Was ist eine Entzündung?

Berlin 29. Juni 2021 - Eine Entzündung hatte wohl jeder schon einmal: Von der Haut, über die Lunge, Ohren, Hals oder Blase kann so gut wie jedes Organ betroffen sein. Aber wie kommt es überhaupt zu einer Entzündung und was passiert dabei im Körper? 

Am besten kann man eine Entzündung bei einer Wunde beobachten, zum Beispiel, wenn man sich in den Finger geschnitten hat: Die betroffene Stelle wird rot, schwillt an und schmerzt. Mit einer Entzündung reagiert unser Immunsystem auf Verletzungen oder Krankheitskeime, die in den Körper eindringen. Die Entzündungsreaktion soll dem Körper helfen, die Gefahr einzugrenzen, abzuwehren und anschließend den Schaden zu beseitigen.

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Was ist eine Entzündung?

Eine Entzündung ist eine Schutzreaktion auf einen Reiz wie zum Beispiel eine Verletzung. Entzündungen enden oft mit der Bezeichnung -itis, wie Konjunktivitis, also eine Bindehautentzündung, oder Bronchitis, eine Entzündung der Bronchen.

Für eine Entzündung gibt es verschiedene Auslöser, zum Beispiel Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze, Wärme oder Kälte und Chemikalien oder Strahlung. Aber auch Schürfwunden oder Fremdkörper können eine Entzündung auslösen.

Verschiedene Anzeichen können auf eine Entzündung hinweisen. Dazu zählen gerötete Haut, Schwellung, Wärme, Schmerzen und eine gestörte Funktion. Allerdings müssen nicht alle Anzeichen auftreten.

Bei einer Entzündung werden verschiedene Abwehrstoffe freigesetzt. Diese sorgen unter anderem dafür, dass sich die Blutgefäße im Gewebe weiten und mehr Blut zu der entzündeten Stelle gelangt und so auch mehr Flüssigkeit. Deshalb wird die Wunde warm und rot und schwillt an. Die Abwehrzellen im Blut unterstützen die Heilung. Außerdem werden Schmerzsignale an das Gehirn geschickt, damit die entzündete Stelle geschont wird.

Eine Entzündung ist jedoch nicht immer nützlich. Manchmal richtet sich das Abwehrsystem fälschlicherweise gegen körpereigene Zellen und es kommt zu einer chronischen, also andauernden Entzündung. Dazu gehört beispielsweise eine rheumatische Arthritis, also eine Entzündung der Gelenke.

In den meisten Fällen ist eine Entzündung aber nicht schädlich, sondern einfach eine Schutzfunktion unseres Körpers.

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Wie äußert sich eine Entzündung?

Es gibt fünf Hauptanzeichen einer Entzündung: 

  • Rötung: Die entzündete Stelle ist gerötet.
  • Wärme: Die entzündete Stelle ist wärmer als der Rest des Körpers.
  • Schwellung: Die entzündete Stelle schwillt an.
  • Schmerz: Die entzündete Stelle schmerzt, evtl. auch nur bei Berührung.
  • Der betroffene Körperteil funktioniert nicht mehr richtig.

Diese Anzeichen können je nach Art der Entzündung unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei manchen Entzündungen bemerkt man vor allem die Schwellung, weil viel Blutflüssigkeit in das betroffene Gewebe eintritt. So können sich zum Beispiel nach einem Insektenstich Quaddeln an der Einstichstelle bilden. Entzündungen können auch Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Beispielsweise bewirken bestimmte Botenstoffe, dass man bei einer Erkältung Fieber hat und sich abgeschlagen fühlt.

Eiter, Abszess oder Furunkel – was ist was?

Eiter ist eine gelbliche Flüssigkeit, die aus abgestorbenen Zellen, Bakterien und Abwehrzellen besteht. Er entsteht, wenn bestimmte Bakterien die Entzündung verursachen – z. B. Staphylokokken- oder Streptokokken-Bakterien. Bei der Entzündung kann sich eine Art Hohlraum im Gewebe bilden, in dem sich Eiter ansammelt: Ein Abszess entsteht. Die Ärztin, der Arzt öffnet Abszesse unter hygienischen Bedingungen und entleert sie. Ein Furunkel ist ein Abszess, der sich an einem entzündeten Haarbalg bildet.

Was passiert bei einer Entzündung?

Bei einer Entzündung passieren viele Dinge gleichzeitig im Körper. Die genauen Vorgänge sind davon abhängig, welches Körperteil betroffen ist und was der Auslöser war. So wählt der Körper jeweils die Bausteine für die Schutzreaktion aus, die den Auslöser am besten beseitigen. Die grundlegenden Vorgänge sind aber bei allen Entzündungen gleich:

Für eine Entzündung gibt es verschiedene Auslöser. Dazu gehören:

  • Bakterien, Pilze oder Viren
  • Fremdkörper, wie Splitter oder eingeatmete Stoffe, etwa Asbest oder Pollen
  • Wunden, wie Kratzer oder Schnitte
  • chemische oder physikalische Auslöser, wie Säure, UV-Strahlung, Hitze oder Kälte
  • innere Ursachen, wie zum Beispiel zu viel Harnsäure bei Gicht, Fettablagerungen in den Blutgefäßen oder Autoimmunerkrankungen.

Teile des Abwehrsystems sind dafür zuständig, die verschiedenen Auslöser zu erkennen. Begegnen sie einem Auslöser, geben sie bestimmte Botenstoffe ab, die das Immunsystem aktivieren.

Die Botenstoffe des Immunsystems wirken auf verschiedene Körperzellen und Organe. Sie steuern die weiterführende Abwehrreaktion. Zum Beispiel bewirken Botenstoffe wie Histamin, dass die Blutgefäße sich weiten und durchlässiger für Abwehrzellen werden. So kommt mehr Blut an der betroffenen Stelle an. Dadurch wird sie röter und auch wärmer. Blutflüssigkeit und die Abwehrzellen können so aus den feinen Blutgefäßen direkt in das Gewebe zum Ort der Entzündung „einwandern“. Es kommt zu einer Schwellung des betroffenen Gewebes. Außerdem bewirken die Botenstoffe, dass die betroffene Stelle schmerzt oder schmerzempfindlicher wird.

In einer komplexen Abwehrreaktion beseitigt das Immunsystem den Auslöser. Im Falle einer Infektion z. B. mit Bakterien versuchen Abwehrzellen, die Bakterien zu vernichten. Die Abwehrzellen sorgen auch dafür, dass die von den Auslösern geschädigte Körperzellen entfernt und Heilungsprozesse ausgelöst werden.

Entzündungen können auf eine bestimmte Körperstelle begrenzt sein. Dann spricht man von einer lokalen Entzündungsreaktion. Es können aber auch mehrere Gewebe oder sogar der gesamte Körper von einer Entzündung betroffen sein. Ob und wie weit sich eine Entzündung ausbreitet, hängt vom Auslöser und dem Immunsystem des Körpers ab.

Wann hört eine Entzündung auf?

Normalerweise hört eine Entzündung dann auf, wenn der Auslöser beseitigt und das verletzte Gewebe wieder repariert ist. Das Abklingen einer Entzündung erfolgt dabei nicht abrupt, sondern ist ebenfalls vom Körper gut organisiert und gesteuert. Eine Entzündung kann vollständig ausheilen. 

Bei einer großen Verletzung oder einer sehr starken Entzündung kann es manchmal dazu kommen, dass viel Gewebe zerstört wird. Unter Umständen kann dieses Gewebe bei der Heilung nicht repariert werden: Stattdessen wird aus Bindegewebe eine Narbe gebildet. Die ursprüngliche Funktion des Organs geht an der vernarbten Stelle verloren. Bei übermäßiger Narbenbildung kann das problematisch sein. Bei einer Lungenfibrose zum Beispiel vernarbt das Lungengewebe. In der Folge bekommen die Betroffenen immer schlechter Luft.

Was passiert, wenn der Auslöser nicht beseitigt werden kann?

Schafft der Körper es nicht, die Erreger einer Entzündung zu bekämpfen, können sich daraus Schwierigkeiten ergeben – etwa, wenn Bakterien von der entzündeten Stelle aus in die Blutbahn gelangen. Dadurch kann es zu einer Sepsis kommen. Das Abwehrsystem reagiert dabei sehr stark auf die Erreger im Blut. Diese starke Abwehrreaktion kann Organe im ganzen Körper schädigen. Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung.

Gut zu wissen

Krankheiten, bei denen es zu einer Entzündung kommt, enden in der Regel auf „itis“. Dabei wird an die Bezeichnung des Ortes der Entzündung die aus dem Griechischen stammenden Endung -itis angefügt, wie z. B. bei Bronchitis – einer Entzündung der Bronchien (untere Atemwege), Otitis media – einer Mittelohrentzündung oder Konjunktivitis – Entzündung der Bindehaut (Konjunktiva).

Entzündung: Freund oder Feind?

Eine Entzündung ist zunächst einmal eine natürliche Schutzreaktion gegen einen schädlichen Auslöser. Schafft der Körper es aber nicht, die Ursache der Entzündung zu beseitigen, entwickelt sich mitunter eine anhaltende (chronische) Entzündung. Das passiert zum Beispiel bei Fremdkörpern, die der Körper nicht abbauen kann, oder dauerhaften Gewebsschädigungen, die nicht repariert werden können. Ein Beispiel für eine anhaltende Entzündung ist die Parodontitis. Hierbei verursachen Bakterien im Zahnbelag eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates. 

Eine schädliche chronische Entzündung kann auch auftreten, wenn das Immunsystem sich gegen den eigenen Körper richtet. Erkennt das Immunsystem die körpereigenen Bestandteile fälschlicherweise als fremd und versucht sie loszuwerden, so spricht man von Autoimmunerkrankungen. Ein Beispiel hierfür ist rheumatoide Arthritis (Rheuma).

Quellen und Hinweise

Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung

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Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.

Dieser Text wurde ursprünglich am 28.06.2021 erstellt und wird regelmäßig überprüft.

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