Berlin, 17. Juni 2022 – Stimmt es, dass Zucker schlecht für Kinder ist? Und wie ist das mit Fleisch? Kann man wirklich Bauchschmerzen bekommen, wenn man zu viele Kirschen isst? Rund um das Thema Kinder-Ernährung gibt es viele Mythen und Fragen. Wir geben wissenschaftlich fundierte Antworten darauf.
Honig an sich ist für Babys nicht schädlich. Allerdings sollten Säuglinge trotzdem weder Honig noch Lebensmittel bekommen, die Honig enthalten. Denn Honig kann den Krankheitserreger Clostridium botulinum enthalten. Dieser setzt ein starkes Nervengift namens Botulinum-Toxin frei. Dieses kann bei Säuglingen zu schweren Erkrankungen führen.
Zucker an sich ist nicht schädlich. Wir benötigen immer eine gewisse Menge Zucker im Blut, um leistungsfähig zu bleiben. Das Problem sind Süßigkeiten, Gebäcke und Fertigprodukte, die sehr viel Zucker enthalten. Wenn wir viel Zucker auf einmal essen, steigt der Blutzuckerspiegel schnell an – und wir bekommen einen Energieschub. Danach fällt der Blutzuckerspiegel aber auch rasch wieder ab und wir fühlen uns müde und schlapp. Hinzu kommt, dass Zucker an sich sehr viel Energie enthält. Wer dauerhaft zu viel davon isst, kann übergewichtig werden. Übergewicht und Fettleibigkeit können wiederum zu weiteren Erkrankungen führen. Am besten ist es, wenn Eltern von vornherein verhindern, dass sich ihre Kinder an einen hohen Zuckerkonsum gewöhnen.
Pasteurisieren ist ein Vorgang, mit dem unter anderem Säfte und Milchprodukte behandelt werden. Dabei wird das Produkt kurz erhitzt, um Bakterien darin abzutöten. Diese Bakterien können für Säuglinge und kleine Kinder unter zwei Jahren schädlich sein. Deshalb sollten Babys und Kleinkinder einige Lebensmittel nur in pasteurisierter Form bekommen. Kleinkinder sollten zum Beispiel keine Rohmilch erhalten. Wenn Milch nicht pasteurisiert ist, dann sollte man sie bei mindestens 70 Grad für zwei Minuten erhitzen. Kinder unter fünf Jahren sollten zudem keine rohen tierischen Lebensmittel essen – dazu gehören z.B. auch rohes Schweinehackfleisch und roher Fisch.
Tatsächlich scheint Kuhmilch das Risiko für einen Eisenmangel bei Babys zu erhöhen. Kuhmilch enthält die beiden Stoffe Kalzium und Kasein. Beide bewirken, dass der Körper weniger Eisen aufnehmen kann. Eisenmangel kann die körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollten Babys erst ab dem sechsten Lebensmonat Kuhmilch bekommen und danach nur in kleinen Mengen. Übrigens: Das Pulver für Flaschenmilch wird häufig auch aus Kuhmilch hergestellt. Aber mit der Flasche gefütterte Babys entwickeln trotzdem keinen Eisenmangel, weil dieses Pulver extra mit Eisen angereichert wird.
Vegan lebende Menschen verzichten auf tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Käse. Grundsätzlich besteht die Gefahr, zu wenig Nährstoffe zu bekommen, wenn man auf bestimmte Lebensmittel-Gruppen verzichtet. Das lebenswichtige Vitamin B12 zum Beispiel kommt in pflanzlichen Lebensmitteln kaum vor. Derzeit ist noch nicht ausreichend untersucht, wie sich eine vegane Ernährung auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät deshalb davon ab, dem Kind ausschließlich vegane Speisen anzubieten. Theoretisch ist eine vegane Ernährung aber auch für Kinder möglich. Voraussetzung ist, dass Eltern sehr bewusst darauf achten, ihr Kind ausgewogen zu ernähren und zusätzlich Vitamin B12 in Form von Nahrungs-Ergänzungsmitteln zu geben. Die Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention empfiehlt in diesem Fall die enge Zusammenarbeit mit einem Kinderarzt, einer Kinderärztin.
Wie so häufig, gilt auch für Fleisch: Es kommt darauf an. In bestimmten Mengen kann Fleisch Teil einer gesunden Ernährung sein. So wird zum Beispiel für Zehn- bis Zwölf-Jährige eine Höchstmenge von 50 Gramm pro Tag empfohlen. Das bedeutet also, dass Fleisch und Wurst nur in Maßen und nicht täglich auf den Tisch kommen sollten.
Im Verhältnis: Ja. Ein Acht-Jähriger beispielsweise benötigt knapp einen Liter Flüssigkeit pro Tag, am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee getrunken werden. Für Erwachsene werden dagegen 1,5 Liter pro Tag empfohlen. Das erscheint vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass Erwachsene im Schnitt viel größer und schwerer sind. Der Grund für die Empfehlung: Kinder haben einen höheren Wasseranteil im Körper als Erwachsene. Je älter Kinder werden, desto geringer wird dieser Anteil. Übrigens: Ein Wassermangel kann sich bei Kindern sehr schnell bemerkbar machen. Anzeichen sind Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme.
Manche Gemüsesorten wie Spinat, aber auch Salat, Kohlrabi oder Rote Bete, können hohe Mengen an Nitrat enthalten. Nitrat ist ein Stoff, der von Natur aus im Boden vorkommt. Er kann aber auch durch Pflanzendünger in den Boden gelangen. Der Körper kann aus Nitrat Nitrit bilden. Nitrit wiederum kann den Transport von Sauerstoff im Blut behindern. Für Säuglinge und Kleinkinder bis drei Jahren besteht damit zumindest theoretisch das Risiko einer Sauerstoffknappheit, wenn sie an einem Tag große Mengen an Spinat oder vergleichbaren Lebensmitteln essen. Tatsächlich essen die meisten Säuglinge und Kleinkinder in diesem Alter aber eher kleine Mengen Spinat und sind damit nicht gefährdet.
Kann man Bauchschmerzen bekommen, wenn man zu viele Kirschen isst?
Viele Kinder mögen Kirschen. Doch wer zu viele Kirschen auf einmal isst, muss eventuell mit Bauchschmerzen rechnen. Grund dafür können zuckerähnliche Stoffe sein, die von Natur aus in Kirschen vorkommen. Während die Stoffe die Kirschen zusätzlich süß schmecken lassen, können sie zu Blähungen und Bauchschmerzen führen. Es gibt auch den Mythos, dass der Verzehr von Kirschen vor allem dann zu Bauchschmerzen führt, wenn man Wasser dazu trinkt. Dieses Ammenmärchen geht vermutlich auf Zeiten zurück, in denen es noch kein sauberes Trinkwasser gab. Vermutlich bewirkten Keime im Wasser zusammen mit bestimmten Keimen auf den Früchten, dass die Kirschen im Bauch zu gären anfingen. Dies könnte dann Durchfall und Bauchschmerzen ausgelöst haben.
Erstellt im Juni 2022. Nächste geplante Aktualisierung: Juni 2025.
Autoren: Anne Engler, Lisa-Marie Ströhlein, Jochen Randig (alle von der Stiftung Gesundheitswissen)
Wissenschaftliche Beratung: Univ.Ass. Mag.rer.nat. Thomas Semlitsch, MSc Cornelia Krenn, BA MA Carolin Zipp (alle vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz)