringert das Ansteckungsrisiko. Die in Deutschland häufigste Zeckenart saugt mehrere Tage. Gerade deshalb sucht sie eine Stunde oder länger nach einer möglichst geschützten Körperstelle. Zudem können die Borrelien erst bei längerem Saugen übertragen werden, da sie sich im Darm der Zecke befinden. Anders verhält es sich mit den FSME-Viren: Sie befinden sich in den Speicheldrüsen und können durch den Stich rasch ins Blut des Wirtes gelangen.
Insektenschutzmittel, wie man sie auch gegen Mücken verwendet, können auch gegen Zecken helfen. Die Wirkstoffe im Zeckenspray (z. B. DEET oder Icaridin) irritieren die Sinneswahrnehmungen der Zecken, sodass sie nicht zustechen können. Allerdings ist die Wirkung von Sprays zeitlich begrenzt und sie bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Nach einigen Stunden muss das Spray erneut aufgetragen werden. Deshalb sollte Zeckenspray immer auch in Kombination mit anderen Maßnahmen (Kleidung etc.) verwendet werden. Wer Präparate auf natürlicher Basis bevorzugt, kann Mittel mit Kokosöl oder ätherischen Ölen wie Eukalyptus verwenden.
Eine Impfung gibt es nur gegen FSME, nicht gegen Borreliose. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung zum einen für Bewohner und Besucher von Risikogebieten, die etwa durch Freizeitaktivitäten im Grünen ein erhöhtes Zeckenstichrisiko haben, zum anderen für beruflich gefährdete Personen in den Risikogebieten, etwa Forstarbeiter oder Laborpersonal.
Für den vollen Impfschutz sind drei Impfungen in bestimmten Abständen nötig. Danach besteht laut RKI bei 99 Prozent der Geimpften ein vollständiger Schutz, der mindestens drei Jahre anhält. Eine Auffrischung wird nach drei bis fünf Jahren empfohlen. Die Impfung ist in der Regel gut verträglich, kann aber bei kleinen Kindern teilweise fiebrige Reaktionen auslösen. Bei Kindern unter drei sollten Eltern daher sorgfältig zusammen mit dem Kinderarzt die Notwendigkeit einer Impfung abwägen. Informationen zur FSME-Impfung gibt es auf der Seite des RKI.
Wenn Sie eine Zecke entfernt haben, beobachten Sie die Einstichstelle einige Wochen. Entwickelt sich eine ringförmige Hautrötung, sollten Sie zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Dasselbe gilt, wenn Sie 7 bis 14 Tage nach einem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden haben, z. B. Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen.
Wenn Kinder viel draußen sind, haben sie ein höheres Risiko, von Zecken befallen zu werden. Deshalb sollten Eltern nach Aufenthalten im Wald, Gras oder Unterholz stets den Körper absuchen, vor allem Ohren, Haaransatz, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.. Wie bei Erwachsenen helfen lange Hosen, feste Schuhe und Insektenschutzmittel.
Hat man eine Zecke entfernt, sollte man die Einstichstelle, die Pinzette und die Hände desinfizieren. Eltern sollten zudem den Zeitpunkt eines Zeckenstichs notieren und den Kinderarzt darüber informieren, falls später rote Hautflecken, Fieber, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome auftreten.
Bei der Suche nach einem Wirt reagieren Zecken auf drei Reize: Bewegung, Wärme und Duftstoffe. Sie spüren die Erschütterung, wenn sich ein Tier oder Mensch nähert, sie spüren die Körperwärme und nehmen den Körpergeruch oder Schweiß wahr. Durch ein besonderes Sinnesorgan in den Vorderbeinen können sie die Anwesenheit eines Wirts riechen. Kommt ein Mensch oder ein Tier vorbei, strecken Zecken die Vorderbeine aus und können sich mit winzigen Krallen blitzschnell am Wirt festhalten. Inwieweit manche Menschen öfter von Zecken gestochen werden als andere, ist noch nicht ausreichend erforscht.