Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt. Sie tritt meist bei älteren Menschen auf. Demenz macht sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar: Man hat z. B. Probleme, sich an aktuelle Ereignisse zu erinnern, oder sich zu orientieren. Auch das Denken fällt schwerer. Das Gehirn verändert sich schon Jahre, bevor diese Beschwerden auftreten. Der genaue Zeitraum ist allerdings noch nicht eindeutig erforscht.
Demenz ist momentan nicht heilbar. Deswegen wird auch erforscht, wie man einer Demenz vorbeugen kann. Dafür untersuchte man einen Wirkstoff namens Acetylsalicylsäure. Man kennt diesen Wirkstoff vom Medikament Aspirin. Man geht davon aus, dass Acetylsalicylsäure die Blutgerinnung verringert. So soll es Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn und Schlaganfälle verhindern. Diese gelten nämlich als Risikofaktoren für vaskuläre Demenz. Außerdem wirkt Acetylsalicylsäure entzündungshemmend. Dadurch kann eine beginnende Alzheimer-Demenz eventuell hinausgezögert werden.
In einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) wurde untersucht, ob Aspirin das Auftreten von Demenz verhindern kann.
An der Studie nahmen Personen ab 65 Jahren teil. Sie wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:
- Gruppe 1 erhielt täglich 100 mg magensaftresistente Aspirin Tabletten oder
- Gruppe 2 erhielt eine Tablette ohne Wirkstoff (Placebo).
Über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren beobachteten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, wie viele Personen in den beiden Gruppen an Demenz erkrankten.
Die Ergebnisse im Einzelnen
In der Studie wurden Personen untersucht, die keine geistigen Einschränkungen hatten. Es wurden folgende Ergebnisse erzielt: In einem Zeitraum von fünf Jahren erkrankten 3 von 100 Männern und Frauen an Demenz – egal, ob sie Aspirin eingenommen hatten oder nicht. Die Ergebnisse zeigen also, dass Aspirin bei Menschen ab 65 Jahren eine Demenz nicht verhindern kann.
In der Studie wurde auch untersucht, ob die vorbeugende Einnahme von Aspirin der Gesundheit schaden kann. Es ist bekannt, dass Aspirin das Risiko für schwere Blutungen erhöht. Deshalb prüften die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen genau, ob bei der Teilnehmenden Blutungen auftraten. Hier ergab sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen:
- Bei 4 von 100 Frauen und Männern, die Aspirin einnahmen, traten in einem Zeitraum von ungefähr fünf Jahren schwere Blutungen auf.
- Bei 3 von 100 Frauen und Männern, die ein Placebo-Medikament einnahmen, traten in einem Zeitraum von ungefähr fünf Jahren schwere Blutungen auf.
Eventuell ist der Zeitraum, in dem die Teilnehmenden Aspirin eingenommen haben, zu kurz, um mögliche Auswirkungen auf das Auftreten von Demenz festzustellen. Das liegt daran, dass sich das Gehirn bei Demenz schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome verändert. Die Ergebnisse lassen sich eher nicht auf Menschen übertragen, die jünger als 65 Jahre sind.
Im Jahr 2020 veröffentlichten Joanne Ryan und Kolleginnen neue Analysen der Studiendaten. Hier untersuchte man noch, ob Aspirin Anzeichen von Alzheimer-Demenz vorbeugen kann. Es konnte aber wieder keine vorbeugende Wirkung durch Aspirin festgestellt werden. Anzeichen von Alzheimer-Demenz und Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten traten bei Menschen, die Aspirin einnahmen, genauso häufig auf wie bei den Personen, die ein Placebo-Medikament zu sich nahmen.
Die Zahlen dieser Darstellung stammen aus einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT), die von 2010 bis 2017 in Australien und den USA durchgeführt wurde. An der Studie nahmen insgesamt 19114 zu Hause lebende Personen teil, etwa 56% davon waren weiblich. Ungefähr 91% der Teilnehmenden waren Weiße europäischer Abstammung, die restlichen untersuchten Personen waren Afroamerikaner oder Hispanics. Eingeschlossen wurden Weiße europäischer Abstammung ab einem Alter von 70 Jahren, in den USA zusätzlich Afroamerikaner und Hispanics aufgrund des höheren Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen und Demenz schon ab einem Alter von 65 Jahren.
Etwa die Hälfte der Teilnehmenden wies ein Alter von 65-73 Jahren auf, bei der andere Hälfte betrug das Alter mindestens 74 Jahre.
Die Studienteilnehmerinnen mussten zu Studienbeginn eine Lebenserwartung von über fünf Jahren haben und nicht an chronischen Erkrankungen, v. a. kardiovaskulären Erkrankungen, leiden. Personen, die ein bekanntes hohes Risiko für Blutungen hatten, wurden nicht in die Studie aufgenommen. Die verabreichte Dosis Aspirin ist als niedrig einzustufen.
Die Studie ist von hoher methodischer Qualität. Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
Aktualisiert im September 2022. Erstellt im Juli 2019. Nächste geplante Aktualisierung: September 2025
Autoren: Dr. Martina Albrecht, Michael Mibs, Lisa-Marie Ströhlein (alle von der Stiftung Gesundheitswissen)
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Dagmar Lühmann