Studiencheck
Eine Wochenbettdepression ist eine psychische Erkrankung, die bei Müttern innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Geburt auftreten kann. Zu den Symptomen zählen u. a. Niedergeschlagenheit, Verlust des Interesses oder der Freude sowie Antriebslosigkeit.
Für die Behandlung einer Wochenbettdepression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Mittels Antidepressiva versucht man, die Stimmung aufzuhellen und den Antrieb oder die innere Energie der Betroffenen zu normalisieren. Weitere Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in unserer Gesundheitsinformation Wochenbettdepression.
Können sich Frauen mit Wochenbettdepressionen durch die Behandlung mit Antidepressiva vollständig oder weitestgehend von ihren Depressionssymptomen erholen?
Um eine Wochenbettdepression zu behandeln, werden u. a. die sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) eingesetzt. Sie sind eine bestimmte Wirkstoffgruppe der Antidepressiva. In einer systematischen Übersichtsarbeit, in der mehrere Studien zusammengefasst wurden, hat man die Wirksamkeit dieser Antidepressiva untersucht.
An den Studien nahmen Frauen mit einer Wochenbettdepression teil, die innerhalb des letzten Jahres eine Geburt hatten. Die Frauen waren zwischen 23 und 31 Jahren alt. Sie erhielten entweder
- Antidepressiva Sertralin oder Paroxetin aus der Wirkstoffklasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder
- ein Scheinmedikament (Placebo).
Es wurde untersucht, wie viele Frauen sich nach der Einnahme dieser Antidepressiva im Vergleich zur Einnahme eines Scheinmedikamentes von einer Wochenbettdepression erholten.
Die Ergebnisse im Einzelnen
Wie viele Frauen erholten sich vollständig oder weitestgehend von einer Wochenbettdepression, nachdem sie mit Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) behandelt wurden?
In drei Studien mit 146 Teilnehmerinnen wurde untersucht, wie wirksam Antidepressiva im Vergleich zu einem Placebo bei Frauen mit einer Wochenbettdepression sind:

Antidepressiva
Etwa 46 von je 100 Frauen erholten sich bei Einnahme von Antidepressiva (SSRI) von der Wochenbettdepression.

Placebo
Etwa 26 von je 100 Frauen erholten sich bei Einnahme eines Placebos von der Wochenbettdepression.
Das heißt, es erholten sich etwa 20 von je 100 Frauen mehr von der Wochenbettdepression bei der Einnahme von Antidepressiva.
Bei wie vielen Frauen mit Wochenbettdepressionen kam es nach der Behandlung mit Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zu Nebenwirkungen?
In vier der acht zusammengefassten Studien mit insgesamt 233 Teilnehmerinnen wurden auch mögliche Nebenwirkungen auf die Frauen untersucht. Berichtete Beschwerden sowohl in der Antidepressiva- als auch in der Placebogruppe waren Übelkeit, Kopfschmerzen, Appetitminderung, Benommenheit, Durchfall, Schwindel und trockener Mund.
Es können keine verlässlichen Aussagen bezüglich möglicher Nebenwirkungen gemacht werden. Es ist deshalb ungewiss, ob und in welchem Umfang Nebenwirkungen bei der Einnahme von SSRI während der Wochenbettzeit auftreten können.
In den Studien wurden keine Daten erhoben, inwiefern sich die Einnahme von Antidepressiva (SSRI) auswirkt auf:
- die Gesundheit und Entwicklung des Kindes
- das Stillen
- die mütterliche Beziehung zum Kind
- die familiären Beziehungen
- die Zufriedenheit und das Verhalten der Mutter
- die Lebensqualität.
Daher kann zu diesen Punkten keine Information bereitgestellt werden.
Erstellt im November 2018; nächste geplante Aktualisierung: November 2021
Wissenschaftliche Beratung: Frau Prof. Dr. Anke Steckelberg
Helfen Antidepressiva bei der Behandlung einer Wochenbettdepression?