Studiencheck
Reicht die Basistherapie nicht aus, um die Blutzuckerwerte zu senken, können zusätzlich Diabetes-Medikamente in Betracht gezogen werden. In der Regel beginnt man mit dem Medikament Metformin. Lassen sich auch dadurch die Behandlungsziele nicht erreichen, können weitere Medikamente hinzukommen – zum Beispiel Dapagliflozin. Es wird zusätzlich zu Metformin eingenommen. Bei manchen Menschen kann die Diabetes-Behandlung auch direkt mit der Kombination aus Dapagliflozin und Metformin beginnen. Das sind zum Beispiel Menschen mit Diabetes, die zusätzlich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.
Dapagliflozin ist ein Diabetes-Medikament aus der Wirkstoffklasse der SGLT 2-Hemmer. Es blockiert ein spezielles Eiweiß in der Niere (SGLT-2) und sorgt dafür, dass mehr Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch soll der Blutzuckerspiegel sinken.
Welchen Nutzen hat eine zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin zu Metformin? Welche Nebenwirkungen können dabei auftreten? Wir haben uns die Studienlage für Menschen mit Diabetes Typ 2 angeschaut – in diesem Fall anhand vier randomisiert-kontrollierter Studien (RCTs).
Ausführlicher Studiencheck
In vier randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) wurde untersucht, welchen Nutzen die Behandlung mit Dapagliflozin zusätzlich zu Metformin für Menschen mit Diabetes Typ 2 hat. Die Teilnehmenden wurden dazu in zwei Gruppen aufgeteilt:
- Die eine Gruppe bekam Metformin und zusätzlich Dapagliflozin. Die Dosierung von Dapagliflozin unterschied sich je nach Studie und lag bei 2,5 mg oder 5 mg ein- oder zweimal täglich sowie 10 mg einmal täglich.
- Die Kontrollgruppe bekam Metformin und zusätzlich ein Scheinmedikament (Placebo).
Nach 16 Wochen, 24 Wochen oder maximal nach zwei Jahren wurde überprüft wie sich die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin zu Metformin auf den HbA1c-Wert, den Blutdruck, das Körpergewicht oder die Lebensqualität der Teilnehmenden ausgewirkt hat. In einer RCT wurde zusätzlich die Lebensqualität untersucht. Beurteilt wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Das bedeutet, inwiefern der Gesundheitszustand das persönliche Wohlbefinden in verschiedenen Lebensbereichen beeinflusst. Dies geschah mit einem speziellen Fragebogen und einer optischen Skala, auf der die Teilnehmenden ihre Lebensqualität einordnen sollten.
Die Ergebnisse
Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Dapagliflozin den HbA1c-Wert?
Die vier Studien untersuchten jeweils unterschiedliche Dosierungen von Dapagliflozin im Zeitraum von mindestens 16 Wochen bis höchstens zwei Jahren. Alle untersuchten Dosierungen führten zu einer stärkeren Verringerung des HbA1c-Wertes als durch Metformin allein. Es lässt sich aber nicht eindeutig beurteilen, in welchem Ausmaß diese Verringerung die Erkrankung beeinflusst.
Wie verändert die zusätzliche Behandlung mit Dapagliflozin das Körpergewicht?
Personen, die Metformin und zusätzlich Dapagliflozin einnahmen, verloren mehr Gewicht als Personen, die Metformin und das Scheinmedikament bekamen (Kontrollgruppe). Je nach Dosierung und Dauer der Untersuchung wogen Personen, die Dapagliflozin zusätzlich einnahmen, etwa 1,5 bis 3 kg weniger als Personen der Kontrollgruppe.
Beeinflusst die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin den Blutdruck?
Diese Fragestellung wurde in nur einer der vier Studien untersucht. Die zusätzliche Behandlung mit 5 mg oder 10 mg Dapagliflozin (einmal täglich) führte nach zwei Jahren zu keiner bedeutsamen Verringerung des systolischen Blutdruckwertes der teilnehmenden Personen. Die Behandlung mit 2,5 mg Dapagliflozin erbrachte gar keine Unterschiede im Vergleich zur Kontrollgruppe. Auch der diastolische Blutdruckwert unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht, unabhängig von der Dosierung.
Kann die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin die Lebensqualität der Betroffenen verbessern?
Über den Verlauf von 24 Wochen bis zwei Jahren behielten die Personen in beiden Gruppen ihre hohen Werte auf der Lebensqualitäts-Skala und im Fragebogen bei. Das bedeutet, dass die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin die bereits hohe Lebensqualität der Teilnehmenden nicht zusätzlich steigern konnte.
Kann die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin die Sterblichkeit senken?
Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben.
Kann die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern?
Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Es wurden keine randomisiert-kontrollierten Studien gefunden, die dies im Vergleich zu alleiniger Metformin-Einnahme untersucht haben.
Welche Nebenwirkungen können durch die zusätzliche Einnahme von Dapagliflozin auftreten?
Die Nebenwirkungen der zu Metformin zusätzlichen Dapagliflozin-Einnahme wurden in den vier Studien untersucht. Bei den Teilnehmenden der Studien sind teilweise Nebenwirkungen aufgetreten. Allerdings lässt sich nicht sagen, ob die Dapagliflozin-Einnahme wirklich die Ursache dafür war.
Bei den Teilnehmenden einer Studie sind zum Beispiel Infektionen der Geschlechtsorgane oder Harnwegsinfektionen aufgetreten. Dabei waren Frauen in dieser Studie häufiger betroffen als Männer. Symptome dieser Infektionen konnten durch eine übliche Behandlung gelindert werden. Die Dapagliflozin-Behandlung musste dafür in der Regel nicht unterbrochen werden. Ein erneutes Auftreten dieser Symptome wurde selten beobachtet. In einer anderen Studie führten die Nebenwirkungen zum Teil dazu, dass die Teilnehmenden die Behandlung mit Dapagliflozin abbrachen. Welche Nebenwirkungen es genau waren, wird in dieser Arbeit nicht berichtet. Schwere Unterzuckerungen traten in allen vier Studien nicht auf.
Erstellt im Juli 2021. Nächste geplante Aktualisierung: Juli 2024.
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Anke Steckelberg