Behandlung
Long Covid kann viele Organe und Körperregionen betreffen. Noch ist nicht abschließend geklärt, wie die Störung genau ausgelöst wird. Aus diesem Grund lässt sich die Erkrankung nicht ursächlich behandeln. Ziel der Behandlung ist es also, die verschiedenen Beschwerden zu lindern. Im Folgenden wird die Behandlung der drei häufigsten Beschwerden dargestellt: Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Störungen der geistigen Fähigkeiten.
Die Hausarztpraxis ist die zentrale Anlaufstelle für eine Long Covid-Behandlung. Der Hausarzt, die Hausärztin kann je nach Beschwerden verschiedene Maßnahmen wie etwa Atemtherapie oder Physiotherapie verschreiben. Falls nötig, kann er oder sie die betroffene Person auch an eine Fachärztin, einen Facharzt oder eine spezialisierte Einrichtung überweisen.
Die Erschöpfung, die Menschen mit Long Covid zu schaffen macht, wird in der Fachsprache Fatigue genannt. Bei Fatigue handelt es sich um eine sehr belastende, andauernde Erschöpfung, die sich auch durch Schlaf und Erholung nicht bessert. Die Erschöpfung kann so weit reichen, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten.
Fatigue tritt mit oder ohne Belastungsintoleranz auf. Bei Belastungsintoleranz führt ein Zuviel an Belastung zu einem Zusammenbruch der Körpersysteme. Eine Fatigue mit Belastungsintoleranz ist eine eigene Erkrankung, die anders behandelt werden muss als eine Fatigue ohne Belastungsintoleranz.
Fatigue ohne Belastungsintoleranz
Fatigue ohne Belastungsintoleranz tritt häufig als Begleiterscheinung schwerer chronischer Erkrankungen wie Krebs, Multipler Sklerose oder Rheuma auf. Sie kann auch nach einem langen Krankenhausaufenthalt, einer Chemotherapie oder anderen Infektionskrankheiten entstehen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Erschöpfung zu lindern. Sie soll auch vermeiden, dass die Erschöpfung zu einem dauerhaften Zustand wird. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Förderung des Schlafs
- Schmerzen behandeln, die durch die Grunderkrankung verursacht werden (z. B. bei Krebs oder Rheuma)
- Stress vermeiden
- Entspannungsübungen
- Bewältigungs-Maßnahmen für den Alltag lernen
- Bewegung und Sport
- Konzentrations- und Gedächtnisübungen
- Rehabilitation („Reha“)
Fatigue mit Belastungsintoleranz
Fatigue mit Belastungsintoleranz wird auch myalgische Enzephalmyelitis oder Chronisches Fatigue-Syndrom genannt (ME/CFS). Bei ME/CFS sind die Beschwerden deutlich ausgeprägter und es liegen fast immer noch weitere Symptome vor, z. B. Konzentrations-Probleme, Herzrasen, Schwindel und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektions-Krankheiten. Sollte der Verdacht auf ME/CFS bestehen, wird zur Abklärung und Behandlung eine Überweisung an spezialisierte Fachärzte oder Ambulanzen empfohlen.
Kurzatmigkeit bei Long Covid lässt sich mithilfe von Atemtherapie und Physiotherapie behandeln. Bei der Atemtherapie lernen Patienten und Patientinnen Techniken, die ihnen das Atmen erleichtern sollen. Wenn sich die Kurzatmigkeit verschlimmert, kann es helfen, sich aufrecht hinzusetzen oder den Oberkörper hoch zu lagern. Lesen Sie außerdem hier, was Sie bei Kurzatmigkeit selbst tun können.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen bei Long Covid zu behandeln. Je nachdem, welche Probleme im Vordergrund stehen, kann die Ärztin, der Arzt, geeignete Maßnahmen empfehlen. Zur Auswahl steht dabei Folgendes:
- Training für bestimmte Gedächtnis-Funktionen
- Methoden, die unbewusstes und automatisiertes Verhalten im Alltag trainieren (z. B. Gehen, Essen mit Messer und Gabel, Radfahren)
- Gedächtnis-Stützen wie z. B. elektronische Kalender oder Erinnerungs-Funktionen im Smartphone
- Rehabilitation („Reha“)
Erste Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Menschen mit Long Covid von einer Reha profitieren könnten. Die Deutsche Rentenversicherung bietet spezielle Reha-Programme für Menschen mit Long Covid an. Sie richten sich hauptsächlich an Betroffene, die durch die Erkrankung so eingeschränkt sind, dass sie nicht mehr arbeiten können, und bei denen andere Behandlungen noch keine Besserung gebracht haben. Ziel der Reha ist es, dass der Patient, die Patientin wieder möglichst aktiv und beschwerdefrei am Leben teilnehmen kann.
Wer sich für ein Reha-Programm interessiert, kann sich auf der Internet-Seite der Deutschen Rentenversicherung über die Voraussetzungen und die Antragstellung informieren.