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Erster Expertentag der Stiftung Gesundheitswissen

Pressemitteilung 20.10.2016 - 15:02

Die Stiftung Gesundheitswissen lud Anfang Oktober 2016 zu Ihrem ersten Expertentag nach Berlin. Im Mittelpunkt stand die Diskussion um geeignete Verfahren und Methoden bei der Vermittlung von Gesundheitsinformationen.

Mit zahlreichen Experten aus dem Gesundheitsbereich wurden u.a. Standards von Gesundheitsinformationen, Erwartungen an die Stiftung oder das Thema Interessenkonflikte diskutiert. Im Mittelpunkt aber stand das Strategie- und Methodenpapier der Stiftung, das zukünftig die Arbeitsgrundlage bilden soll. Es wurde von Herrn Prof. Dr. Ferdinand Gerlach und Herrn Prof. Dr. Martin Scherer erarbeitet und vorgestellt. Dr. Rainer Hess eröffnete als Stiftungsratsvorsitzender die Tagung.

Weitere Informationen zum Expertentag in der Bildergalerie:
  • Dr. Rainer Hess, ehemaliger Vorsitzender des G-BA, Jurist und Spezialist im Medizin- und Gesundheitsrecht ist Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Gesundheitswissen. Er eröffnete den Expertentag. In seiner Begrüßungsrede betonte er die zukunftsweisende Aufgabe der Stiftung, die sich unabhängig von Partikularinteressen an alle Menschen richten wird.
  • Insgesamt nahmen 25 Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens teil. Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.n.r.): 1. Reihe (vorn): Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Prof. Dr. Elisabeth Pott, Ansgar Jonietz, Dr. Norbert Loskamp, Prof. Dr. Ina Kopp, Prof. Dr. Doris Schaeffer, Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Dr. Timm Genett 2. Reihe (Mitte): Dr. Heidi Ehrenreich, Martina Albrecht, Prof. Dr. Martin Scherer, Dr. Lars Hemkens, Dr. Rainer Hess, Corinna Schaefer, Dr. Dagmar Lühmann, Prof. Dr. Eva Baumann 3. Reihe (hinten): Prof. Dr. Christiane Woopen, Dr. Eckart von Hirschhausen, Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Dr. Ralf Suhr, Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler, Prof. Dr. Gerd Antes, Prof. Dr. David Klemperer
  • Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen im Gespräch mit dem Moderator des Tages Joachim Lück, IKU GmbH. In dem Gespräch zeigte Suhr auf, wo die Stiftung aktuell steht. Er verglich sie mit einem Start Up, das sein Konzept entwickeln und nachjustieren muss. Suhr betonte, dass er die Stiftung Gesundheitswissen nicht in Konkurrenz zu anderen, etablierten Anbietern sieht, sondern ein Miteinander für eine gute Sache anstrebt.
  • Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates und Stiftungsratsmitglied ist einer der beiden Autoren des Strategie- und Methodenpapiers. Er ging noch einmal auf die Historie des Strategie- und Methodenpapiers ein. Sie reicht ins Jahr 2014 zurück, als der SVR zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in einem Sondergutachten festhielt, das für die "Bereitstellung von Wissen für eine qualitativ hochwertige, evidenzbasierte und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung" es u.a. notwendig ist, ein "unabhängiges deutsches Institut für Gesundheitswissen zu etablieren…“
  • Prof. Dr. Martin Scherer, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Vizepräsident der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin), ist neben Prof. Gerlach Autor des Strategie- und Methodenpapiers der Stiftung Gesundheitswissen. Er stellte die Methodischen Grundsätze vor und zeigte auf, mit welchen Maßnahmen eine Patientenorientierung sichergestellt werden kann.
  • Der Expertentag war neben wenigen, kurzen Impulsvorträgen als Workshop konzipiert. Joachim Lück, Berater und Coach bei der IKU GmbH moderierte den Tag und erläuterte die einzelnen Aufgaben während der verschiedenen Workshop-Sequenzen.
  • „Ich finde die Idee der Stiftung großartig.“, sagte Prof. Dr. Christiane Woopen während einer Diskussion auf dem Expertentag. Spannend sei insbesondere das Spannungsfeld zwischen Evidenz und Patientenorientierung. „Wichtig ist, das die strukturelle Unabhängigkeit der Stiftung gewahrt ist.“, betonte Woopen. Das sei auch stets ein Thema im Ethikrat, so Woopen. Christiane Woopen ist Professorin für Ethik und Theorie der Medizin an der Universität zu Köln und Direktorin des interfakultären Zentrums ceres.
  • Prof. Dr. Elisabeth Pott, ehemalige Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aids Stiftung, wies darauf hin, dass sich Gesundheitskompetenz aus Faktenwissen und aus der Kompetenz zu Handeln zusammensetzen würde. Daher sei eine der zentralen Fragen, wie man die Menschen in dem heutigen Informations-Wirrwarr befähigt, aktiv zu werden und zu handeln.
  • Vertrauensbildung sei sehr wichtig, brachte Dr. Eckart von Hirschhausen, Moderator und Mediziner, in die Diskussion um die Herausforderungen und Erwartungen an die Stiftung ein. Dazu braucht es verlässliche und schnelle Informationen, die einen Bewusstseinswandel anstoßen. Allerdings, so Hirschhausen, sei es schwierig, die guten von den schlechten Informationen im Internet zu unterscheiden. Hier könnte die Stiftung Hilfestellungen anbieten.
  • Alle Teilnehmer waren im Workshop gebeten, im Rahmen der Galeriemethode ihre Kommentierungen direkt im Strategie- und Methodenpapier vorzunehmen. Im Anschluss wurden einzelne Aspekte noch einmal tiefer diskutiert. Hier: Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Professorin für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung an der Medizinischen Universität Graz und Prof. Dr. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg während der Kommentierung.
  • Am Rande der Kommentierung des Strategie- und Methodenpapiers gab es zahlreiche Einzeldiskussionen. Hier im Gespräch: Prof. Dr. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums mit Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, einem der Verfasser des Papiers.
  • Dr. Eckart von Hirschhausen im Gespräch mit Dr. Ralf Suhr. Hirschhausen betonte während der Veranstaltung mehrfach die Bedeutung von Multiplikatoren, wie Wissenschafts- und Medizinjournalisten.
  • In Gruppenarbeit wurden einzelne Aspekte des Strategie- und Methodenpapiers vertieft diskutiert. Über das Thema „Leitlinien als Evidenzquelle“ diskutierten: Corinna Schaefer, Stellvertretende Geschäftsstellenleiterin des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) (vorne links), Dr. Lars Hempkens vom Institut für klinische Epidemiologie und Biostatistik am Universitätsspital Basel, Dr. Rainer Hess, Martina Albrecht, EbM-Expertin der Stiftung Gesundheitswissen, Prof. Dr. Martin Scherer und Dr. Dagmar Lühmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Vorstandsmitglied beim DNEbM. Insgesamt gab es vier Arbeitsgruppen.
  • Ergebnispräsentation „Leitlinien als Evidenzquelle“: Corinna Schaefer, Stellvertretende Geschäftsstellenleiterin des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) präsentierte allen Teilnehmern die Ergebnisse der Gruppendiskussion zum Thema „Leitlinien als Evidenzquelle“. Sie betonte, dass dieses Thema u.a. wichtig sei, weil man einen ganzheitlichen Blick wahren und auch die klinische Perspektive berücksichtigen müsse. Es bedarf hier eines strukturierten Konsensprozesses. Leitlinien können als Informationsquelle dienen.
  • „Gesundheitskompetenz unterschiedlicher Zielgruppen“ – darüber diskutierten: Dr. Norbert Loskamp, Stiftungsratsmitglied und Medizinischer Leiter des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (vorne links im Bild; v.l.n.r.), Prof. Dr. Eva Baumann, Professorin für Kommunikationswissenschaft des Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Prof. Dr. Doris Schaeffer, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld und Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Professorin für Public Health an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
  • „Gesundheitskompetenz unterschiedlicher Zielgruppen“: Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung weist eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz auf. Lediglich sieben Prozent hätten eine gute Kompetenz. Zudem sei der Wandel der Patientenrolle noch nicht ausreichend in der Bevölkerung angekommen und bei den Professionals des Gesundheitswesens nicht immer erwünscht. Darauf wies Prof. Dr. Eva Baumann vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover in der Ergebnispräsentation der Gruppenarbeit hin.
  • Dass die Stiftung Kooperationen eingehen sollte, darüber waren sich alle in der Arbeitsgruppe einig. Ziel solle es sein, die knappen Ressourcen insgesamt gut zu nutzen und Doppelarbeiten nach Möglichkeit zu vermeiden. Zu der Arbeitsgruppe zählten (v.l.n.r.): Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler, Geschäftsführer Patientenprojekte GmbH, Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, von der Medizinischen Universität Graz, Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates und Stiftungsratsmitglied, Dr. Eckart von Hirschhausen, Moderator und Mediziner, Dr. Timm Genett, Leiter Politik des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, Prof. Dr. Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen, Prof. Dr. Christiane Woopen, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Prof. Dr. David Klemperer, Professor für Sozialmedizin und Public Health an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, Ansgar Jonietz, Geschäftsführer „Was hab´ich?“ gGmbH und Prof. Dr. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement, Marburg
  • „Interessenkonflikte klar zu bezeichnen und transparent zu machen ist wichtig, weil sie das Urteilsvermögen beeinflussen“, erläuterte Dr. David Klemperer, Professor für Sozialmedizin und Public Health an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg bei der Ergebnispräsentation der Arbeitsgruppe „Interessenkonflikte“. Die Experten begrüßten, dass die Stiftung plant, sich dem Konzept der AWMF anzuschließen. Dem Thema hatten sich gewidmet: Dr. David Klemperer, Prof. Dr. Ina Kopp und Dr. Dagmar Lühmann.
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