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Vorhofflimmern

Wie kann man Vorhofflimmern feststellen?

Vorhofflimmern zu erkennen, ist nicht immer einfach. Zum einen verursacht es nicht in allen Fällen spürbare Symptome. Zum anderen tritt es manchmal nur phasenweise auf. Zwischen den Flimmerphasen kann das Herz im normalen Takt schlagen. Um Vorhofflimmern zu erkennen, setzen Ärzte und Ärztinnen EKG und Ultraschall ein. Erfahren Sie hier mehr über diese Methoden zur Diagnostik von Vorhofflimmern.

Woran kann ich Vorhofflimmern erkennen?

Über die Hälfte der Patienten und Patientinnen mit Vorhofflimmern hat keine Beschwerden. Bei ihnen wird die Erkrankung oft zufällig entdeckt, zum Beispiel bei einer ärztlichen Untersuchung aus anderen Gründen. Mitunter wird Vorhofflimmern auch erst erkannt, wenn es bereits zu einem Schlaganfall oder zu einer Herzschwäche geführt hat.

Bei anderen Menschen ruft das Vorhofflimmern Beschwerden hervor, die ärztlich abgeklärt werden sollten. Zu den typischen Beschwerden gehören:

  • Herzklopfen oder Herzrasen
  • Atemnot bei körperlicher Anstrengung, Müdigkeit
  • Brustschmerzen oder Gefühl von Enge in der Brust
  • Schwindel
  • Kreislaufprobleme bis hin zur Bewusstlosigkeit

Gibt es eine sinnvolle Früherkennungsuntersuchung für Vorhofflimmern

Bei Früherkennung handelt es sich um Untersuchungen, die eine Erkrankung erkennen sollen, bevor sie Beschwerden und Langzeitfolgen verursacht. Beim Vorhofflimmern geht es vor allem darum, Folgeerkrankungen wie Schlaganfälle zu vermeiden.

Die Früherkennung von Vorhofflimmern ist schwierig, weil die Erkrankung nur phasenweise auftreten kann und in der Arztpraxis womöglich nicht festzustellen ist.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, bei Menschen ab 65 Jahren bei jedem Arztbesuch den Herzschlag zu überprüfen. Fällt dabei ein Unregelmäßigkeiten auf, nimmt der Arzt oder die Ärztin ein EKG vor, mit dem sich Vorhofflimmern erkennen lässt.

Video: Wie messe ich meinen Puls?

Vorschaubild Video "Wie messe ich meinen Puls"

Wie messe ich meinen Puls?

Jedes Mal, wenn das Herz Blut in den Kreislauf pumpt, erzeugt es eine spürbare Druckwelle, die sich durch alle Blutgefäße fortsetzt. Das ist der Puls.

Er lässt sich an verschiedenen Stellen des Körpers gut ertasten. Immer dort, wo eine große Schlagader verläuft. Mit einer Pulsmessung lässt sich ohne großen Aufwand prüfen, ob das Herz normal schlägt - bei sich selbst, aber auch bei anderen. Sie benötigen lediglich ihre Finger und eine Uhr mit Sekundenanzeige. Am besten eignet sich das Handgelenk, genau unterhalb des Daumens. Tasten Sie mit zwei bis drei Fingern bis sie die pumpende Ader gut fühlen können. Das kann je nach Veranlagung mehr oder weniger Druck erfordern. Allerdings kann ein zu fester Griff die Ader abdrücken und man spürt den Puls gar nicht mehr.

Wichtig: Nicht mit dem Daumen messen, da dieser selbst einen kräftigen Puls hat.

Zählen Sie die Schläge mindestens 30 Sekunden lang und rechnen Sie den Wert auf eine Minute hoch, um die Anzahl der Pulsschläge pro Minute zu erhalten. Dieser Wert entspricht der Herzfrequenz.

Im Schnitt liegt der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Bei Kindern ist er mit circa 100 Schlägen pro Minute deutlich höher.

Der Puls ist allerdings leicht beeinflussbar und kann aus verschiedenen Gründen schneller oder langsamer sein. Am besten messen Sie den Ruhepuls morgens nach dem Aufwachen oder abends vor dem Zubettgehen. Zumindest sollten Sie sich vor der Messung eine ausreichende Zeit lang entspannen und zur Ruhe kommen.

Noch ein Tipp: Sie müssen nicht wegen jeder Unregelmäßigkeit mit Ihrem Arzt sprechen, aber es schadet nicht, Ihre ermittelten Werte bei einem Termin bei sich zu haben.

Wissen ist gesund.

Diagnostik von Vorhofflimmern: Wie kann mein Arzt Vorhofflimmern erkennen?

Bei Verdacht auf Vorhofflimmern wird die Ärztin, der Arzt verschiedene Untersuchungen vorschlagen.

Puls messen

Die ärztliche Pulsmessung ist dabei ein einfacher erster Test, mit dem ein unregelmäßiger Herzschlag erkennbar ist. Findet die Ärztin bei der Pulsmessung einen unregelmäßigen Herzschlag, veranlasst sie weitere Untersuchungen.

Herzkurve im (Ruhe-)EKG

Um den Herzschlag sichtbar zu machen, nutzen Ärzte und Ärztinnen ein Elektrokardiogramm (EKG). Dabei werden Elektroden auf den Körper geklebt, die die Impulse des Herzschlags aufnehmen und an ein Aufzeichnungsgerät weiterleiten. Das Gerät zeigt den Herzschlag als Wellenlinie an. Bei Vorhofflimmern sieht diese Linie anders aus als bei einem normalen Herzschlag.

Langzeit-EKG

Nicht immer reichen Pulsmessung und ein kurzes EKG in der Arztpraxis aus, um Vorhofflimmern festzustellen. In diesem Fall kann ein Langzeit-EKG weiterhelfen. Dabei wird der Herzschlag über 24 Stunden, manchmal sogar über 48 Stunden, aufgezeichnet. So lassen sich im Idealfall auch vorübergehende Phasen von Vorhofflimmern dokumentieren und erkennen. Das Langzeit-EKG kommt unter anderem dann zum Einsatz,

  • wenn Sie typische Beschwerden von Vorhofflimmern haben,
  • wenn Sie viele Risikofaktoren für Vorhofflimmern aufweisen oder
  • wenn Sie bereits unter einer möglichen Folge von Vorhofflimmern leiden, z. B. Herzschwäche oder Schlaganfall.
     

Für das Langzeit-EKG werden dem Patienten, der Patientin mehrere Elektroden auf die Brust geklebt, die den Herzschlag erfassen. Die Elektroden sind über Kabel mit einem tragbaren EKG-Gerät verbunden, das z. B. am Gürtel oder Hosenbund befestigt wird. Wenn das Gerät arbeitet, können Sie die Praxis verlassen und Ihren Tagesgeschäften nachgehen. Zum vereinbarten Termin werden die Elektroden auch in der Praxis wieder abgenommen.

Eventuell wird der Arzt, die Ärztin Sie bitten, aufzuschreiben, was Sie während des EKG gemacht haben, z. B. wann Sie geschlafen oder sich körperlich angestrengt haben. Diese Informationen helfen bei der Einordnung, warum sich der Puls wie verhält. Es empfiehlt sich, vor einem Langzeit-EKG zu duschen, da dies mit dem Gerät nicht möglich ist.

Beobachtung mit Ereignis-Rekorder zur Diagnostik von Vorhofflimmern

In einigen Fällen lässt sich Vorhofflimmern auch im Langzeit-EKG nicht nachweisen, z. B. wenn die Zeit zwischen den Flimmerphasen sehr lang ist. In diesen Fällen kann ein Ereignis-Rekorder oder Event-Rekorder helfen: Dabei handelt es sich um ein kleines Gerät in der Größe einer Streichholzschachtel. Es wird in der Regel bei einer Mini-Operation im Brustbereich eingesetzt. Der Ereignis-Rekorder kann den Herzschlag über mehrere Wochen und Monate aufzeichnen und so auch seltene Phasen von Vorhofflimmern erfassen.

Diagnostik von Vorhofflimmern: Welche weiteren Untersuchungen sind notwendig

Wenn Vorhofflimmern festgestellt wurde, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dabei geht es zum einen darum, bestimmte Erkrankungen auszuschließen, die Vorhofflimmern auslösen können, z. B. eine Schilddrüsenüberfunktion. Zum anderen wird geprüft, ob das Vorhofflimmern dem Herzen schon geschadet hat. Dafür werden Laboruntersuchungen (z. B. an Schilddrüse oder Nieren, großes Blutbild) und in der Regel ein Ultraschall des Herzens von außen vorgenommen.

Eine Ultraschall-Untersuchung am Herzen heißt in der Fachsprache Echokardiografie. Dabei werden die Herzhöhlen, die Herzwände und die Herzklappen mit dem Ultraschallgerät untersucht. Außerdem lässt sich so beurteilen, wie gut das Herz pumpt und ob sich in den Vorhöfen Blutgerinnsel gebildet haben, die möglicherweise einen Schlaganfall auslösen könnten.

Die Ultraschall-Untersuchung erfolgt in der Regel von außen durch den Brustkorb. In ganz bestimmten Fällen ist er aber auch im Körperinneren möglich. Dabei wird der Kopf des Ultraschallgeräts über einen Schlauch in die Speiseröhre eingeführt, die ganz nah am Herzen liegt.

Schlaganfall vorbeugen

Schlaganfälle sind eine häufige Folge von Vorhofflimmern. Bei der Behandlung geht es deshalb auch darum, das Risiko für einen Schlaganfall möglichst gering zu halten. Dafür gibt es blutverdünnende Medikamente.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Ernst S, Kuck K-H. Vorhofflimmern. In: Arastéh K, Baenkler H-W, Bieber C, Brandt R, Chatterjee TT, Dill T et al., Hrsg. Duale Reihe Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage: Georg Thieme Verlag KG; 2018 Verfügbar unter: https://eref.thieme.de/ebooks/2263057#/ebook_2263057_SL85296648.

Hindricks G, Potpara T, Dagres N, Arbelo E, Bax JJ, Blomström-Lundqvist C et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS): The Task Force for the diagnosis and management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC) Developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC. Eur Heart J 2021; 42(5):373–498. doi: 10.1093/eurheartj/ehaa612.

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Sawan N, Gramlich M. Langzeit-EKG–Schritt für Schritt. Kardiologie up2date 2022; 18(02):121–6.

Schuchert A, Kuck K-H, Ernst S, Wißner E. Herzrhythmusstörungen. In: Arastéh K, Baenkler H-W, Bieber C, Brandt R, Chatterjee TT, Dill T et al., Hrsg. Duale Reihe Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage: Georg Thieme Verlag KG; 2018 Verfügbar unter: https://eref.thieme.de/ebooks/2263057#/ebook_2263057_SL85295924.

Schuchert A, Kuck K-H, Ernst S. Ereignisrekorder (event recorder): In: Arastéh K, Baenkler H, Bieber C, Brandt R, Chatterjee T, Dill T, Ditting T, Duckert M, Eich W et al., ed. Duale Reihe Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018.; 2018. Verfügbar unter: https://eref.thieme.de/ebooks/2263057#/ebook_2263057_SL85296134.

Unsere Angebote werden regelmäßig geprüft und bei neuen Erkenntnissen angepasst. Eine umfassende Prüfung findet alle drei bis fünf Jahre statt. Wir folgen damit den einschlägigen Expertenempfehlungen, z.B. des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin.

Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Autoren und Autorinnen:
Lisa-Marie Ströhlein
Lisa-Marie Ströhlein

Lisa-Marie Ströhlein

Medical Writerin
Lisa-Marie Ströhlein studierte Medizinische Biologie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Für die Stiftung bereitet sie komplexe medizinische Themen und Inhalte in laienverständlicher Sprache auf.
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Michael Mibs
Michael Mibs

Michael Mibs

Referent Evidenzbasierte Medizin
Michael Mibs ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Soziologe. Für die Stiftung erarbeitet er Inhalte für multimediale Informationsangebote auf Basis der Methoden der evidenzbasierten Medizin und konzipiert Analysen mit Bezug zur klinischen Versorgung.
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Nastasia Vogelsang
Nastasia Heilemann

Nastasia Vogelsang

Senior-Multimedia-Producerin
Nastasia Vogelsang studierte Angewandte Medienwirtschaft mit Schwerpunkt TV-Producing. Für die Gesundheitsinformationen der Stiftung konzipiert sie multimediale Formate und steuert deren Umsetzung.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. med. Martin Scherer
Prof. Dr. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer

Prof. Dr. med. Martin Scherer studierte Humanmedizin in Marburg, Wien und Paris. Als Professor an der Universität Lübeck untersuchte er das Thema „Versorgungsforschung und ihre Methoden“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Über- und Unterversorgung und der Entwicklung von Qualitätsindikatoren und Leitlinien. Seit 2012 ist Scherer Leiter der klinischen Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und Mitglied in weiteren medizinischen Fachgesellschaften. Seit 2015 berät Prof. Dr. med. Martin Scherer die Stiftung Gesundheitswissen.
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Dr. med. Dagmar Lühmann
Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann

Dr. med. Dagmar Lühmann absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und studierte anschließend Medizin an der Universität zu Lübeck. Nach dem Examen arbeitete sie als Assistenzärztin am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie und promovierte dort zum Thema "Auswirkungen von Quecksilberexposition auf das menschliche Immunsystem". Später arbeitete sie am Institut für Sozialmedizin an der Universität zu Lübeck mit dem Schwerpunkt evidenzbasierte Medizin und Bewertung von medizinischen Verfahren (Health Technology Assessment). Seit 2013 ist sie als Forschungskoordinatorin am Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig.

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Erstellt am: 29.04.2024