Berlin, aktualisiert am 06. September 2022 – Überfüllte Notaufnahmen, lange Wartezeiten – wer schon einmal ungeplant ins Krankenhaus musste, kennt das. Allerdings ist nicht jeder, der die 112 wählt oder direkt in die Notaufnahme kommt, auch ein Notfall. Die Zahl derer, die gar keine dringende Behandlung brauchen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das liegt auch daran, dass viele gar nicht wissen, an wen sie sich bei medizinischen Beschwerden wenden können. 

Welche Nummer wählt man bei medizinischen Beschwerden? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In welchen Fällen es sich um einen medizinischen Notfall handelt und welche Anlaufstellen sonst zur Verfügung stehen, erfahren Sie in diesem Film.

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Wann ins Krankenhaus, wann zum Arzt? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Für einen Laien ist es in manchen Situationen nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich um einen wirklichen Notfall handelt oder nicht. Grundsätzlich geht man von einem Notfall aus, wenn Lebensgefahr besteht oder bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können. Dazu gehören beispielsweise schwere Unfälle, der Verdacht auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, starker Blutverlust und ähnliche Situationen. Dann ist klar: Sofort die 112 wählen oder eine Rettungsstelle aufsuchen.

Ansonsten wendet man sich nach Möglichkeit erst einmal an seine Hausärztin oder den Hausarzt. Wenn man sich unsicher ist, in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen, wenn keine Praxis geöffnet hat und der Arztbesuch nicht aufgeschoben werden kann, hilft der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen (auch Notdienst oder Notfalldienst genannt). Er ist unter der kostenfreien Nummer 116117 erreichbar. Anrufer werden automatisch an die für den Wohnort zuständige Zentrale weitergeleitet. Das medizinische Fachpersonal des Bereitschaftsdienstes schätzt ein, ob jemand dringend Hilfe braucht, ein Hausbesuch nötig ist oder der Patient eine sogenannte Bereitschaftspraxis aufsuchen sollte. Kann der Arztbesuch nicht bis zum nächsten Werktag warten, behandeln Haus- und Fachärzte auch außerhalb der regulären Sprechzeiten in bundesweit über 600 Bereitschaftspraxen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgt sowohl Kassen- als auch Privatpatienten.

Wie läuft der Notruf ab? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Ein Notruf über die Nummer 112 wird von geschulten Mitarbeitern entgegengenommen. Sie stellen gezielte Fragen und führen den Anrufer durch das Gespräch. Meist wird zuerst nach dem Notfallort (Wo?) gefragt. Wird das Gespräch unterbrochen, kann so dennoch Hilfe geschickt werden. Dann werden Angaben zum Geschehen (Was?), zu den Betroffenen und zum Anrufer (Wer? Wie viele?) entgegengenommen und weitere Details geklärt. Der Mitarbeiter entscheidet mit Hilfe der Angaben, ob ein Rettungswagen kommen muss und ob außerdem ein Notarzt benötigt wird. Häufig gibt es weitere Rückfragen: daher bitte nicht einfach auflegen, sondern abwarten und diese ebenfalls beantworten.

Wenn der Rettungsdienst beim Patienten eintrifft, übernehmen die Rettungskräfte die Erstversorgung. Falls nötig wird die kranke oder verletzte Person so schnell wie möglich in die Notaufnahme eines Krankenhauses transportiert.

Was passiert in der Notaufnahme? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

In einer Notaufnahme prüfen Fachkräfte in der Regel zunächst welche Fälle dringend sind und sofort behandelt werden müssen. Dafür werden in der Regel die Vital-Zeichen geprüft. Zu den Vital-Zeichen gehören Atmung, Puls, Blutdruck, Körpertemperatur sowie Symptome und Angaben des Patienten. Für die Einteilung der Patienten gibt es verschieden Methoden. Manche Krankenhäuser sortieren z. B. nach Stabilität und Gefährdung des Patienten. Andere Krankenhäuser arbeiten mit einem fünfstufigen System mit den Farben rot, orange, gelb, grün und blau, wobei rot eine sofortige Behandlung bedeutet und blau eine nicht dringende Behandlung. Es ist deshalb wichtig, direkt bei der Anmeldung klare Angaben über die gesundheitlichen Beschwerden zu machen.

 

Bemühungen die Notversorgung weiter zu verbessern Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Seit Jahren gehen immer mehr Menschen mit banalen Alltagsbeschwerden in die überlasteten Rettungsstellen, die den Krankenhäusern angegliedert und für medizinische Notfälle vorgesehen sind. Das kostet Krankenhäusern viel Geld, die Nicht-Notfälle verstopfen die Leitungen des Notfalldienstes 112 und behindern oder verzögern die zeitnahe Behandlung der dringenden Notfälle.

Aus diesem Grund gibt es Überlegungen, die Notfallversorgung neu zu ordnen. Krankenhäuser sollen künftig nach Notfallstufen gestaffelt werden und müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Dazu hatte der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) neue Regelungen beschlossen, die im November 2020 in Kraft getreten sind. In einem Positionspapier, das von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben wurde, schlagen Experten z. B. vor, dass die Ersteinschätzung von Notfallpatienten telefonisch erfolgen könnte. 

Schon jetzt werden alternative Versorgungsmodelle wie beispielsweise Portalpraxen erprobt. Eine Portalpraxis ist eine Notdienstpraxis, die an eine Notaufnahme gebunden ist. Hier entscheidet das Personal am Empfang, wo eintreffende Patienten und Patientinnen behandelt werden: Echte Notfälle landen in der Notaufnahme des Krankenhauses; Patienten, die kein Notfall sind, werden vom Hausarzt in der Portalpraxis behandelt.

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