Der Rücken macht den Menschen einzigartig unter allen Lebewesen. Denn wir sind die einzige Art, die über lange Strecken aufrecht gehen kann. Lesen Sie auf dieser Seite, wie das möglich ist.
Der Rücken besteht aus der Wirbelsäule und den Rückenmuskeln. Gemeinsam tragen sie unser Körpergewicht und erlauben eine aufrechte Haltung. Dafür muss der Rücken beweglich und gleichzeitig stabil sein.
Wie funktioniert die Wirbelsäule?
Die Wirbelsäule bildet unsere Körpermitte. Sie verbindet verschiedene Teile des Skeletts miteinander und lässt sich anhand der knöchernen Wirbel in verschiedene Abschnitte einteilen:die Halswirbelsäule, die Brustwirbelsäule und die Lendenwirbelsäule sowie das Kreuzbein und das Steißbein. Die Wirbelsäule ermöglicht uns durch ihren besonderen Aufbau und ihre Form den aufrechten Gang. Sie ist doppelt s-förmig gekrümmt, wodurch sie sich wie eine Art Sprungfeder einstauchen lässt und alltägliche Bewegungen abfedern kann.
Elastische Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern wirken als zusätzliche Stoßdämpfer und sorgen für Beweglichkeit. Ähnlich eines prall gefüllten Wasserkissens, gehalten durch einen äußeren, festen Faserring, drücken die gelartig aufgebauten Bandscheiben die einzelnen Wirbel auseinander. Während sie im Laufe des Tages durch Belastung in der Regel Flüssigkeit verlieren, strömt bei Entlastung wieder Flüssigkeit zurück. Dadurch werden die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt.
Die Wirbel haben in ihrem Inneren ein Loch und bilden den Wirbelkanal. In dessen Schutz verläuft das Rückenmark, über das Signale vom Gehirn in den Körper
und zurück geleitet werden. Ihren Halt bekommt die Wirbelsäule durch eine Vielzahl von Bändern und Muskeln. Die Bänder verbinden die Knochen miteinander. Sie ermöglichen im Zusammenspiel mit der Rückenmuskulatur, dass wir uns in alle Richtungen bewegen können.
Die Wirbelsäule des Menschen erstreckt sich vom Hinterkopf bis zum Steißbein. Betrachtet man die Wirbelsäule von vorne, wirkt sie gerade. Von der Seite betrachtet sieht man, dass sie vier Mal gekrümmt ist. Diese Krümmungen federt Stöße ab, wenn wir aufrecht gehen.
Die Wirbelsäule wird in 5 Abschnitte unterteilt. Diese bestehen aus unterschiedlich vielen Wirbeln:
Bei den meisten Menschen besteht die Wirbelsäule aus 33 einzelnen Wirbeln, die Anzahl kann allerdings von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.
In Hals, Brust und Lende sind die Wirbel sehr ähnlich aufgebaut. Die Wirbel der Halswirbelsäule sind kleiner als die von Brust- und Lendenwirbelsäule, da sie am wenigsten Gewicht tragen müssen.
Ein Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper und einem Wirbelbogen. Der Wirbelbogen hat fünf knöcherne Dornen, die Wirbelbogen-Fortsätze. Die Fortsätze dienen als Befestigung für Muskeln und Bänder.
Zwischen dem Wirbelkörper und dem Wirbelbogen befindet sich das Wirbelloch. Zusammen bilden alle Wirbellöcher den Wirbelkanal, durch den das Rückenmark verläuft.
Anders als die Hals-, Brust- und Lendenwirbel sind die fünf Wirbel des Kreuzbeins miteinander verschmolzen. Das Steißbein besteht nur aus 3 bis 5 kümmerlich ausgeprägten Wirbeln.
Zwischen zwei Wirbelkörpern liegt jeweils eine Bandscheibe. Sie besteht aus einem Faserring und einem weichen, fast flüssigen Kern. Die Bandscheiben funktionieren wie Stoßdämpfer für die Wirbel, z. B. wenn wir den Rumpf seitlich drehen oder uns bücken. Die Bandscheiben sorgen dafür, dass solche Belastungen gleichmäßig auf die beteiligten Wirbel verteilt werden. Dadurch verhindern sie, dass die Wirbelsäule sich ungleichmäßig abnutzt. Bandscheiben begrenzen auch die Bewegungen der Wirbelsäule und verhindern das Verschieben von Wirbeln gegeneinander.
Eine gewisse Abnutzung der Bandscheiben ist mit zunehmendem Alter normal. Wie stark Bandscheiben im Laufe des Lebens geschädigt werden, hängt auch davon ab, inwiefern sie bisher Fehlbelastungen ausgesetzt waren. Generell lässt sich aber sagen, dass der Rücken sich nicht abnutzt, wenn man ihn im Alltag häufig beansprucht. Bewegung und mäßige Belastung machen den Rücken stärker.
Wenn wir stehen oder sitzen lastet Druck auf den Bandscheiben. Dieser Druck presst Flüssigkeit aus den Bandscheiben heraus. Dadurch werden die Bandscheiben kleiner und auch wir schrumpfen: abends sind wir bis zu 2,5 Zentimeter kleiner als morgens. Wenn wir nachts schlafen, füllen sich die Bandscheiben wieder mit Wasser auf.
Wenn es im unteren Rücken plötzlich schmerzt, denkt so mancher an einen Bandscheibenvorfall. Tatsächlich werden aber nur bei etwa 4 von 100 Rückenschmerzpatienten Bandscheibenvorfälle als Ursache der Beschwerden ausgemacht.
Die Rückenmuskulatur besteht aus tiefliegenden und oberflächlichen Muskeln. Die tiefliegenden Muskeln verbinden die einzelnen Teile der Wirbelsäule miteinander. Sie ermöglichen es uns, die Wirbelsäule in verschiedene Richtungen zu drehen. Gleichzeitig halten sie die Wirbelsäule stabil.
Die Muskulatur ist sehr kräftig und auf Ausdauerleistung ausgelegt. Dadurch kann eine aufrechte Körperhaltung über lange Zeit gehalten werden. Die oberflächlichen Muskeln unterstützen die Arbeit der tieferliegenden Muskeln.
Die Wirbelsäule ist aus Bewegungseinheiten aufgebaut. Eine Bewegungseinheit besteht aus zwei benachbarten Wirbeln, einer Bandscheibe und allen Muskeln und Bändern, die damit verbunden sind. Die Bewegungseinheiten ermöglichen es, den Rücken nach vorne, hinten und zu Seite zu beugen. Außerdem lässt sich der Rumpf drehen. Dabei spielen die verschiedenen Muskeln im Rücken zusammen.
In der Halswirbelsäule gibt es auch zwei echte Gelenke. Diese sorgen dafür, dass wir mit dem Kopf nicken können. Auch kreisförmige Bewegungen sind möglich. In der Halswirbelsäule sind wir auch am beweglichsten. Nach unten hin nimmt die Beweglichkeit ab.
Stabilität bekommt die Wirbelsäule durch viele Bänder, die die Wirbel miteinander verbinden. Die Bänder verhindern, dass die Wirbelsäule zu stark nach vorne oder nach hinten gebogen wird, oder das einzelne Wirbelkörper sich gegeneinander verschieben. Auch Muskeln geben dem Rücken Stabilität. Neben der Rückenmuskulatur spielen dabei auch die Bauchmuskeln eine wichtige Rolle.
"Sitz gerade!" - wer hat diese Ermahnung nicht schon einmal gehört? Tatsächlich bekommt man von einer krummen Sitzhaltung aber keine Rückenschmerzen. Selbst beim Heben macht es nach neuen Erkenntnissen keinen Unterschied, ob man mit geradem oder gekrümmten Rücken Lasten trägt.
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Erstellt am: 11.07.2023