Berlin, aktualisiert am 20. Oktober 2022 – Hühnersuppe bei Erkältung oder Honig gegen Husten – wer erkältet ist, versucht viel, um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Ob die gängigen Hausmittel tatsächlich helfen, zeigt in manchen Fällen ein Blick auf die Studienlage. Was ist wissenschaftlich dran an Hausmitteln bei Erkältung? Wir fassen zusammen.
Großmutters Patentrezept bei Erkältungen aller Art lautet: Hühnersuppe essen. Den darin enthaltenen Bestandteilen wird seit Generationen eine heilsame Wirkung nachgesagt.
Was bringt Hühnersuppe bei Erkältungen? Das sagen Studien:
Die Effekte von Hühnersuppe wurden bisher nur im Reagenzglas, aber nicht am Menschen getestet. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen liefern zwar Anhaltspunkte für eine antientzündliche Wirkung, Belege für die Wirksamkeit der Suppe beim Menschen gibt es jedoch nicht. Der Grund: Studien über eine solche Wirksamkeit am Menschen fehlen bisher. Daher kann man schlichtweg nicht beurteilen, ob Hühnersuppe bei einer Erkältung hilfreich ist.
Eine einzige kleine Studie hat untersucht, wie sich der Verzehr von Hühnersuppe auf den Nasenschleim auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Suppe kurzfristig den Nasenschleim flüssiger macht, sodass dieser besser ablaufen kann. Ein ähnliches Ergebnis ließ sich durch heißes Wasser erzielen. Nach 30 Minuten war der Nasenschleim wieder so zäh wie zuvor.
Ernährungsfachleute geben zu bedenken, dass die Suppe eine äußerst vielseitige Mischung aus verschiedenem Gemüse, Fett und Hühnerfleisch ist, bei der man kaum herausbekommen kann, welche Wirkung die verschiedenen Zutaten der Suppe auf all die Mitstreiter der Immunabwehr haben.
Was die Suppe in jedem Fall ist: Sie ist heiß! Durch die Wärme weiten sich die Blutgefäße und das Gewebe wird besser durchblutet. Deshalb wird Hühnersuppe bei einem grippalen Infekt oft als wohltuend empfunden. Generell können warme Flüssigkeiten bewirken, dass Sekrete gelockert werden und besser abfließen. Außerdem liefert die Suppe – je nach Zubereitungsart – wichtige Nährstoffe für den angeschlagenen Körper und dringend nötige Energie, damit Verschnupfte rasch wieder auf die Beine kommen!
Wenn man bei einer Entzündung im Rachen Halsschmerzen hat, sind in der Regel die Schleimhäute ausgetrocknet. Eine althergebrachte Methode dagegen ist das Gurgeln mit Salzwasser oder mit Kräutertee, zum Beispiel Salbei- oder Kamillentee. Salz und Kamille wird zudem eine desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.
Was bringt Gurgeln bei Halsschmerzen? Das sagen Studien:
Zur Befeuchtung der Schleimhäute trägt Gurgeln zwar bei. Doch erreichen die Wirkstoffe beim Gurgeln nur die Oberfläche der Schleimhaut. Die Entzündung in den tieferen Regionen der Schleimhaut bleibt davon unberührt. Es gibt keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege, dass Gurgeln gegen Halsentzündungen wirkt. Die Schmerzen, also die Symptome der Entzündung, lassen sich durch Gurgeln jedoch möglicherweise lindern.
Gurgeln: So geht's
Gurgeln - die Anleitung zum Donwload
Ein feuchtwarmer Halswickel soll die Durchblutung ankurbeln und so die Heilung bei Halsschmerzen und Heiserkeit unterstützen. Er ist vor allem dann empfehlenswert, wenn die Entzündung schon etwas länger andauert, die Beschwerden also bereits seit ein paar Tagen bestehen. Bei akuter Halsentzündung mit starken Schmerzen kann auch ein kalter Halswickel Linderung verschaffen. Hier wird als innere Schicht ein mit kühlem Wasser getränktes Tuch für 20 bis 40 Minuten umgelegt.
Was bringen Halswickel bei Halsschmerzen? Das sagen Studien:
Eine systematische Recherche konnte keine Studien zum Thema Halswickel identifizieren. Es liegen also keine wissenschaftlichen Belege zur Wirksamkeit von Halswickeln vor.
Halswickel: So geht's
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Fieber ist bei Erkältungen normal. Die erhöhte Temperatur hilft dem Körper bei der Heilung, kann aber auch zu Unwohlsein führen. In diesem Fall lässt sich das Fieber mit Wadenwickeln senken. Die Wadenwickel bewirken, dass der Körper mehr Wärme abgibt, wodurch das Fieber im Idealfall sinkt. Sie sollten sie nicht anwenden, wenn Ihre Füße oder Beine kalt sind, Sie frieren oder gar Schüttelfrost haben. Auch bei Harnwegsinfektionen wie einer Blasenentzündung oder bei Durchblutungsstörungen sind Wadenwickel nicht zu empfehlen. Einen wissenschaftlichen Nachweis der Wirkung dieses Hausmittels gibt es bisher nicht.
Wadenwickel: So geht's
Wechseln Sie die Wadenwickel, wenn sie sich körperwarm anfühlen. Dies ist meist nach etwa fünf bis zehn Minuten der Fall. Sie können die Handtücher nun auswaschen, erneut in das lauwarme Wasser tauchen und wieder anlegen. Nutzen Sie den Wadenwickel am besten insgesamt drei bis vier Mal, sodass Sie auf eine Gesamtanwendungsdauer von etwa 30 bis 40 Minuten kommen. Erwarten Sie keine schnelle und starke Fiebersenkung, 0,5 Grad Celsius weniger ist schon ein sehr gutes Ergebnis.
Wadenwickel - die Anleitung zum Download
Das Inhalieren von heißem Wasserdampf befeuchtet die Schleimhaut in den Atemwegen und soll den dort gebildeten Schleim verflüssigen. Damit unterstützt das Inhalieren die natürliche Reinigungs-Funktion der Schleimhaut. Gängig sind auch Inhalationen mit Zusätzen wie Salz oder Kamille.
Für Kinder ist eine klassische Dampfinhalation über dem Wasserbad aufgrund der Verbrühungsgefahr nicht geeignet. Für sie empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Düsen- oder Ultraschallvernebler. Auch für Erwachsene sind in der Apotheke erhältliche Inhalations-Geräte eine Alternative zur herkömmlichen Inhalation von Wasserdampf. Und noch etwas gibt es bei Kindern zu beachten: Zusätze von Mitteln, die ätherische Öle enthalten, dürfen bei Kleinkindern nicht verwendet werden. Sie können zu schweren Atemproblemen führen.
Was bringt eine Wasserdampfinhalation bei Husten? Das sagen Studien:
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich die Erkältungssymptome weder mit einer Inhalation durch ein Gerät noch über dem Wasserbad wesentlich verbessert haben. Zu einer Verschlechterung der Symptome kam es durch die Inhalation aber auch nicht. Ob Inhalieren mit Zusatzstoffen wie Salz oder Kamille effektiver ist, wurde bisher noch nicht systematisch erforscht.
Inhalieren: So geht's
Inhalieren - die Anleitung zum Download
Honig zählt zu den ältesten Hausmitteln bei Husten. Ihm wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Legt sich der Honig über die strapazierten Schleimhäute im Hals, empfinden das viele Menschen als wohltuend bei Erkältungen.
Was bringt Honig bei akutem Husten? Das sagen Studien:
Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass Honig Kindern mit akutem Husten helfen kann: Hustenattacken werden ein wenig gelindert, d. h., sie sind weniger heftig und treten seltener auf und die Kinder schlafen dadurch möglicherweise etwas besser. Das zeigen Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit mit sechs kleinen Studien. Ernste Nebenwirkungen des Honigs waren nicht festzustellen. Die Qualität der Wirksamkeitsnachweise (Evidenz) lag insgesamt auf niedrigem bis moderatem Niveau. Wie viel Honig verzehrt werden muss, um eine Wirkung zu erzielen, und welche Sorte zu bevorzugen ist, lässt sich aus der Übersichtsarbeit nicht ableiten.
Aber: Kinder unter einem Jahr dürfen keinen Honig zu sich nehmen! Denn Honig kann bestimmte Bakterien enthalten, die für Säuglinge schädlich sind. Außerdem gilt es, auf gute Zahnhygiene zu achten, denn gut für die Zähne ist der in Honig reichlich enthaltene Zucker natürlich nicht.
Ob Honig auch Erwachsenen bei Husten hilft, wurde bisher noch nicht systematisch untersucht. Aufgrund der zwar schwachen, aber positiven Wirkung bei Kindern spricht nichts dagegen, einfach auszuprobieren, ob einem Honig bei Husten guttut.
Eine Nasenspülung oder Nasendusche mit Kochsalzlösung verflüssigt bei Schnupfen den Schleim, sodass er besser abfließen kann. Außerdem soll die Spülung die Krankheitserreger nach außen befördern
Um zu verhindern, dass die empfindliche Nasenschleimhaut durch die Nasendusche geschädigt wird, sollten Sie dieses Hausmittel nicht länger als eine Woche einsetzen. Bei stark entzündeten und vereiterten Nasennebenhöhlen sind Nasenspülungen nicht empfehlenswert, da wegen der ausgeprägten Schwellung der Schleimhäute die Kochsalzlösung dann möglicherweise nicht mehr richtig abfließen kann.
Was bringen Nasenduschen bei Schnupfen? Das sagen Studien:
Salzwasser-Nasenduschen und -Nasensprays, bei denen eine größere Menge Salzlösung in die Nase eingebracht wird, sollen die Beschwerden bei Infektionen der oberen Atemwege wie Erkältungen, Grippeerkrankungen und Infektionen in Hals, Nase und Nebenhöhlen lindern.
Eine Übersichtsarbeit aus fünf Studien zeigte, dass Nasenspülungen einen leicht positiven Effekt haben können. An Nebenwirkungen wurden nur leichte Beschwerden wie Brennen und Reizungen genannt, schwerere Nebenwirkungen gab es nicht. Allerdings ist die Aussagekraft der Studien wegen Mängeln bei der Planung und Durchführung eingeschränkt. Aufgrund dieser Einschränkungen und der geringen nachweisbaren Wirksamkeit lässt sich keine Empfehlung für oder gegen eine Nasenspülung als Standardbehandlung bei Atemwegserkrankungen aussprechen.
Nasendusche: So geht's
Nasendusche - die Anleitung zum Download
Sollte der Wickel unangenehm sein oder die Schmerzen sogar verstärken, dann nehmen Sie ihn wieder ab. Halten Sie das Ohr nach der Anwendung am besten weiter warm. Einen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis zu diesem Hausmittel gibt es bisher nicht.
Ohrenwickel - die Anleitung zum Download
Vitamin C ist ein lebenswichtiger Nährstoff für den Körper. Aber hilft er auch gegen Erkältungen? Studien sagen: Eine Erkältung bessert sich durch die zusätzliche Einnahme von Vitamin C in der Regel nicht. Das lässt sich einer großen Übersichtsarbeit zur Wirkung von Vitamin C bei Erkältungen entnehmen. Diese fasste die Ergebnisse mehrerer Studien zusammen, in denen Menschen mit Erkältung Vitamin C einnahmen. Die wissenschaftliche Beweiskraft (Evidenz) der Übersichtsarbeit wird als zuverlässig eingestuft.
In der Werbung wird Vitamin C nicht nur bei bestehender Erkältung empfohlen. Es soll angeblich auch Erkältungen vorbeugen. Eine leichte vorbeugende Wirkung ließ sich tatsächlich feststellen – allerdings nur bei Menschen, die unter hoher körperlicher Belastung stehen, wie etwa Marathonläufer und Soldaten. Allerdings gibt es Hinweise, dass Erkältungen weniger schwer verlaufen und kürzer andauern, wenn Vitamin C vorbeugend eingenommen wird.
Wer Vitamin C vorbeugend einnehmen möchte, sollte Folgendes bedenken: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene 95 bis 110 Milligramm Vitamin C pro Tag. Diese Menge nehmen die meisten Menschen mit der Nahrung auch auf. Nahrungs-Ergänzungsmittel mit Vitamin C enthalten oft sehr viel größere Mengen. Auch Vitamine können unter Umständen der Gesundheit schaden, wenn über lange Zeit zu viel davon eingenommen wird. Wägen Sie gründlich ab und besprechen eventuell mit dem Arzt, ob eine vorbeugende Einnahme zum Schutz vor Erkältungen sinnvoll ist.