Mein Name ist Christel Maßnick, ich bin 72 Jahre alt und habe seit 1989 Typ 2-Diabetes.
Also wie ich das erfahren habe, dachte ich: "Warum gerade ich?" Naja so war es dann halt leider.
Dann sind wir in den Urlaub gefahren und da sagte der Arzt: "Immer Traubenzucker mitnehmen und kontrollieren." Wir sind in den Frankenwald gefahren und haben dann fleißig die Etiketten von den Lebensmitteln gelesen, wo überall der Zucker drin ist. Da kriegt man ja einen Schreck.
Ja, also als ich das dann erfahren habe, dass ich Diabetes habe, habe ich dann gleich meinen Arbeitskollegen das gesagt, habe auch immer einen Apfelsaft mit gehabt und einen Müsliriegel. Denn falls ich zu sehr in die Unterzuckerung komme, damit die Kollegen wissen: Aha, jetzt muss sie das kriegen. Ihr wisst ja, wo mein Schlüssel ist und wenn mir mal irgendwie schwummrig, zitterig und so was wird, dann gebt mir das bitte, wenn ich nicht mehr selbst in der Lage dazu bin. Aber so weit kam es nie.
Also ich finde diese Unterstützung ist sehr viel wert aus dem einfachen Grund: Man fühlt sich irgendwie noch sicherer. Dann habe ich eine Tablette gekriegt, jahrelang, bis sich der Körper daran gewöhnt hat.
Dann hat der Diabetologe gesagt: "So, jetzt müssen wir mal langsam anfangen zu spritzen." Ja, da dachte ich auch: "Um Gottes Willen, Spritze, auch das noch!" Das musste erst in meinem Kopf drin sein. Hat auch nicht so lange gedauert, dass ich mich dann damit abgefunden habe und dann hat mir das überhaupt nichts mehr ausgemacht, ja. Der Zucker gehörte zu mir, die Spritze gehörte zu mir. Ich habe nachher auch, wenn wir irgendwo essen waren, bin ich nicht zum Spritzen zur Toilette gegangen. Ich hab halt ein dementsprechendes Oberteil angezogen und habe am Tisch gespritzt oder Zucker gemessen. Und wenn jemand mich angesprochen hätte, dann hätte ich ihm das erklärt, wie ich dazu stehe, dass das eine normale Sache ist.
Ja, also mein Mann ist schon eine große Unterstützung. Der hat ja keinen Diabetes. Wir leiten hier in Berlin eine Selbsthilfegruppe. Da treffen wir uns einmal im Monat, haben manchmal, wenn wir Glück haben, auch Referenten zu Besuch, die uns erzählen über Stechhilfen, Spritzen, über die Krankheit, über Leber, Niere, was halt alles dazu gehört.
Erfahrungsaustausch ist auch sehr wichtig in der Gruppe. Also diese Gruppenarbeit, die wir machen und auch ihr Diabetes, das sind Dinge, die mich also persönlich auch berühren. Und deswegen bin ich da mit dabei und ich habe damit keine Probleme. Also, es macht mir, sowas zu organisieren und so, das macht also auch ein bisschen Spaß.
Meine Lebenseinstellung ist die: Man muss vorwärts gucken und nicht rückwärts. Ich muss damit leben können und ich kann damit ganz gut leben, obwohl es manchmal auch schwerfällt. Aber es geht.