Rauchen ist ungesund, das ist bekannt. Aber wie schätzen Raucherinnen und Raucher das Risiko ein, gesundheitliche Schäden aufgrund des Rauchens zu erleiden und tatsächlich durch Rauchen krank zu werden? Wie viele Menschen in Deutschland rauchen und welche Meinung hat die Bevölkerung zum Rauchen? Wie steht es um die Tabakkontrolle in Deutschland und was kostet Rauchen im Schnitt? Die Stiftung Gesundheitswissen hat zusammen mit dem Hanover Center for Health Communication auch Daten zum Thema Rauchen erhoben. Eine Übersicht über Zahlen, Daten und Fakten rund um das Thema Rauchen in Deutschland.
In Deutschland rauchen etwa 28 Prozent der Bevölkerung. Erfreulicherweise sinken die Prävalenzen des Tabakkonsums bei Jugendlichen seit vielen Jahren, doch in der erwachsenen Bevölkerung stellt Rauchen nach wie vor ein großes Problem dar. Das zeigt sich auch in den aktuellen Daten des Health Information National Trends Survey Germany (HINTS Germany), einer Befragung der Stiftung Gesundheitswissen in Zusammenarbeit mit dem Hanover Center for Health Communication. Knapp die Hälfte der Befragten (48,9 Prozent) hat in ihrem Leben schon mindestens 100 Zigaretten geraucht. Der Anteil ist bei Männern mit 56,0 Prozent deutlich höher als bei Frauen mit 41,8 Prozent. Zudem unterscheidet sich das Rauchverhalten je nach sozialem Status und Berufsgruppe. Laut dem Tabakatlas 2015 des Deutschen Krebsforschungszentrums sinkt der Raucheranteil bei steigendem Sozialstatus. Auch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen zeigen sich Auffälligkeiten beim Rauchverhalten: Bei den Männern rauchen beispielsweise von den erwerbstätigen Möbelpackern mit 85,3 Prozent mit Abstand die meisten. Bei den Frauen finden sich die meisten Raucherinnen bei den Werk- und Personenschutzfachkräften sowie den Berufskraftfahrerinnen mit jeweils rund 50 Prozent. Für beide Geschlechter gilt aber: Das durchschnittliche Alter beim Beginn des Rauchens beträgt rund 15 Jahre und nimmt mit zunehmendem Alter ab. Seit einigen Jahren sinken die Raucheranteile in der deutschen Bevölkerung in allen Altersgruppen.
Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs
Raucherinnen und Raucher sterben im Durchschnitt zehn Jahre früher als Menschen, die nie geraucht haben. Die zahlreichen Schadstoffe im Tabakrauch schädigen nahezu alle körperlichen Organe und sind Risikofaktoren für Folgeerkrankungen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen oder verschiedene Krebserkrankungen. Die Lunge wird dabei in besonderem Maß in Mitleidenschaft gezogen. Vier von fünf Lungenkrebstodesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen. Dabei schätzen aktive Raucherinnen und Raucher ihr eigenes Krebsrisiko nur geringfügig höher ein als Nicht-Rauchende. So gaben in der HINTS Germany-Studie 28,6 Prozent der Befragten, die aktuell rauchen, an, mäßig, ziemlich oder sehr besorgt darüber zu sein, dass sie Krebs bekommen könnten. Bei den Nichtrauchenden lag dieser Anteil mit 23,5 Prozent nur etwas geringer. Zudem stellen die Exraucherinnen und Exraucher mit 40,5 Prozent den größten Anteil derer, die eine Krebserkrankung für sehr unwahrscheinlich halten.
Maßnahmen zur Tabakkontrolle – Deutschland im europäischen Vergleich nur Vorletzter
Im europäischen Vergleich ist der Raucher-Anteil von 28 Prozent der deutschen Bevölkerung groß. In Schweden etwa sind es nur 18 Prozent. Experten führen dies auch auf Unterschiede bei der Tabakkontrolle zurück, zu der beispielsweise Werbebeschränkungen, Rauchverbote und die Tabaksteuer gehören. So ist Deutschland das einzige Land in Europa, in dem Außenwerbung für Tabak erlaubt ist. Laut einer europäischen Umfrage hatten 53 Prozent aller Raucherinnen und Raucher in Deutschland 2018 Tabakwerbung wahrgenommen. Bei den 18- bis 24-jährigen Raucherinnen und Rauchern waren es sogar 61 Prozent. Dabei gibt es Hinweise aus der Forschung, dass die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen anzufangen, umso höher ist, je häufiger Tabakwerbung wahrgenommen wird.
Eine weitere Strategie zur Tabakkontrolle ist die Erhöhung der Preise durch Steuern. Hierzulande werden verhältnismäßig wenig Steuern erhoben. So kostet eine Schachtel Zigaretten etwa fünf Euro. Zum Vergleich: In Australien kostet eine Schachtel etwa 17 Euro. Zwar wurden 2016 die so genannten Schockbilder auf Zigarettenpackungen Pflicht, allerdings zeigen die Daten aus HINTS Germany, dass diese Maßnahme noch immer keine nachhaltige Wirkung entfaltet.
Mehrheit der Deutschen befürwortet vollständiges Tabakwerbeverbot
Ein Tabakwerbeverbot wird in Deutschland zwar diskutiert, aber umgesetzt wurde es noch nicht. Dabei befürworten etwa 69 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ein vollständiges Tabakwerbeverbot, wie eine Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ergab. Ähnlich verhält es sich mit einem Rauchverbot in Autos, um mitfahrende Kinder und schwangere Frauen vor Passivrauch zu schützen. Auch dieses Verbot wird von 72 Prozent der deutschen Bevölkerung befürwortet. Staaten wie Großbritannien, Italien, Griechenland, Österreich oder Frankreich haben bereits Rauchverbote in Autos eingeführt, wenn Minderjährige mitfahren. Selbst unter den Raucherinnen und Rauchern findet sich eine allgemein ablehnende Haltung gegenüber der Zigarette: Lediglich 35 Prozent der Raucherinnen und Raucher haben noch nie im Leben einen Rauchstopp versucht. Letztlich schafft es etwa die Hälfte aller Raucherinnen und Raucher im Laufe ihres Lebens mit dem Rauchen aufzuhören – wenn es auch meist mehrere Versuche braucht.
Das kostet Rauchen in Deutschland im Schnitt
Die meisten Raucherinnen und Raucher rauchen täglich bis zu 20 Zigaretten. Das entspricht in etwa einer Schachtel. Bei einem Schachtel-Preis von fünf Euro geben Raucherinnen und Raucher also im Monat etwa 150 Euro aus – im Jahr etwa 1.800 Euro. Insgesamt wurden 2014 hierzulande fast 25 Milliarden Euro für Tabakwaren ausgegeben – davon allein 20,5 Milliarden für Zigaretten. Die zahlreichen durch Rauchen verursachten Krankheits- und Todesfälle belasten das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft Deutschlands immens. Die jährlich entstehenden direkten Kosten für Behandlungen, Pflege sowie gesundheitliche und berufliche Rehabilitation im Gesundheitswesen belaufen sich auf etwa 25,41 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten in der Volkswirtschaft – etwa durch Mortalität oder Arbeitsunfähigkeit – werden auf etwa 53,68 Milliarden Euro geschätzt.
PM: Rauchen in Deutschland - Zahlen und Fakten