Berlin, 26. Juni 2023 – Wie wichtig Beweglichkeit ist, merken wir oft erst, wenn sie uns im Alltag fehlt: Ob es nun darum geht, sich die Schuhe zuzubinden oder Reißverschlüsse am Rücken zu öffnen – wenn man flexibel ist, gelingen solche Aufgaben leichter. Dehnübungen sollen helfen, die Beweglichkeit zu verbessern. Lesen Sie hier, wie Sie am besten mit dem Dehnen anfangen, und probieren Sie unsere Übungen aus.
Dehnen kennen viele als Aufwärmübung vor dem Sport. Tatsächlich scheint das Dehnen aber nur bedingt Einfluss auf die sportliche Leistung zu haben. Wer sich regelmäßig dehnt, hält seinen Körper aber flexibel und beweglich. Davon profitieren auch Menschen, die sich weniger sportlich betätigen.
Kinder sind oftmals noch sehr beweglich. Mit zunehmendem Lebensalter geht diese Flexibilität aber verloren: Zwischen dem 5. und dem 88. Lebensjahr verliert ein Mensch etwa die Hälfte seiner Beweglichkeit. Besonders groß sind die Einbußen im Jugendalter und ab dem 61. Lebensjahr.
Im Alltag nehmen wir den Verlust nicht unbedingt sofort wahr. Gerade Menschen, die im Beruf viel sitzen, nutzen ihre Beweglichkeit meist nicht im vollen Umfang aus. Erst wenn die Unbeweglichkeit uns einschränkt, werden wir uns ihrer bewusst, z. B. wenn es schwieriger wird, in eine Badewanne zu steigen. Eingeschränkte Beweglichkeit kann auch zu Gelenk- und Haltungsschäden führen.
Warum sind Dehnübungen wichtig für den Körper?
Im Alter kann die Beweglichkeit nachlassen. Die kleinsten Aufgaben im Alltag können dadurch schwerer fallen und man benötigt Hilfe.
Aber wie stünde es mit der Beweglichkeit im Alter, wenn man in seinem Leben regelmäßig Dehnübungen machen würde?
Regelmäßiges Dehnen soll Muskeln und Bindegewebe elastisch und geschmeidig halten und dadurch die Beweglichkeit in den Gelenken verbessern.
Es gibt verschiedene Arten, wie man den Übungen ausführen kann. Bei sogenannten statischen Dehnübungen z. B. nimmt man eine Position ein,
bis man ein Ziehen im Muskel spürt und hält diese Position. Dabei entsteht eine Spannung im Muskel, die auch auf die verschiedenen Arten von Bindegewebe um die Muskeln herum wirkt.
Dazu zählen Sehnen, Bänder, Faszien und Gelenkkapseln. Nach einer bestimmten Zeit löst man die Dehn-Position langsam wieder auf.
Neben der statischen gibt es noch weitere Dehn-Methoden. Zum Beispiel kann man sich auch dynamisch dehnen. Dabei macht man vorsichtig schwingende bzw. federnde Bewegungen.
Wie weit man welchen Teil des Körpers dehnen kann, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Wenn eine Übung Schmerzen verursacht, ist das ein Warnsignal, auf das man hören sollte.
Denn es schützt uns davor, uns zu überdehnen. Typische Sportarten, die Dehnübungen enthalten, sind zum Beispiel Gymnastik, Stretching oder Yoga.
Egal ob zu Hause, im Fitnessstudio oder im Freien: Regelmäßig angewendet, können Dehn-Übungen dazu beitragen, dass man beweglich und dadurch selbstständig im Alltag bleibt.
Mehr Informationen und Beispielübungen für den Alltag finden Sie auf dem Gesundheitsportal der Stiftung Gesundheitswissen.
Wissen ist gesund.
Dehnübungen wirken auf verschiedene Gewebe um die Gelenke herum. Dazu gehören Muskeln, Sehnen und das Bindegewebe, das die Muskeln umhüllt. Die Dehnung sorgt dafür, dass diese Gewebe elastischer werden. Dadurch lässt sich die Beweglichkeit bis ins hohe Alter erhalten oder wiederherstellen.
Es gibt unterschiedliche Empfehlungen dazu, wie häufig man sich dehnen sollte. Um die eigene Beweglichkeit spürbar zu verbessern, sollten es schon zwei Übungseinheiten pro Woche sein.
Manche Bewegungsexpertinnen und -experten raten sogar dazu, sich täglich zu dehnen. Das kann z. B. ein fünf- bis zehnminütiges Stretching am Morgen oder vor dem Schlafengehen sein.
Körperstellen, die im Alltag stark belastet werden, profitieren von Dehnübungen am stärksten. Bei den meisten Menschen sind das die folgenden Bereiche:
Wir haben ein paar Übungen zusammengestellt, die Sie ganz einfach in der Mittagspause, nach Feierabend problemlos auch zwischendurch einbauen können.
Bevor Sie mit dem Dehnen anfangen, sollten Sie sich kurz aufwärmen. Dafür können Sie z. B. für fünf Minuten locker auf der Stelle joggen oder zügig marschieren.
Für Anfänger sind statische Dehnübungen gut geeignet. Dabei bringt man den Körper in eine bestimmte Position und hält diese für zehn bis fünfzehn Sekunden. Verharren Sie ruhig in der Position, ohne zu wippen oder zu federn. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig.
Sie sollten ein leichtes Ziehen im Muskel spüren, aber niemals Schmerzen. Zwingen Sie sich nicht in eine Position, die Sie nicht halten können, und ziehen Sie nicht übermäßig an Gliedmaßen. Wenn Sie noch nicht beweglich genug für die Übung sind, versuchen Sie zunächst eine leichtere Variante.
Dehnen eignet sich für Menschen jedes Alters. Bei Schmerzen oder Verletzungen sollten Sie zunächst mit einem Arzt, einer Ärztin sprechen, ob Dehnübungen für Sie sinnvoll sind. In folgenden Fällen sollten Sie sich nicht dehnen:
Es gibt verschiedene Formen des Dehnens. Für Anfänger ist das statische Dehnen am besten geeignet. Andere Formen sollten nur nach professioneller Anleitung ausgeführt werden.
Dies ist die einfachste Form des Dehnens: Sie begeben sich in eine bestimmte Position und halten diese für eine kurze Zeit. Sie dürfen sich in der Position entspannen: tief ein- und ausatmen.
Diese Art des Dehnens eignet sich besonders für Sportlerinnen und Sportler: Man begibt sich in die Dehnstellung und versucht, durch kleine federnde Bewegungen die Dehnung stückweise zu erweitern.
Diese Methode wird vor allem im Sport und in der Rehabilitation eingesetzt. Dabei spannen Sie die Muskulatur, die gedehnt werden soll, für wenige Sekunden an. Dann entspannen Sie den Muskel wieder und nehmen die Dehnstellung ein.
Muskeln arbeiten immer paarweise als Gegenspieler: Wenn ein Muskel angespannt wird, entspannt sich der andere. Bei dieser Methode nimmt man eine Dehnstellung ein. Gleichzeitig spannt man den Gegenspieler des gedehnten Muskels an.
In einer anderen Variante wird der Muskel, der gedehnt werden soll, erst angespannt, bevor man die Dehnstellung einnimmt.
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Erstellt vom Team Stiftung Gesundheitswissen.
Dieser Text wurde ursprünglich am 17.05.2023 erstellt und wird regelmäßig überprüft.
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