Medikamente sollen helfen, Krankheiten zu heilen oder einzudämmen. Trotzdem nehmen viele Menschen ihre Arzneimittel nicht wie mit dem Arzt, der Ärztin vereinbart ein – manchmal aus Vergesslichkeit, manchmal ganz bewusst. Lesen Sie hier, warum es wichtig ist, Medikamente regelmäßig einzunehmen, und was Sie tun können, wenn Ihnen die Einnahme schwerfällt.
Wer regelmäßig ein oder mehrere Medikamente einnehmen muss, kann die Tabletten, Spritzen oder Tropfen schon mal vergessen. Ein einmaliges Versäumnis ist in der Regel nicht weiter schlimm. Wenn Sie Ihre Medikamente aber häufiger vergessen, vielleicht sogar ganz bewusst weglassen oder nicht wie abgesprochen einnehmen, kann dies Ihrer Gesundheit schaden. Denn Arzneimittel, die nicht wie verordnet eingenommen werden, können nicht ausreichend wirken, um eine Erkrankung zu heilen oder die Krankheit einzudämmen.
Das Vergessen oder Weglassen von Medikamenten ist ein verbreitetes Problem. Meist betrifft es gerade Menschen, die aufgrund einer chronischen Erkrankung regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzte im Jahr 2003, dass nur die Hälfte aller Menschen mit chronischen Erkrankungen ihre Behandlung wie verschrieben einhält. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Einige brechen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab. Andere glauben nicht an die Wirksamkeit des Medikaments oder unterschätzen die Schwere ihrer Erkrankung. Manche sind auch einfach therapiemüde. Die betrifft vor allem Menschen, die schon seit langer Zeit krank sind.
Gegen viele Erkrankungen gibt es sehr wirksame und sichere Medikamente. Bei den meisten reicht es nicht, sie einmal einzunehmen. Menschen mit chronischen Krankheiten sind nicht selten ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen, damit ihre Erkrankung nicht schlimmer wird. Wirkstoffe halten sich nur für begrenzte Zeit im Körper auf. Nach einer gewissen Zeit werden sie wieder abgebaut und verlieren damit ihre Wirkung.
Wenn man Medikamente gelegentlich oder dauerhaft weglässt, kann die Erkrankung schlimmer werden. Beschwerden, die durch die Medikamente vielleicht verschwunden sind, können dann wieder auftreten. Aber nicht immer löst das Weglassen der Medikamente sofort Beschwerden aus. Ein gutes Beispiel dafür ist Bluthochdruck. Er verursacht im Alltag meist keine Beschwerden. Lässt man die Blutdruck-Tabletten weg, fällt das vielleicht zunächst gar nicht auf. Aber es ist möglich, dass die Konsequenzen sich Monate oder Jahre später in Folgeerkrankungen zeigen – beim Bluthochdruck etwa in einem Herzinfarkt.
Manche Menschen verheimlichen vor ihrem Arzt, ihrer Ärztin, wenn sie Medikamente nicht wie abgesprochen eingenommen haben. Damit tun sie sich allerdings keinen Gefallen. Ein Beispiel dafür: Die Ärztin misst einen hohen Blutdruckwert. Der Patient schwört, seine Tabletten immer gewissenhaft eingenommen zu haben. Die Ärztin muss also davon ausgehen, dass die Tabletten nicht geholfen haben, und ordnet weitere Untersuchungen sowie eine stärkere Behandlung an. Beides wäre wahrscheinlich nicht nötig, wenn der Patient die Medikamente wirklich eingenommen hätte. Besser: Sagen Sie Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin, dass sie die vereinbarte Behandlung nicht eingehalten haben. Vielleicht finden Sie ja gemeinsam eine Lösung.
Je nachdem, wo das Problem bei der Medikamenten-Einnahme liegt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Behandlung besser einzuhalten.
Wenn es Ihnen schwerfällt, an die Medikamenten-Einnahme zu denken, können Sie sich kleine Gedächtnisstützen bauen, etwa kleine Hilfen wie Aufkleber am Kühlschrank oder Erinnerungen per Wecker. Oder Sie bauen die Medikamente in Ihre tägliche Routine ein: Legen Sie die Verpackung z. B. neben den Zahnputzbecher, sodass Sie jeden Morgen beim Zähneputzen an die Einnahme erinnert werden. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Apps, die Sie bei der korrekten Medikamenteneinnahme unterstützen. Auch Angehörige könnten Sie daran erinnern.
Manchmal sind Nebenwirkungen der Grund dafür, dass man ein Medikament nicht mehr einnehmen möchte. Bevor Sie es selbstständig absetzen, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin suchen. Vielleicht können Sie zu einem anderen Medikament wechseln oder eine andere Dosis versuchen. Ist dies nicht möglich, gibt es möglicherweise eine Behandlung für die Nebenwirkungen. Wichtig ist auch, dass der Arzt feststellt, ob es sich tatsächlich um eine Nebenwirkung des Medikaments handelt oder ob vielleicht eine andere Erkrankung dahintersteckt.
Sie haben Zweifel, ob Sie ein Medikament wirklich brauchen? Nicht immer nehmen Ärzte und Ärztinnen sich ausreichend Zeit, um die Wirkung eines Medikaments zu erklären. Vielleicht haben Sie auch nicht richtig verstanden, wie und warum Sie das Medikament eigentlich einnehmen sollen. Es ist völlig in Ordnung, in diesem Fall noch einmal nachzufragen. Ihr Arzt kann Ihnen erklären, was das Medikament bewirkt und welchen Nutzen Sie von der Einnahme haben. Wenn Sie Zweifel an der Wirksamkeit hegen, führen Sie doch einmal ein Tagebuch, in dem Sie Untersuchungs-Ergebnisse vom Arzttermin und ihre Beschwerden festhalten. So bekommen Sie einen besseren Überblick darüber, wie sich Ihre Gesundheit durch die Behandlung entwickelt.
Zu viele Medikamente? Einnahme zu kompliziert? Wenn man eine Behandlung langfristig oder lebenslang befolgen soll, sollte sie möglichst einfach umzusetzen sein und gut in den Alltag passen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich Therapien leichter gestalten lassen. Um die Anzahl der Medikamente zu verringern, gibt es für manche Erkrankungen sogenannte Kombinations-Präparate. Diese beinhalten mehrere Wirkstoffe z.B. in einer Tablette. Allerdings können sie auch Nachteile haben und kommen nicht für jeden Betroffenen in Frage. Außerdem gibt es für manche Erkrankungen Medikamente mit extra langer Wirkungsdauer, die man nicht so häufig einnehmen muss. Fragen Sie Ihren Arzt, Ihre Ärztin, ob es Möglichkeiten gibt, die Behandlung einfacher zu gestalten. Wenn Sie sehr viele Medikamente gegen verschiedene Erkrankungen benötigen, können Sie vielleicht auch mit dem Arzt vereinbaren, einige davon abzusetzen. Dies ist jedoch nicht immer möglich. In keinem Fall ist es also sinnvoll, eigenständig Medikamente wegzulassen.
Wer viele Medikamente einnehmen muss, kann schon einmal den Überblick verlieren. Damit bei der Behandlung nichts schiefläuft, hilft ein Medikationsplan. Darin werden alle Medikamente und wichtige Informationen zur Anwendung aufgeschrieben.
Medikamente sind oftmals ein wichtiger Teil einer erfolgreichen Therapie. Darüber hinaus können Ärzte und Ärztinnen noch weitere Maßnahmen empfehlen, um eine Erkrankung zu behandeln. Dazu gehören: regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Termine beim Physiotherapeuten oder Änderungen der Lebensgewohnheiten, z. B. eine Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung. Falls Ihr Arzt, Ihre Ärztin solche Maßnahmen empfiehlt, versuchen Sie, auch diese umzusetzen, so gut es Ihnen möglich ist.
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Erstellt am: 01.08.2022