Vom Schwangerschaftstest bis zum Gentest: Selbsttests für zu Hause sollen schnelle Antworten auf Gesundheitsfragen liefern. Aber wie verlässlich sind die Zuhause-Tests? Und wie geht man mit dem Ergebnis um?
Erkältung oder Covid-19? Ein Corona-Test liefert die Antwort in wenigen Minuten. Medizinische Tests versprechen schnelle Klärung von Gesundheitsfragen. Man kann sie in Apotheken, Drogerien und Supermärkten, aber auch im Internet kaufen. Typische Zuhause-Tests sind:
Zuhause-Tests sind in der Regel so einfach zu bedienen, dass man dafür keine medizinische Ausbildung braucht. Je nach Test benötigt man Urin, Stuhl, Speichel oder Blut. Die Probe wird beispielsweise auf einen Teststreifen aufgebracht oder in eine Testkassette gefüllt, wo sich dann nach einer kurzen Wartezeit das Ergebnis ablesen lässt, z. B. die Streifen auf einem Schwangerschaftstest oder einem Corona-Schnelltest. Ein positives Ergebnis bedeutet, dass ein Zustand (z. B. eine Schwangerschaft) oder eine Krankheit vorliegt. Bei einem negativen Ergebnis liegt der Zustand oder die Krankheit nicht vor.
Bei manchen Tests, z. B. dem Blutzuckertest, benötigt man außerdem ein spezielles Messgerät, um den Teststreifen zu analysieren. Bei den meisten genetischen Tests muss man die selbst entnommene Probe zur Auswertung an ein Labor schicken.
Medizinische Zuhause-Tests unterliegen in ihrer Herstellung und im Vertrieb einer EU-Verordnung.
Zweifel am Testergebnis? Kein Test ist zu 100 Prozent zuverlässig. Das gilt nicht nur für Zuhause-Tests, sondern auch für einen Schnelltest, der von der Hausärztin oder dem Hausarzt durchgeführt wurde. Dies bedeutet, dass auch bei einem sehr zuverlässigen Schnelltest ein gewisser Anteil an Menschen ein falsches Ergebnis erhält, zum Beispiel:
Um das Testergebnis besser einschätzen zu können, hilft ein Blick in die Gebrauchsinformation. Dort geben Hersteller in der Regel an,
Bei einigen Selbsttests ist der Umgang mit dem Ergebnis klar: Fällt der Corona-Test positiv aus, sollte man sich möglichst von anderen Menschen isolieren, bis die Symptome abklingen oder der Test wieder negativ ist.
Bei anderen Selbsttests ist das Ergebnis nicht immer eindeutig und manch ein Ergebnis kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Überlegen Sie sich deshalb vor dem Test, wie Sie mit dem Ergebnis umgehen möchten, vor allem wenn:
Das Ergebnis eines Zuhause-Tests kann Erleichterung bringen. Fällt es jedoch nicht aus wie erhofft, sind Sie mit diesem Ergebnis zunächst alleine. Es könnte Sie psychisch sehr belasten, das Ergebnis ohne ärztliche Unterstützung verarbeiten zu müssen.
Ergebnisse von Selbsttests, die auf eine Erkrankung hinweisen, sollten möglichst von einem Arzt, einer Ärztin bestätigt werden. Dafür sind unter Umständen weitere Tests nötig. Auch wenn Sie das Testergebnis anzweifeln, können Sie ärztlichen Rat einholen, z. B. wenn der Test negativ ausgefallen ist, Sie aber weiterhin Beschwerden haben.
Vor allem bei Gentests, die Krankheitsrisiken nachweisen, empfiehlt es sich, eine Ärztin, einen Arzt zu konsultieren. Häufig deuten Nutzer und Nutzerinnen die Ergebnisse nämlich falsch.
In der Regel ist es nicht sinnvoll, einen Test sofort zu wiederholen. Wenn Sie das Testergebnis anzweifeln, sollten Sie sich an einen Arzt, eine Ärztin wenden.
Sie können den Test aber wiederholen, wenn Sie einen Fehler bei der Anwendung gemacht haben.
Manche Tests können unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden, z. B. Tests für Infektionskrankheiten oder Schwangerschaftstests.
Wie zuverlässig ein Testergebnis ist, hängt auch von der richtigen Anwendung ab. Stellen Sie sich deshalb folgende Fragen:
Nicht immer lässt sich eine Erkrankung oder ein Zustand sofort im Körper feststellen. So ist beispielsweise eine Schwangerschaft nicht sofort nach dem Geschlechtsverkehr nachweisbar. Das Hormon, das bei einer Schwangerschaft im Urin nachgewiesen werden kann, muss erst über einen bestimmten Wert steigen, bevor der Test ein positives Ergebnis anzeigt. Dieser Wert ist – je nach Test – erst einige Tage vor der nächsten Regelblutung erreicht oder sogar erst dann, wenn diese ausbleibt. Auch bei den meisten Infektionskrankheiten muss man zunächst die Inkubationszeit abwarten, bevor ein Test die Krankheit überhaupt nachweisen kann.
Bevor Sie einen Zuhause-Test anwenden, sollten Sie die Anleitung gründlich lesen. Denn auch Fehler bei der Anwendung können zu einem falschen Testergebnis führen.
Achten Sie darauf, dass Sie die Probe für den Test genauso entnehmen wie in der Anleitung vorgegeben.
Bei der Blutzuckermessung zum Beispiel müssen Sie sich in den Finger stechen, um Blut zu entnehmen. Dabei dürfen Sie den Finger nicht zu stark quetschen, weil sich sonst Wasser aus dem Gewebe mit in die Probe mischt und das Blut verdünnt.
Corona-Tests können ein falsch-negatives Ergebnis liefern, wenn Sie den Nasen-Rachen-Abstrich mit der falschen Technik durchgeführt haben.
Auch Selbsttests haben ein Haltbarkeitsdatum. Sie finden es üblicherweise auf der Verpackung oder der Anleitung des Tests. Abgelaufene Tests liefern womöglich kein zuverlässiges Ergebnis mehr.
Manche Tests müssen beispielsweise vor Wärme oder Feuchtigkeit geschützt werden. Achten Sie deshalb darauf, diese Zuhause-Tests richtig zu lagern, um richtige Testergebnisse zu erhalten.
Manche Tests werden durch bestimmte Medikamente, Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel beeinflusst.
Ein Beispiel sind Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin, das auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bezeichnet wird. Biotin kommt jedoch auch in unterschiedlichen medizinischen Tests zum Einsatz. Bei Menschen, die Biotin einnehmen, kann es daher falsche Testergebnisse auslösen. Je nach Testprinzip können die Ergebnisse falsch-positiv oder falsch-negativ ausfallen.
Bestimmte Antibiotika können die Zuckerwerte im Urin höher (falsch-positiv) erscheinen lassen, als sie es tatsächlich sind, wenn Sie sogenannte Urin-Teststreifen für die Messung verwenden.
Menschen mit bestimmten Erkrankungen wenden regelmäßig Selbsttests an, um ihre Krankheit selbstständig zu managen. So helfen Blutzuckermessungen bei Diabetes, extrem hohe oder niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden.
Zuhause-Tests haben den Vorteil, dass man sie in geschützter Privatsphäre durchführen kann. Das nimmt Hemmungen davor, den Test tatsächlich vorzunehmen, und bietet z. B. bei sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV eine Hilfe.
Doch nicht jeder Selbsttest ist sinnvoll. Gerade im Internet werden viele Heimtests angeboten, z. B. Zuhause-Tests für Eisenmangel oder den Vitamin-D-Spiegel-Test für zu Hause. Nicht jeder dieser Tests ist tatsächlich aussagekräftig.
Bevor Sie sich für einen Zuhause-Test entscheiden, fragen Sie sich Folgendes:
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 22.05.2025