Hintergrund
Eierstockkrebs ist eine bösartige Wucherung, in der Fachsprache Tumor genannt, an mindestens einem der beiden Eierstöcke.
Es gibt verschiedene Arten von Eierstockkrebs. Das liegt daran, dass sich im Eierstock verschiedene Gewebearten und Zelltypen befinden, aus denen sich Eierstockkrebs entwickeln kann.
Eierstockkrebs der Deckschicht (epithelialer Eierstockkrebs)
Bei etwa 90 % aller Frauen mit Eierstockkrebs geht der Tumor aus der Deckschicht hervor, die den Eierstock umhüllt. In der Fachsprache wird diese Art von Eierstockkrebs auch epithelialer Eierstockkrebs (Epithel = Deckschicht) oder Ovarialkarzinom genannt.
Weitere Arten
Andere Arten von Eierstockkrebs entstehen beispielsweise aus den Eizellen (Keimzelltumoren) oder dem Bindegewebe des Eierstocks (Keimstrangstromatumoren). Eine besondere Art des Eierstockkrebses ist der sogenannte Borderline-Tumor. Diese Art von Tumor kann nicht eindeutig als gut- oder bösartig eingestuft werden.
Im Jahr 2014 wurde in Deutschland bei etwa zwei von 10.000 Frauen Eierstockkrebs festgestellt. An Eierstockkrebs gestorben ist in dem Zeitraum etwa eine von 10.000 Frauen.
Lese-Beispiel: Etwa 39 von 10.000 Frauen, die gerade das 65. Lebensjahr erreicht haben, werden voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren an Eierstockkrebs erkranken. Etwa 30 von 10.000 Frauen in diesem Alter werden voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren an Eierstockkrebs sterben.
Wie hoch ist in verschiedenen Lebensaltern die Wahrscheinlichkeit, an Eierstockkrebs zu erkranken und zu sterben?
Erkranken auch jüngere Frauen an Eierstockkrebs?
Zwar können auch jüngere Frauen an Eierstockkrebs erkranken und sterben. Jedoch passiert dies seltener als bei älteren Frauen: 2014 erhielt pro 10.000 Frauen im Alter von 20 bis einschließlich 34 Jahren in Deutschland weniger als eine Frau die Diagnose Eierstockkrebs. Weniger als eine von 10.000 Frauen in dieser Altersgruppe ist an Eierstockkrebs gestorben.
Wie häufig sterben Frauen an Eierstockkrebs im Vergleich zu anderen Erkrankungen?
Entstehung und Verlauf
Bösartige Tumoren wie Eierstockkrebs entstehen durch mehrere Veränderungen (Mutationen) im Erbgut einzelner Zellen. Diese Veränderungen können im Laufe des Lebens spontan auftreten, sie können durch äußere Faktoren, wie beispielsweise den Lebensstil, ausgelöst werden oder die Veränderungen sind erblich bedingt.
Die Veränderungen in der Erbsubstanz stören die normale Funktion der Zellen. Betroffene Zellen vermehren sich schneller als normale Zellen und verhalten sich unkontrolliert. Gesundes Gewebe wird dadurch verdrängt und zerstört und es bildet sich ein Tumor.
Die genauen Ursachen, warum sich bei manchen Frauen Eierstockkrebs bildet und bei manchen nicht, kennt man heute in den meisten Fällen noch nicht.
Gewisse Umstände können dazu beitragen, dass Frauen Eierstockkrebs bekommen, oder sie auch davor schützen. Die im Folgenden aufgeführten Risiko- und Schutzfaktoren gelten für die häufigste Art von Eierstockkrebs, den Eierstockkrebs der Deckschicht (Ovarialkarzinom).
Sicher nachgewiesene Risikofaktoren
Folgende Faktoren können Eierstockkrebs begünstigen:
- Zunehmendes Alter
- Eine Hormonbehandlung (Hormonersatztherapie) in und nach den Wechseljahren
- Familiäre Häufung von Brust- oder Eierstockkrebs
- Eine erbliche Belastung
Mögliche Risikofaktoren
Nicht ganz eindeutig sind die Ergebnisse aus Studien dazu, ob die folgenden Erkrankungen Eierstockkrebs begünstigen können:
- Endometriose als Risikofaktor für bestimmte Unterarten des Eierstockkrebses der Deckschicht. Endometriose ist eine Ansiedelung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter.
- Polyzystisches Ovarialsyndrom. Dies ist eine hormonelle Störung, bei der es unter anderem zu Menstruationsstörungen, zahlreichen Zysten in den Eierstöcken sowie einer Überproduktion von männlichen Geschlechtshormonen kommen kann.
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
Schutzfaktoren
Zu den Umständen, die das Risiko einer Eierstockkrebserkrankung senken können, zählen:
- Einnahme der Antibabypille. Allerdings können damit Nebenwirkungen einhergehen.
- Geburten und Stillen
- Sterilisation (Operationen, bei denen die Eileiter undurchlässig gemacht werden, um Schwangerschaften zu verhindern).
Verschiedene Beschwerden, auch Symptome genannt, können bei Eierstockkrebs der Deckschicht (Ovarialkarzinom) auftreten. Dazu zählen:
- Magen- und Darmprobleme wie Blähungen oder Völlegefühl
- eine Zunahme des Bauchumfangs
- Schmerzen oder Druckgefühl im Becken oder Bauch
- Zunahme der Häufigkeit der Blasenentleerung
Eierstockkrebs der Deckschicht hat in der Bauchhöhle viel Platz, unbemerkt zu wachsen. Deswegen treten die Symptome oft erst in einem späten Stadium auf. Viele der Symptome von Eierstockkrebs sind unspezifisch. Dies bedeutet, dass die Symptome zwar auf Eierstockkrebs hinweisen, jedoch auch ganz andere Ursachen haben können.
In einem frühen Stadium ist Eierstockkrebs auf den Eierstock begrenzt. In etwa 750 von 1.000 Fällen, in denen ein Eierstockkrebs der Deckschicht (Ovarialkarzinom) vorliegt, wächst der Tumor schnell und verhält sich aggressiv. Momentan wird erforscht, ob bestimmte aggressive Tumoren der Deckschicht sogar ursprünglich dem Eileiter entstammen können und von dort auf den Eierstock übergreifen.
Im weiteren Verlauf greift Eierstockkrebs oftmals zunächst auf in der Nähe liegende Organe über, zum Beispiel auf den anderen Eierstock oder die Gebärmutter. Zellen, die aus dem Eierstocktumor stammen, können bald auch das Bauchfell und Organe der Bauchhöhle besiedeln, etwa Darm oder Harnblase.
Vor allem durch die Verbreitung über Lymphbahnen und in geringerem Umfang auch über die Blutgefäße können Eierstockkrebszellen ebenfalls Lymphknoten sowie weiter entfernte Organe wie die Leber befallen.
Aufgrund der unspezifischen Beschwerden bleibt Eierstockkrebs häufig eine längere Zeit unbemerkt. Insgesamt werden ungefähr 75 % der Eierstockkrebstumore der Deckschicht (Ovarialkarzinome) erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt.
Wie Eierstockkrebs bei der einzelnen Frau verläuft und wie hoch ihre weitere Lebenserwartung ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen:
- der allgemeine Gesundheitszustand der betroffenen Frau,
- wie weit sich der Krebs bei der Diagnose schon ausgebreitet hat,
- wie aggressiv, also wie langsam oder schnellwachsend der Tumor ist,
- ob eine Operation von spezialisierten Ärztinnen oder Ärzten (Gynäkoonkologen) durchgeführt wird,
- ob eine Behandlung entsprechend dem aktuellen Stand von Leitlinien durchgeführt wird.
Wie vollständig sich der Tumor bei einer Operation aus dem Gewebe entfernen lässt, könnte ebenfalls einen Einfluss auf den Verlauf haben. Möglicherweise sind gut entfernbare Tumoren auch weniger aggressiv oder lassen sich besser mit geeigneten Medikamente behandeln. Allerdings ist dieser Zusammenhang bislang noch nicht eindeutig geklärt.
Zehn Jahre nach der Diagnose sind durchschnittlich etwa 680 von 1000 Frauen an Eierstockkrebs verstorben. 50 von 1000 Frauen mit Eierstockkrebs starben im Zeitraum von 10 Jahren aufgrund anderer Ursachen. 270 von 1000 Frauen mit Eierstockkrebs sind 10 Jahre, nachdem der Tumor festgestellt wurde, noch am Leben.
Diagnose und Therapie
Hinweise darauf, dass eine Frau möglicherweise an Eierstockkrebs erkrankt ist, können sich bei einer Früherkennungsuntersuchung oder durch vorhandene Symptome ergeben. Normalerweise werden nach einem Anfangsverdacht verschiedene Untersuchungen durchgeführt.
Erste Schritte: Abtasten plus Ultraschall
Zu den Untersuchungen bei einem Anfangsverdacht kann ein Abtasten der inneren Geschlechtsorgane des Beckens durch die Scheide und den Mastdarm gehören. Die Untersuchung der Geschlechtsorgane lässt sich auch mit einem Spiegel vornehmen. Darüber hinaus kommen sogenannte bildgebende Verfahren in Betracht – das sind Untersuchungsmethoden, bei denen das Körperinnere mit medizinischen Geräten dargestellt wird. Dazu zählt bei Verdacht auf Eierstockkrebs v. a. eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide, wenn diese nicht bereits durchgeführt worden ist.
Zweiter Schritt: Andere Ursachen ausschließen und Ausdehnung des Tumors beurteilen
Um die Ausdehnung eines möglichen Tumors im Becken und Bauchraum zu beurteilen und um zu erkennen, ob die Beschwerden nicht möglicherweise durch andere Krankheiten hervorgerufen werden, kommen manchmal auch weitere bildgebende Untersuchungen zum Einsatz. Dabei kann es sich um Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomographie (CT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) handeln. Diese Verfahren werden jedoch nicht immer durchgeführt. Ausführliche Erklärungen dazu, wie die verschiedenen bildgebenden Verfahren in der Krebsmedizin eingesetzt werden, finden Sie beim Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums.
Dritter Schritt: die Diagnose absichern
Alle bislang genannten Untersuchungen können nur weitere Hinweise geben. Um endgültig feststellen zu können, ob eine Frau an Eierstockkrebs erkrankt ist oder nicht, muss im Regelfall eine Operation durchgeführt werden. Dabei wird Tumorgewebe oder der ganze Eierstock entfernt. Spezialisierte Ärzte untersuchen das in der Operation entnommene Gewebe darauf, ob wirklich Krebszellen vorhanden sind.
Bestätigt sich der Verdacht auf Krebs, wird als erste Behandlungsmaßnahme normalerweise eine Operation durchgeführt – meistens als Weiterführung der Operation, in der Eierstockkrebs diagnostiziert wurde. Je nach Ausbreitung des Krebses werden im Regelfall mindestens beide Eierstöcke, die Eileiter, die Gebärmutter, das Bauchnetz sowie bestimmte Lymphknoten entfernt. Ein wichtiges Ziel der Operation ist, den Tumor oder die Tumoren so komplett wie möglich zu entfernen. Ergänzend zur Operation steht eine Chemotherapie zur Verfügung: Sie soll verhindern, dass sich eventuell verbliebene Krebszellen weiter vermehren können oder diesen Prozess zumindest einschränken.
Der Krebsinformationsdienst bietet auf seinen Webseiten ausführliche Informationen zu einer Operation bei Krebs und zur Chemotherapie bei Krebs.
Frauen, denen im Rahmen der Krebsoperation bereits vor der letzten Monatsblutung (Menopause) beide Eierstöcke entfernt werden, fehlen vorzeitig und plötzlich Hormone, die die Eierstöcke normalerweise produzieren würden. Sie sind mit einem Mal in den Wechseljahren.
Bei ihnen können Wechseljahresbeschwerden auftreten. Das sind zum Beispiel:
- Hitzewallungen,
- Stimmungsschwankungen,
- Schlafstörungen,
- Scheidentrockenheit und
- Gewichtszunahme.
Ebenfalls erhöht sich das Risiko für „Knochenschwund“, also eine Abnahme der Knochendichte (Osteoporose). Ob und wie stark die einzelnen Wechseljahresbeschwerden auftreten, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein.
Nach Entfernung beider Eierstöcke sind Frauen unfruchtbar.