Hintergrund
Eine Depression ist eine Gemütsstörung, die ein Gefühl von Traurigkeit hervorruft. Typische Zeichen einer Depression können eine gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit oder auch ein verminderter Antrieb sein, die über einen längeren Zeitraum bestehen. Betroffenen fällt es schwer, den Alltag mit all seinen Aufgaben und Aktivitäten zu bewältigen. Die gesamte Lebensführung kann durch eine Depression beeinträchtigt sein. Eine Depression kann über Wochen, Monate oder Jahre anhalten.
Schweregrade
Depressionen können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Man unterscheidet:
- leichte Depressionen
- mittelgradige Depressionen
- schwere Depressionen, auch „Major Depression“ genannt.
Welcher Schweregrad vorliegt, lässt sich anhand verschiedener Parameter beurteilen: die Anzahl der vorliegenden Beschwerden, die Intensität der Beschwerden und das Maß, in dem die Depression auch körperliche Beschwerden auslöst.
Unterscheidung nach zeitlichem Verlauf
Depressionen lassen sich auch im Hinblick auf ihr zeitliches Auftreten nach verschiedenen Formen unterscheiden:
- einmalige depressive Episode
- wiederkehrende (rezidivierende) depressive Störungen
- eine langanhaltende depressive Verstimmung (Dysthymie) und chronische Depressionen
Depressionen in bestimmten Lebenssituationen
Depressionen können in jedem Alter und in verschiedenen Lebenssituationen auftreten. Die saisonale depressive Störung entsteht vor allem im Herbst und Winter. Sie wird den rezidivierenden depressiven Störungen zugeordnet. Weiterhin kann es zu Depressionen in der Schwangerschaft und nach der Geburt, im Wochenbett, kommen.
Verbreitung
Zahlen zur Häufigkeit von Depressionen liegen aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) vor, die 2008 bis 2011 erhoben wurde. Menschen zwischen 18 und 79 Jahren waren u.a. zu ihrer psychischen Gesundheit befragt worden. 8,2% (ca. 8 von jeweils 100 Befragten) gaben an, dass ein Arzt oder eine Ärztin bzw. ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin bei ihnen in den letzten zwölf Monaten zuvor eine Depression festgestellt hatte.
Frauen waren demnach doppelt so häufig betroffen wie Männer: Den Angaben der Befragten zufolge traten Depressionen bei ca. 11 von 100 Frauen und 5 von 100 Männern auf. Die Erkrankungshäufigkeit ist in den einzelnen Altersgruppen unterschiedlich.
Wie häufig treten Depressionen in Deutschland auf?
Etwa 12 von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression, Frauen häufiger als Männer. Dies geht aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) 2014/2015 hervor. 15,4 % der Frauen (ca. 15 von je 100) gaben an, dass bei ihnen jemals eine Depression festgestellt wurde, aber nur 7,8 % (ca. 8 von je 100) der Männer.
Mit der sogenannten BELLA-Studie wurde eine Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten von Kindern und Jugendlichen von 2009 bis 2012 durchgeführt. Die Ergebnisse besagen, dass laut Elternbericht 11 von 100 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren Anzeichen einer Depression zeigten. Laut dem Selbstbericht der Kinder und Jugendlichen lagen entsprechende Anzeichen bei 16 von 100 Kindern und Jugendlichen vor.
Ursachen und Entstehung
Wie genau eine Depression entsteht, ist unbekannt. Fachleute haben hierzu unterschiedliche Theorien entwickelt. Zu den Gründen, die dabei eine Rolle spielen können, zählen:
- erbliche (genetische) Veranlagungen
- ein Mangel oder ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn
- hormonelle Einflüsse
- psychische Faktoren, z. B. anhaltender Stress, Einsamkeit oder Überforderung
- belastende (traumatische) Erlebnisse, z. B. häusliche Gewalt oder Missbrauch
- Persönlichkeitsfaktoren, z. B. mangelndes Selbstvertrauen
Als wahrscheinlich gilt, dass jeweils mehrere dieser Momente zusammen eine Depression auslösen. Je nachdem ob eher innere Faktoren oder äußere, durch die soziale Umwelt der Betroffenen bedingte Motive an der Entstehung einer Depression beteiligt sind, spricht man auch von genetisch oder psychosozial bedingten Verläufen.
Die derzeit vorliegenden Erklärungsmodelle zur Entstehung der Depression berücksichtigen innere und äußere Faktoren in unterschiedlichem Maße.
Sogenannte Risikofaktoren können die Entstehung einer Depression begünstigen.
Allgemeine Risikofaktoren für eine Depression
Für Menschen, die in bestimmten Lebenssituationen an Depressionen erkranken, und für Kinder und Jugendliche wurden jeweils gesondert Risikofaktoren erfasst:
Infolge einer Depression kann es zu Suizidgedanken bis hin zum tatsächlichen Suizid kommen. Auch für diese Komplikation der Erkrankung lassen sich Risikofaktoren benennen. Dazu zählen:
Symptome und Verlauf
Eine Depression kann sich sowohl seelisch als auch körperlich bemerkbar machen. Die gesamte Lebensführung kann durch eine Depression beeinträchtigt sein. Die Krankheitszeichen lassen sich in Haupt- und in Zusatzsymptome unterscheiden:
Hauptsymptome:
- gedrückte Stimmung
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel
Zusatzsymptome:
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- Schlafstörungen
- verminderter, selten auch gesteigerter Appetit
- negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken und -handlungen
Mögliche Verlaufsformen von Depressionen
Eine Depression verläuft in zeitlich begrenzten Phasen, sogenannten Episoden.
Einzelne depressive Episoden
Eine Depression kann als einzelne depressive Episode auftreten. Eine solche Phase dauert ohne Behandlung in zahlreichen Fällen etwa sechs bis acht Monate an.
Sie kann ohne Behandlung abklingen. Mit einer Therapie lässt sich die Episodendauer jedoch verkürzen. Der Krankheitsverlauf kann aber von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.
Die Beschwerden einer depressiven Episode können vollständig oder unvollständig zurückgehen.
Wiederkehrende depressive Episoden
Daneben sind aber auch wiederkehrende (rezidivierende) depressive Störungen mit zwei oder mehreren depressiven Episoden möglich. Erneute depressive Phasen (Rezidive) können auch trotz einer laufenden Behandlung auftreten. Die Anzahl an Rezidiven ist unterschiedlich. Ebenso kann der Zeitraum zwischen zwei depressiven Episoden von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Es können Jahre zwischen den Episoden vergehen oder sie treten in kurzer Zeit gehäuft auf.
Chronisch depressive Episoden
Möglich ist auch ein chronischer Verlauf einer Depression. Abhängig vom Schweregrad der Symptome unterscheidet man hierbei zwei Formen: Bei der chronischen Depression hält die depressive Episode länger als zwei Jahre ohne Besserung an. Bei der lang anhaltenden depressiven Verstimmung, auch Dysthymie genannt, bestehen die Symptome ebenfalls über mehr als zwei Jahre, sind aber weniger stark ausgeprägt als bei einer klassischen Depression.
Diagnostik
Ob eine Depression vorliegt oder nicht, kann durch ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt bzw. dem Psychotherapeuten oder der Psychotherapeutin festgestellt werden. Dabei fragt die behandelnde Person nach möglichen Symptomen einer Depression und beurteilt das Auftreten des Patienten oder der Patientin. Zusätzlich werden relevante Kriterien für die Diagnose einer Depression durch einen Fragebogen erfasst.
Für die Diagnosestellung wird ein Klassifizierungssystem genutzt. Eine Depression liegt vor, wenn mindestens zwei der dort festgeschriebenen Hauptsymptome sowie mindestens zwei der Zusatzsymptome einer Depression über mindestens zwei Wochen bestehen. Darüber hinaus werden Aspekte des Krankheitsverlaufs erfasst, um zu unterscheiden, ob es sich um eine bisher einmalige oder eine wiederholte depressive Episode handelt. Anhand der Anzahl und der Stärke der Symptome kann der Schweregrad der Depression beurteilt werden.
Wie wird eine Depression festgestellt?
Symptome, die eigentlich typisch für eine Depression sind, können auch bei anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen auftreten. Für die Diagnose „Depression“ muss der Arzt oder die Ärztin deshalb prüfen, ob nicht möglicherweise andere Krankheiten vorliegen. So können beispielsweise folgende körperliche Krankheiten und Gesundheitsprobleme zu ähnlichen Symptomen führen:
- Schilddrüsenerkrankungen
- eine nicht richtig arbeitende Nebenniere (Nebenniereninsuffizienz)
- Störungen im Gleichgewicht der Blutsalze (Elektrolytstörungen)
- Mangelernährung
- die unangemessene Verwendung von starken Schmerzmedikamenten (Opioiden)
Um bei Verdacht auf eine Depression diese Ursachen auszuschließen, sind eine ausführliche Befragung (Anamnese) und körperliche Untersuchung der Patientin oder des Patienten erforderlich. Außerdem muss die Depression von weiteren psychischen Erkrankungen abgegrenzt werden:
- der bipolaren Störung
- der Anpassungsstörung
- der schizoaffektiven Störung
- der Angst- und Panikstörung oder
- der Demenz
Im Unterschied zur Depression wechseln bei einer bipolaren Störung depressive Phasen mit sogenannten manischen Phasen, in denen die Patienten eine ungewöhnlich gehobene, überdrehte oder gereizte Stimmung haben. Daher sind trotz gleicher Symptome einer depressiven Phase bei der bipolaren Störung andere Behandlungswege angezeigt.