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Untersuchungsmethoden

Laborwerte richtig verstehen

Wer kennt es nicht, der Arzt oder die Ärztin ordnet eine Blut- oder Urinentnahme an und schickt diese zur Untersuchung ins Labor. Doch die Ergebnisse im Laborbericht sind für den Laien meist nicht verständlich. Was bedeuten die einzelnen Werte und wie verlässlich sind sie? Ein Überblick über wichtige Laborwerte, deren Abkürzungen und darüber, welche Werte normal sind.

Fast jede Krankheit hinterlässt Spuren im Körper. Mithilfe von Labortests können Ärztinnen und Ärzte anhand von Proben, beispielsweise durch eine Blutentnahme, Hinweise auf bestimmte Erkrankungen erhalten, Symptome besser einordnen oder mögliche Risiken erkennen. Denn: Nicht immer lässt sich anhand von äußeren Symptomen eindeutig bestimmen, ob ein Mensch gesund ist oder nicht. Deshalb spielen Laboruntersuchungen in der Diagnostik von Krankheiten eine wichtige Rolle. 

Wichtige Laborwerten Im Überblick

Hier finden Sie Informationen zu häufigen Laborwerten:

Kleines und großes Blutbild 
Blutzucker
Blutfette 
Leber
Entzündungsmarker
Nieren
Schilddrüse
Herz

Was wird bei Labortests gemessen?

Blutwerte, Leberwerte, Kreatininwerte - mit Laboruntersuchungen von Blut oder anderen Körperflüssigkeiten kann der Arzt, die Ärztin eine bestimmte Diagnose bestätigen oder körperliche Veränderungen erkennen, die der Betroffene unter Umständen noch gar nicht spürt. Der Grund: Folgt der menschliche Stoffwechsel nicht mehr seinem gewohnten Muster, können Stoffe, Zellen und Abfallprodukte zunehmen oder abnehmen. Vor allem Blut kann bei vielen Erkrankungen seine Zusammensetzung verändern. Aber auch Urin, Stuhl oder Gewebeproben können Ärztinnen und Ärzten wichtig Hinweise auf den Gesundheitszustand eines Patienten liefern. 

Wann spricht man bei Labortests von „Normalwerten“?

Laborwerte können sich je nach Geschlecht, Gewicht, Alter und Lebensstil auch bei gesunden Menschen stark unterscheiden. Um solche Schwankungen zu berücksichtigen, haben Experten sogenannte Normalbereiche oder Referenzbereiche festgelegt. In diesen Bereichen liegen 95 Prozent der Werte, die bei gesunden Personen gemessen werden – Werte innerhalb dieser Bereiche gelten deshalb als unauffällig oder normal. Auch bei einem einzelnen Menschen können die Werte schwanken, je nachdem zu welchem Zeitpunkt man misst: So ist zum Beispiel der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit immer höher als morgens auf nüchternen Magen. Für manche Werte macht es sogar einen Unterschied, ob der Patient während der Blutabnahme sitzt oder liegt. 

Schon gewusst? 

Jedes Labor arbeitet mit seinen eigenen Messgeräten und Messverfahren. Deshalb können die Befunde auch je nach Labor unterschiedlich ausfallen. Um die Werte individuell richtig einordnen zu können, sollten auf dem Befundblatt auch immer die Referenzbereiche des jeweiligen Labors angegeben werden. 

Wie verlässlich sind Laborwerte?

Liegt ein einzelner Wert außerhalb des Normalbereichs, zeigt dies nicht zwangsläufig eine Krankheit an. Ärztinnen und Ärzte beurteilen Laborwerte immer im Zusammenhang mit der Krankengeschichte des Patienten, vorliegenden Beschwerden oder anderen diagnostischen Untersuchungen. Fragen Sie deshalb nach, wenn Sie einen Befund nicht verstehen, oder das Ergebnis Sie verunsichert. Abweichende Werte allein müssen noch kein Grund für eine Behandlung sein.
 

Häufige Werte im Überblick

Manche Laborwerte können in unterschiedlichen Einheiten angegeben sein. Wenn man Werte miteinander vergleicht, muss man daher immer sicherstellen, dass die Einheiten übereinstimmen.

Kleines und großes Blutbild: Was sagen sie aus?

Bei einem Blutbild wird geschaut, wie das Blut zusammengesetzt ist. Dabei unterscheidet man das kleine und das große Blutbild. Das kleine Blutbild ist eine der häufigsten Blutuntersuchung. Man erhält damit einen Überblick über die Zellen im Blut: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und der rote Blutfarbstoff Hämoglobin. Die Werte können unter anderem auf eine Entzündung, Blutarmut, Nährstoffmangel oder eine Infektionskrankheit hinweisen.

Beim großen Blutbild werden zusätzlich noch weitere Laborwerte untersucht. Hauptsächlich werden die verschiedenen weißen Blutkörperchen noch einmal differenzierter betrachtet – Experten sprechen auch von einem Differenzialblutbild. Letztendlich ist das große Blutbild eine Kombination aus dem kleinen Blutbild und dem Differentialblutbild. Es wird meist bei einem Verdacht auf akute oder chronische Infektionskrankheiten durchgeführt. Denn Leukozyten sind ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems und schützen den Körper vor Krankheitserregern. Daher können von den Normalwerten abweichende Laborwerte ein Zeichen für Infektionskrankheiten, Entzündungen oder Immunschwächen sein.

Blutzuckerspiegel: Wie viel Zucker darf im Blut sein?

Der Blutzuckerwert gibt Auskunft darüber, wieviel Zucker (Glukose) im Blut eines Menschen vorkommt. Grundsätzlich ist Blutzucker wichtig für die Energieversorgung der Zellen im menschlichen Körper. Er verändert sich im Laufe des Tages und hängt von der Nahrungsaufnahme ab. Das heißt, nach dem Essen steigt der Blutzuckerwert für gewöhnlich an. Bei manchen Erkrankungen aber ist die Regulation des Blutzuckerspiegels gestört. Blutzucker wird häufig untersucht, wenn ein Verdacht auf Diabetes mellitus besteht.

Um den Blutzucker gut zu bestimmen, sind mehrere Werte wichtig:

Der Nüchternblutzucker wird morgens bestimmt, wenn die Patientin oder der Patient mindestens acht Stunden nicht gegessen und keine kalorienhaltigen Getränke zu sich genommen hat. Der Blutzuckerwert (Glukose im Blut) wird entweder in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder in Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben.

  • bis 5,6 mmol/l oder 100mg/dl gilt bei Erwachsenen als normal. 
  • 5,6 bis 6,9 mmol/l oder 100 bis 125 mg/dl weist auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel hin. Manche Ärzte sprechen dann von einer gestörten Nüchtern-Glukose
  • ab 7 mmol/l oder 126 mg/dl spricht für einen Diabetes

Wird der Blutzucker nicht nüchtern, sondern einfach bei Gelegenheit gemessen, spricht man ab einem Wert von 11,1 mmol/l bzw. 200 mg/dl von Diabetes.

Der Hämoglobin-A1c-Wert (HbA1c-Wert) erlaubt Rückschlüsse über den Blutzuckergehalt der letzten sechs bis acht Wochen. Überschüssiger Zucker bindet sich im Blut an den roten Farbstoff Hämoglobin. Je mehr Hämoglobin „verzuckert“ ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Diabetes vorliegt. Der verzuckerte rote Blutfarbstoff dient auch zur Verlaufskontrolle bei der Behandlung eines Diabetes mellitus. Das Testergebnis wird in Prozent angegeben.

  • bis 5,6 Prozent oder 38mmol/mol gilt bei Erwachsenen als normal. 
  • ab 5,7 bis 6,5 Prozent oder ab 39mmol/mol bis 48mmol/mol: Es ist von einem Diabetes auszugehen.
  • über 6,5 Prozent oder 48mmol/mol: Spricht für einen schlecht eingestellten Diabetes und für ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen. 

Bei unklarer Diagnose kann der Arzt zusätzlich einen sogenannten Toleranztest machen. Dabei trinkt die Patientin oder der Patient auf nüchternen Magen eine konzentrierte Zuckerlösung. Nach zwei Stunden wird gemessen, wieviel Zucker noch im Blut ist. Dieser Test zeigt, wie gut der Körper Zucker verarbeiten kann.

  • bis 7,8 mmol/l bzw. 140 mg/dl gilt als normal
  • ab 7,8 bis 11 mmol/l bzw. 140 bis 199 mg/dl weist auf eine Vorstufe von Diabetes und zwar auf die gestörte Glukosetoleranz (IGT) hin
  • ab 11,1 mmol/l bzw. 200 mg/dl ist ein Diabetes wahrscheinlich

Blutfettwerte: Was bedeuten zu hohe Fettwerte im Blut?

Fette im Blut sind für den Körper lebenswichtig. Sind die Blutfette jedoch über einen längeren Zeitraum erhöht, können sie Schaden anrichten. Wichtige Blutfette sind Cholesterin und Triglyzeride. Sie sind Bestandteil wichtiger Abläufe im Körper. Cholesterin beispielsweise ist ein Baustein für Zellwände und an der Bildung von Hormonen wie Testosteron oder Östrogen beteiligt. Es ist im Blut an spezielle Eiweiße – die Lipoproteine – gebunden.

Experten unterscheiden unter anderem zwischen dem High Density Lipoprotein (HDL) und dem Low Density Lipoprotein (LDL). Dabei gilt vor allem das LDL-Cholesterin als gesundheitsschädlich für Herz und Kreislauf, während dem HDL-Cholesterin eher eine schützende Wirkung zugesprochen wird. Eine Blutprobe kann Aufschluss darüber geben, wie viele und welche Blutfette sich in den Gefäßen befinden. Wie viel Cholesterin gesund ist, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Ärztinnen und Ärzte berücksichtigen bei der Beurteilung viele Umstände wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen oder ob eine Person Raucher ist. Besprechen Sie deshalb mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob Ihr Cholesterinwert im „grünen Bereich“ ist. Für gesunde Menschen unter 60 Jahren sind folgende Werte wünschenswert:

  • Gesamt-Cholesterin: weniger als 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder 5,2 Millimol pro Liter (mmol/L)
  • LDL-Cholesterin: weniger als 130 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder 3,4 Millimol pro Liter (mmol/L)
     

Leberwerte: Welche Werte geben Hinweise auf eine Erkrankung?

Die Leber ist an vielen Stoffwechselvorgängen und Entgiftungsprozessen beteiligt. Es gibt eine ganze Reihe an Stoffen, die darüber Auskunft geben können, ob die Leber richtig arbeitet oder nicht. Dazu gehören zum Beispiel das von der Leber gebildete Eiweiß Cholinesterase oder Bilirubin als Abbauprodukt roter Blutkörperchen. Werden bei diesen Stoffen abweichende Werte gemessen, kann das bedeuten, dass die Leber nicht richtig funktioniert. Außerdem befinden sich in Leberzellen bestimmte Eiweiße, die dort für die verschiedenen Stoffwechselvorgänge notwendig sind. Dazu gehören: 

  • Aspartat-Aminotransferase (ASAT), auch Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) genannt 
  • Alanin-Aminotransferase (ALAT), auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) genannt
  • Gamma-Glutamyltransferase (GGT)
  • Alkalische Phosphatase (AP)

Diese Werte steigen in der Regel an, wenn Leberzellen geschädigt sind. Sie können mit einer Blutprobe bestimmt werden.

Entzündungsmarker: Was heißt CRP?

Entzündungsmarker sind Blutwerte, die eine Entzündung im Körper anzeigen können. Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Eiweiß, das in der Leber gebildet wird. Es steigt an, wenn eine Entzündung, etwa infolge einer bakteriellen Infektion, vorliegt. Die Ärztin, der Arzt misst den CRP-Wert in einer Blutprobe, wenn eine Entzündung vermutet wird. Der Wert sollte unter 5 Milligramm pro Liter liegen.

Nieren: Welche Laborwerte sind wichtig?

Im normalen Stoffwechsel entstehen täglich giftige Abbauprodukte, die vom Körper ausgeschieden werden müssen. Dafür sind unter anderem die Nieren zuständig. Nierenwerte werden im Blut oder im Urin bestimmt. Wichtige Nierenwerte sind zum Beispiel das Kreatinin, der Harnstoff oder die Harnsäure. Besteht der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, prüfen Ärztinnen und Ärzte oft den Kreatinin-Wert im Blut. Dieser sollte bei Männern unter 1,1 mg/dl (97 Mikromol/Liter) und bei Frauen unter 0,9 mg/dl (71 Mikromol/Liter) liegen. Da der Kreatininwert aber erst bei fortgeschrittener Nierenerkrankung ansteigt, ist er für die Früherkennung von Nierenerkrankungen nicht geeignet.

Besteht der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, während der Kreatininwert noch normal ist, kann die sogenannte Kreatinin-Clearance ermittelt werden. Diese gibt Auskunft darüber, wie gut die Nieren noch Kreatinin aus dem Blut filtern können. Als normal gelten Werte zwischen 95 und 160 ml/min (für Männer) bzw. zwischen 98 und 156 ml/min (für Frauen).

Zur Früherkennung von Nierenerkrankungen eignen sich Urinproben. Erste Anzeichen können Eiweiße oder Blutzellen im Urin sein.

Schilddrüsenhormone: Was bedeuten die Werte?

Schilddrüsenwerte geben die Konzentration bestimmter Hormone an. Denn in der Schilddrüse werden die Hormone Thyroxin (T4) und Trijod-Thyronin (T3) gebildet. Zusätzlich ist das Hormon Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) wichtig. Es wird zwar nicht direkt in der Schilddrüse, sondern in der Hirnanhangdrüse  produziert, reguliert aber die Freisetzung von T3 und T4 aus der Schilddrüse. Im Blut können die Hormone T3 und T4 an bestimmte Eiweiße gebunden und damit inaktiv sein. Sobald sie sich frei in der Blutbahn befinden, beteiligen sie sich an fast allen Stoffwechselprozessen im Körper. Ein Überschuss oder Mangel an diesen Hormonen äußert sich deshalb in vielfältigen Beschwerden, die unter anderem durch eine Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut abgeklärt werden können.

Herz: Gibt es Laborwerte für den Herzinfarkt?

Bei einem Herzinfarkt sterben sehr schnell viele Herzmuskelzellen ab. Dadurch werden Stoffe, die sich zuvor in den Zellen befunden haben, ins Blut abgegeben. Dazu zählt der rote Muskelfarbstoff Myoglobin, das Enzym Kreatinkinase (CK), die Eiweiße Troponin T und Troponin I sowie das Enzym Aspartat-Amino-Transferase. Bei solchen Tests arbeiten die Labore mit sehr schnellen Rückmeldefristen. Sind diese Werte im Blut erhöht, weist das darauf hin, dass der Herzmuskel beschädigt ist. Das passiert z. B. bei einem Herzinfarkt.

Diagnostik-Verfahren im Überblick

Liegt der Verdacht auf eine Erkrankung nahe, gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden, um sie festzustellen. Die meisten davon führt der Arzt oder die Ärztin durch. Aber auch Zuhause können Sie auf Ihren Körper achten und Signale erkennen.

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.

Hahn JM. Checkliste Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006

Herold G. Innere Medizin 2019. 4. Auflage, Selbstverlag. 2018

Neu A; Kellerer M. Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft Diabetologie und Stoffwechsel. Georg Thieme Verlag, Stuttgart. Oktober 2020

Mach F. et al. 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk. European Heart Journal, Volume 41, Issue 1, Januar 2020

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Informationen dazu, nach welchen Methoden die Stiftung Gesundheitswissen ihre Angebote erstellt, können Sie in unserem Methodenpapier nachlesen.

Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

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Erstellt am: 01.04.2021