Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt. Sie tritt meist bei älteren Menschen auf. Demenz macht sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar: Man hat z. B. Probleme, sich an aktuelle Ereignisse zu erinnern, oder sich zu orientieren. Auch das Denken fällt schwerer. Das Gehirn verändert sich schon Jahre, bevor diese Beschwerden auftreten. Der genaue Zeitraum ist allerdings noch nicht eindeutig erforscht.

Es gibt verschiedene Medikamente gegen Demenz. Eines davon ist Ginkgo biloba. Experten und Expertinnen untersuchen, ob Gingko biloba auch eingesetzt werden kann, um Demenz vorzubeugen. Man nimmt an, das Gingko biloba bestimmte chemische Vorgänge im Gehirn verhindert, die möglicherweise am Abbau von Nervenzellen bei Demenz beteiligt sind.

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In einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) wurde untersucht, ob Ginkgo biloba das Auftreten von Demenz verhindern kann.
An der Studie nahmen Personen ab 75 Jahren teil. Sie wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe 1 erhielt zweimal täglich je eine Tablette mit 120 mg Ginkgo biloba (Extrakt EGb 761)
  • Gruppe 2 erhielt eine Tablette ohne Wirkstoff (Placebo).

Über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachteten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, wie viele Personen in den beiden Gruppen an einer Demenz erkrankten.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Welche Vorteile bringt die Einnahme von Gingko biloba? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Illustration 12-13 von 100 Männer/Frauen. Beim Klick vergrößert sich die Ansicht. im Dialogfenster öffnen

In der Studie wurden Personen untersucht, die keine geistigen Einschränkungen hatten. Es wurden folgende Ergebnisse erzielt: In einem Zeitraum von sechs Jahren erkrankten 12 bis 13 von 100 Männern und Frauen an Demenz – egal, ob sie Gingko biloba eingenommen hatten oder nicht.

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Illustration 9 von 100 Männer/Frauen. Beim Klick vergrößert sich die Ansicht. im Dialogfenster öffnen

In der Studie wurde ebenfalls untersucht, ob die vorbeugende Einnahme von Ginkgo biloba der Gesundheit schaden kann. Man prüfte dabei vor allem, ob die tägliche Einnahme Gingko biloba zu schweren Blutungen führen kann. Allerdings kam es in beiden Gruppen gleich häufig zu Blutungen. In diese Untersuchungen wurden auch Männer und Frauen eingeschlossen, bei denen leichte geistige Einschränkungen vorlagen. Den größten Teil nahmen aber Teilnehmende ohne geistige Einschränkungen ein.
 
In einem Zeitraum von sechs Jahren traten bei 9 von 100 Männern und Frauen schwere Blutungen auf – egal, ob sie Gingko biloba eingenommen hatten oder nicht. Dass kein Unterschied gefunden wurde, bedeutet, dass das Auftreten der schweren Blutungen nicht auf die Einnahme von Ginkgo biloba zurückzuführen ist.

Zu leichten Nebenwirkungen finden sich in der Studie keine Aussagen.

Einschränkung der Ergebnisse Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Eventuell ist der Zeitraum, in dem die Teilnehmenden beobachtet wurden zu kurz, um mögliche Auswirkungen von Ginkgo biloba festzustellen. Das liegt daran, dass sich das Gehirn bei Demenz schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome verändert. Am Ende der Studie nahmen nur noch 60 Prozent der Teilnehmenden Ginkgo biloba oder das Scheinmedikament ein. Dadurch wird die Wirkung von Ginkgo biloba sowohl hinsichtlich Nutzen als auch Schaden möglicherweise geringfügig unterschätzt. Die Ergebnisse lassen sich eher nicht auf Menschen übertragen, die jünger als 75 Jahre sind.

Woher stammen diese Informationen? Button: Infokorb-Ablage In den Infokorb legen

Die Zahlen dieser Darstellung stammen aus einer randomisiert-kontrollierten Studie, die von 2000 bis 2008 in den USA durchgeführt wurde.

An der Studie nahmen insgesamt 3072 zu Hause lebende Männer und Frauen teil, davon hatten 2587 zu Studienbeginn überhaupt keine geistigen (kognitiven) Einschränkungen, die restlichen hatten eine leichte geistige (kognitive) Einschränkung. Die hier dargestellten Ergebnisse zum Nutzen beziehen sich auf die 2587 Teilnehmenden ohne kognitive Einschränkungen. Die Ergebnisse in Hinblick auf die Nebenwirkungen gelten für alle 3072 Männer und Frauen. Das mittlere Alter lag bei 79,1 Jahren, etwa 46% waren weiblich. 95,5% der Teilnehmenden waren Weiße. Bei dem verwendeten Ginkgo biloba Tabletten handelt es sich um ein Extrakt in vereinheitlichter Zusammensetzung in der höchsten Dosis, für die vor Studiendurchführung Forschungsergebnisse vorlagen.

Die Studie weist eine hohe methodische Qualität auf.

Die Informationen und Zahlen stellen keine endgültige Bewertung dar, sondern basieren auf den besten derzeit verfügbaren Erkenntnissen.
 

Aktualisiert im September 2022. Erstellt im Juli 2019. Nächste geplante Aktualisierung: September 2025

Autoren: Dr. Martina Albrecht, Lisa-Marie Ströhlein, Jochen Randig (alle von der Stiftung Gesundheitswissen)

Wissenschaftliche Beratung: Dr. Dagmar Lühmann

Quelle Interessenskonflikte