Eine oder mehrere hier gezeigte Personen stellen sich auf eigenen Wunsch unter einem Pseudonym vor.
Edda Klein (62) - ein persönlicher Erfahrungsbericht
Mein Name ist Edda Klein, ich bin 62 jahre alt, lebe im Wangerland und bin Rentnerin.
2006 hatte ich einen psychischen Zusammenbruch und musste in die Reha. Und in der Reha ist die Dranginkontinenz das erste mal aufgetreten, ohne dass ich natürlich einordnen konnte was es ist.Ich habe erst einfach nur gedacht: Das ist der Stress. Nach der Reha bin ich zwei Monate später etwa zur Gynäkologin gegangen. Die hat nach gynäkologischer Untersuchung mich an einen Urologen verwiesen und eben auch an einen Neurologen. Und nachdem dann alle Untersuchungen abgeschlossen waren bekam ich dann 2007 die klare Diagnose "sensorische Dranginkontinenz".
Erstmal so der Anfang war wirklich katastrophal. Ich wollte das nicht, ich hab gedacht "nee", mein Leben ist zu Ende. Ich kann nicht mehr raus, ich kann nirgendwo hin, ich kann mich nicht verabreden und ich muss ja ständig Angst haben einzunässen. Fürchterlich, es war richtig fürchterlich. Ich bin immer knallrot geworden wenn ich das erzählte,
hab mich immer ganz ganz fürchterlich geschämt. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Das ist okay, es ist okay, du willst nicht dein Leben davon so abhängig machen, so bestimmen lassen. Und dann war ich auch offen dafür zu gucken: Welche Hilfsmittel gibt es?
Es gibt Windeln oder eben Einlagen und Netzhosen. Die waren ganz wichtig, gerade so wenn ich unterwegs war. Dann fing ich an mit dem Toiletten-Training. Das heißt eben: Am Anfang bin ich jede Stunde zur Toilette gegangen und dann immer ein bisschen also immer größere Pausen und jetzt ist es so, dass ich alle vier Stunden zur Toilette gehe, also ob ich muss oder nicht spielt keine Rolle - ich gehe zur Toilette, verringere dadurch also auch ganz stark das Risiko.
Ich fahr viel Fahrrad und da sind natürlich nicht immer Toiletten. Dann gibt es so Trichter, so dass also auch Frauen im Stehen Wasser lassen können. Das hab ich jetz mal ein bisschen umschrieben. Und ja, dann ist das dann eine große Hilfe. Wenn mich andere Betroffene fragen würden "Wie spreche ich mit dem mit dem Arzt, mit der Ärztin darüber?", würde ich empfehlen: So offen wie es geht. Also auch wirklich sagen "Ja, da war ich gerade, ich weiß nicht, im schlimmsten Fall im Kaufhaus und hab mich eingenässt. Das ist mega peinlich, überhaupt keine Frage. Und man denk so "Das war ich nicht", so ungefähr. Aber das wichtigste ist wirklich die Offenheit. Denn nur so kann man ja auch letztendlich, also nur so kann eine klare Diagnose gestellt werden. Vor allen Dingen, weil es eben auch unterschiedliche Arten von Inkontinenz gibt, die dann eben auch unterschiedlich behandelt werden können.
Es war für mich auch ein Prozess bis ich da hingekommen bin, dass ich da offen drüber reden kann. Das ist eine Krankheit und es ist ja nichts was ich mir ausgesucht habe,
sag ich jetzt mal so. Und man redet über so viele andere Krankheiten und dann habe ich es angesprochen, auch wenn es mir wirklich, also es war absolut peinlich. Aber es war richtig.