Studiencheck

Erstellt im Oktober 2022
Wissenschaftliche Beratung: Dr. med. Dagmar Lühmann, Prof. Dr. med. Martin Scherer  

Das Medikament Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir) soll helfen, einen schweren Verlauf der Erkrankung COVID-19 zu verhindern. Seit Februar 2022 ist es in Deutschland zur Behandlung zugelassen. Es wird Patientinnen und Patienten empfohlen, die an COVID-19 erkrankt sind und ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Hierzu zählen z. B. neben älteren Menschen, Menschen mit einer Immunschwäche sowie ungeimpfte oder nicht vollständig geimpfte Personen. Im folgenden Studiencheck haben wir uns die Wirkung von Paxlovid anhand der Daten aus der Zulassungsstudie näher angesehen und informieren über mögliche Nebenwirkungen.

Was ist Paxlovid? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

COVID-19 ist eine Erkrankung, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht wird. Das Medikament Paxlovid der Firma Pfizer soll helfen, die Coronaviren bei erkrankten Menschen zu bekämpfen.

Paxlovid ist seit dem 25. Februar 2022 in Deutschland zugelassen: Es soll Erwachsenen mit COVID-19 verschrieben werden, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, aber keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen.

Paxlovid besteht aus zwei Wirkstoffen: Nirmatrelvir und Ritonavir. Nirmatrelvir sorgt dafür, dass Coronaviren im Körper sich nicht mehr so gut vermehren können. Ritonavir ist ein Hilfs-Wirkstoff: Er sorgt dafür, dass Nirmatrelvir nicht so schnell wieder abgebaut wird und länger im Körper bleibt.

Paxlovid kann dem Körper helfen, eine Infektion mit Coronaviren zu überwinden. Bei rechtzeitiger Behandlung soll so eine schwere Erkrankung verhindert werden. Dafür sollte das Mittel innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftreten der Beschwerden eingesetzt werden.

Paxlovid wird zweimal pro Tag als Tabletten eingenommen. Eine Dosis besteht aus zwei Tabletten Nirmatrelvir und einer Tablette Ritonavir. Die Behandlung dauert fünf Tage.

Im vorliegenden Studiencheck haben wir Informationen zur Wirksamkeit und Sicherheit von Paxlovid anhand der veröffentlichten Studiendaten zusammengefasst.

Was wurde untersucht? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Die Zulassungsstudie hat untersucht, wie wirksam und sicher Paxlovid ist. Zum einen wurde geschaut, ob Paxlovid gefährdete Personen vor einer schweren COVID-Erkrankung schützen kann. Zum anderen wurde geprüft, welche Nebenwirkungen Paxlovid verursachen kann. An der Studie nahmen ungeimpfte Erwachsene teil, die frisch an COVID-19 erkrankt waren und ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten (z.B. Menschen im hohen Alter oder mit chronischen Krankheiten).

Die Studie war randomisiert-kontrolliert: Das bedeutet, dass die Teilnehmenden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt wurden. 

  • Eine Gruppe erhielt Paxlovid in Form von Tabletten (300 Milligramm Nirmatrelvir und 100 Milligramm Ritonavir pro Tag).
  • Eine zweite Gruppe erhielt Tabletten ohne Wirkstoff (Placebo). Diese Gruppe diente als Vergleich und Kontrolle.
  • In beiden Gruppen mussten die Teilnehmenden insgesamt jeweils drei Tabletten alle zwölf Stunden einnehmen.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Verhindert Paxlovid einen schweren Verlauf oder Tod? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

2085 Teilnehmer wurden innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Symptome der COVID-Erkrankung mit Paxlovid oder Placebo behandelt. Die folgende Tabelle zeigt, wie viele Menschen mit oder ohne Paxlovid innerhalb von 28 Tagen nach Studienbeginn ins Krankenhaus mussten oder verstarben. Im Vergleich dazu zeigten Personen, die Paxlovid einnahmen, ein um 88 Prozent geringeres Risiko, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder zu sterben.

Welche Nebenwirkungen hat Paxlovid? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Bei allen Personen, die mindestens eine Dosis Paxlovid oder Placebo eingenommen hatten, wurde die Sicherheit des Medikaments untersucht – auch bei Personen, die die Studie vorzeitig abgebrochen hatten. In beiden Gruppen kam es etwa gleich häufig zu Beschwerden während der Behandlung. In der Paxlovid-Gruppe berichteten 23 Prozent der Teilnehmenden von Beschwerden, in der Placebo-Gruppe waren es 24 Prozent.

Manche Beschwerden ließen sich auf Paxlovid zurückführen. Diese Beschwerden traten in der Paxlovid-Gruppe doppelt so häufig auf wie in der Placebo-Gruppe. Es handelte sich meist um Geschmacks-Störungen und Durchfall. Weitere Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und Erbrechen. In der Placebo-Gruppe kam es häufiger zu medizinischen Notfällen und Problemen, die dazu führten, dass Teilnehmende die Behandlung abbrachen.

Wie zuverlässig sind die Ergebnisse der Zulassungsstudie? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Die Zulassungsstudie wurde anhand einer Leitlinie zur Behandlung von Menschen mit COVID-19 im Krankenhaus bewertet. Diese stuft die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse zum Nutzen als niedrig ein. Hauptsächlich kritisiert sie die Vorgehensweise der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die Aussagen zur Sicherheit von Paxlovid wurden als mittelmäßig vertrauenswürdig eingestuft.

Warum wird Paxlovid selten verschrieben? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Ärzte und Ärztinnen in Deutschland können Paxlovid seit Februar 2022 verschreiben. Allerdings ist die Entscheidung, Paxlovid zu verordnen, nicht einfach. Das Medikament hat Wechselwirkungen mit vielen Arzneimitteln. Es kann also die Wirkung anderer Medikamente schwächen oder aufheben. Es kann auch in Kombination mit anderen Arzneimitteln zu noch unbekannten Nebenwirkungen führen.

In der Zulassungsstudie wurde nicht untersucht, wie sich Paxlovid mit anderen Medikamenten verträgt. Das ist problematisch, weil Personen, die für eine Behandlung mit Paxlovid in Betracht kommen, häufig weitere Medikamente einnehmen.

Bevor ein Arzt, eine Ärztin Paxlovid verschreibt, muss sorgfältig geprüft werden, welche weiteren Medikamente der Patient, die Patientin einnimmt. Manchmal ist es möglich, die anderen Medikamente für einige Tage abzusetzen, während man Paxlovid bekommt – allerdings nicht in allen Fällen.

Wer eine Behandlung mit Paxlovid erwägt, sollte in jedem Fall schnellstmöglich zum Arzt, zur Ärztin gehen. Denn die Behandlung wirkt nur, wenn sie innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Beschwerden startet.

Was weiß man über Paxlovid noch nicht? Wer hat an der Studie teilgenommen?

Die Informationen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.

Quellen Interessenkonflikte