Erfahrungsberichte Adipositas
Adipositas kann das gesamte Leben beeinflussen und weitreichende gesundheitliche und psychische Folgen haben. Hier berichten Patientinnen und Patienten, die von Adipositas betroffen waren oder sind, über ihre Erfahrungen und ihren ganz persönlichen Umgang mit der Erkrankung.
Hilfestellungen im Alltag: Ernährung
Eine gesunde Ernährung ist eine ausgewogene Ernährung. Sie liefert dem Körper genau die Energie, die er braucht, um alle wichtigen Körperprozesse wie zum Beispiel Atmung, Herzschlag oder die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Eine gesunde Ernährung versorgt den Körper gleichzeitig auch mit allen lebenswichtigen Nährstoffen: mit Fetten, Kohlenhydraten, Eiweißen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Um abnehmen zu können, muss der Körper mehr Energie verbrauchen, als er aufnimmt. Dabei kommt es darauf an, die Ernährung dauerhaft umzustellen und ihm alle wichtigen Nährstoffe zuzuführen.
Anregungen und Hinweise für den Alltag, wie man sich gesund mit weniger Kalorien ernähren kann und welche Lebensmittel eher ungesund sind oder viele Kalorien haben, gibt Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule in Köln, in den folgenden Videos:
Auch eine Ernährungsberatung und sogenannte Abnehmprogramme sowie Bewegungsangebote können dabei helfen, abzunehmen und das erreichte Gewicht zu halten.
Bei Adipositas kann es hilfreich sein, sich in Sachen Ernährung professionell beraten und unterstützen zu lassen. Das Problem: Ernährungsberater, Ernährungstherapeut oder Diätberater kann sich jeder nennen. So bieten ganz unterschiedlich qualifizierte Dienstleister auf dem Gesundheitsmarkt Hilfe an. Es gibt jedoch auch Ausbildungsberufe, die sicherstellen, dass der Anbieter oder die Anbieterin umfängliche Kenntnisse entsprechend dem wissenschaftlichen Kenntnisstand erworben hat:
Hilfestellungen im Alltag: Bewegung
Es muss nicht gleich das Fitnessstudio sein, wenn Sie Ihren Alltag bewegter gestalten wollen. Körperlich aktiv zu sein beginnt mit Spazierengehen und mehr Bewegung im Alltag. Darüber hinaus bieten private Unternehmen, Volkshochschulen oder auch örtliche Sport- und Turnvereine die unterschiedlichsten Sportarten und Bewegungsprogramme an. Sie halten für jeden Geschmack und verschiedene Altersgruppen etwas bereit.
Körperliche Aktivität zur Verhinderung von Erkrankungen nennt man auch Gesundheitssport, den Sie ebenfalls in Turn- und Sportvereinen betreiben können. Hier werden Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Entspannungsfähigkeit eingeübt. Die Übungsleiter verfügen über eine Trainerlizenz, die sie zu einer sachgerechten Betreuung der Teilnehmerinnen befähigt.
Grundsätzlich gilt: Jede Bewegung zählt! Jeder auch noch so kleine Schritt ist wichtig und fördert die Gesundheit. Gerade bei Menschen, die vorher völlig inaktiv waren, stellen sich bereits bei kleinen Bewegungseinheiten Erfolge ein. Körperliche Aktivität wirkt sich zum Beispiel positiv auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel aus ‒ und zwar unabhängig davon, ob die Bewegung zur Gewichtsabnahme führt oder nicht.
Beispiele dafür, wie man Bewegung auch ohne großen Aufwand in den Alltag einbauen kann, gibt Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule in Köln, im Video:
In den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung werden Bewegungszeiten für Erwachsene bis 65 Jahre genannt, die einem gesunden Lebensstil entsprechen. Diese Empfehlungen gelten auch für Erwachsene mit chronischen Erkrankungen, die nicht in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und bei denen aus ärztlicher Sicht keine anderen Gründe gegen eine körperliche Aktivität sprechen.
Aktiv für die Gesundheit: So viel Bewegung gehört bei Erwachsenen pro Woche zu einem gesunden Lebensstil
Hilfestellung im Alltag: Abnehmprogramme
Abnehmprogramme berücksichtigen in der Regel mehrere Ansatzpunkte, die zur Gewichtsreduktion führen sollen ‒ zum Beispiel eine Ernährungsumstellung und Anleitungen für mehr Bewegung. Neben medizinischen Einrichtungen bieten in Deutschland auch private Unternehmen Programme zum Abnehmen an. In der ärztlichen Leitlinie werden folgende bundesweit angebotenen Abnehmprogramme genannt:
- Abnehmen mit Genuss – offizielles Abnehmprogramm der AOK
- Bodymed – Abnehmprogramm der gleichnamigen Bodymed AG
- „ICH nehme ab“ – Abnehmprogramm der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
- Optifast-52 – Abnehmprogramm der Nestlé Deutschland AG
- Wellness that works (ehemals: Weight Watchers) – Abnehmprogramm der WW (Deutschland) GmbH
Die genannten Programme stehen in keinerlei Verbindung zur Stiftung Gesundheitswissen; ihre Nennung trägt nicht zur Finanzierung der Stiftung bei.
Private Abnehmprogramme sind kostenpflichtig, einige werden jedoch von den Krankenkassen anerkannt und zumindest anteilig erstattet. Versicherte können bei ihrer Krankenkasse nachfragen, ob dies für das gewählte Programm der Fall ist.
Weitere Informationen über die Zugangsmöglichkeiten und Kosten dieser Abnehmprogramme stehen hier zum Download für Sie bereit:
Deutschlandweit verfügbare Abnehmprogramme (Beispiele) - Zugangsmöglichkeiten, Kosten und weitere Informationen
Neben den genannten Programmen werden viele weitere zum Abnehmen angeboten. Folgende Kriterien können laut der ärztlichen Leitlinie zur Behandlung von Adipositas Hinweise darauf liefern, ob ein Abnehmprogramm von einem privaten Anbieter geeignet sein kann:
- Werden verschiedene Ansätze wie Ernährungs-, Bewegungs- und verhaltensverändernde Maßnahmen berücksichtigt?
- Ist bei Kurs- und Gruppenangeboten ein eigener Schulungsraum vorhanden?
- Ist medizinisches Fachpersonal eingebunden? Dazu gehören z. B. Fachärzte für Ernährungsmedizin und Diätassistenten oder Ökotrophologen, bei Diabetes auch Fachärzte für Diabetologie.
- Findet eine ärztliche Eingangsuntersuchung im Vorfeld statt?
- Ist das Programm längerfristig ausgelegt? Werden die Teilnehmer, Teilnehmerinnen zum Beispiel über mehrere Monate begleitet?
Anlaufstellen für Menschen mit Adipositas: Selbsthilfegruppen und Arztsuche
Sich mit anderen Betroffenen über die Erkrankung auszutauschen kann sehr hilfreich sein. Man kann Erfahrungen und Erlebnisse teilen und bleibt mit seinen Problemen nicht allein. Selbsthilfegruppen unterstützen Betroffene, sie können aber auch Angehörige einbeziehen. Gemeinsam befasst man sich mit der Bewältigung der Krankheit und den damit einhergehenden Problemen.
In einer Selbsthilfegruppe besteht Schweigepflicht. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenfrei. Jeder bestimmt selbst, was er den anderen anvertrauen möchte und wie er mit Lösungsvorschlägen umgeht.
Eine bundesweit aktive Selbsthilfegruppe ist die AdipositasHilfe Deutschland e. V. Über die Suchfunktion ihrer Homepage lassen sich örtliche Selbsthilfegruppen finden.
Der Adipositas Verband Deutschland e. V. ist ebenfalls bundesweit aktiv und stellt eine Datenbank zur Verfügung, in die sich Selbsthilfegruppen eintragen können. Dort besteht für Interessierte ebenso die Möglichkeit, Adressen von Selbsthilfegruppen in der Nähe zu finden.
In vielen Städten und Regionen arbeiten „Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen“ (abgekürzt: KIS, manchmal auch KISS). Hierhin können Sie sich wenden, wenn Sie mit einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufnehmen möchten. Da diese Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen ausschließlich regional agieren, gibt es keine zentrale Anlaufstelle. Die KIS in Hamburg ist beispielsweise erreichbar unter www.kiss-hh.de. In Berlin gibt es zudem die Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS), die über Selbsthilfegruppen in der Stadt informiert.
Zusätzlich besteht die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), eine bundesweite Informations- und Vermittlungsstelle im Bereich Selbsthilfe in Deutschland. Auch sie bietet eine Datenbanksuche an, die es ermöglicht, einen Ansprechpartner oder eine Selbsthilfegruppe zu finden.
Für die Behandlung und Diagnose der Adipositas sind zunächst die Hausärzte zuständig. Manche Hausarztpraxen legen sogar einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Adipositasbehandlung. Auch Praxen mit einem Schwerpunkt in Ernährungsmedizin können in Betracht gezogen werden.
Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, einen weiteren Facharzt hinzuzuziehen, z. B. einen Endokrinologen (Facharzt für Stoffwechsel und Hormone) oder einen Diabetologen (Facharzt für Diabetes). Je nach vermuteten Ursachen und Folgeerkrankungen der Adipositas können dies auch weitere Fachärzte oder Fachärztinnen sein.
Wird eine Verhaltenstherapie zur Behandlung der Adipositas in Betracht gezogen, ist ein Psychiater oder psychologischer Psychotherapeut der richtige Ansprechpartner. Allerdings bieten nicht alle Therapeuten Verhaltenstherapien für Menschen mit Adipositas an.