Es gibt verschiedene Anzeichen dafür, dass man von einem Schlafmittel abhängig ist. Wer diese Anzeichen bei sich feststellt, sollte sich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden. Sie können untersuchen, ob eine Abhängigkeit besteht oder sich gerade entwickelt.
Woran erkenne ich Schlafmittel-Abhängigkeit?
Schlafmittel-Abhängigkeit ist eine späte Nebenwirkung im Verlauf der Langzeiteinnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Schon in früheren Phasen treten Veränderungen auf, zum Beispiel zu Beginn wird man wieder unruhiger, es gibt wieder Schlafstörungen, man wird reizempfindlicher, das heißt, das Licht ist schnell grell und blendend, Geräusche sind unangenehm, es gibt körperliche Missempfindungen.
In einer späteren Phase, wenn man schon etwas höhere Dosierungen nimmt, kommt das sogenannte Apathie-Syndrom zum Vorschein, das heißt, man stumpft emotional ab, man hat nicht mehr die körperliche Energie, Konzentration und Merkfähigkeit werden schlechter. Das wird grade bei älteren Menschen dann auch mit Alterserscheinungen verwechselt. Und erst dann, wenn eine weitere Dosissteigerung erfolgt, dann tritt die Abhängigkeit hervor.
Die Abhängigkeit ist dann gezeichnet davon, dass man versucht, einen Vorrat der Tabletten zu haben, dass man nicht mehr ohne die Tabletten aus dem Haus geht, dass man mehrere Ärzte hat, die einem das verschreiben oder weitere Quellen auftut, sich zum Beispiel über Dritte das verschreiben lässt, dass die Gedanken darum kreisen. Ich beschäftige mich vielmehr als mit einem normalen Medikament damit, ob ich das habe, und ob ich auch noch genug davon habe.
An wen kann ich mich wenden?
Bei Medikamenten, die ärztlich verschrieben werden, ist natürlich der verschreibende Arzt oder Ärztin erster Ansprechpartner. Aber insbesondere bei apothekenpflichtigen Präparaten sind die Apotheken die, die beraten können zu dem Thema. Aber auch Suchtberatungsstellen kennen sich gut aus im Thema Medikamente, Abhängigkeit und wie und wo man die beste Hilfe bekommt.
Es gibt bestimmte Warnzeichen für eine Schlafmittel-Abhängigkeit: Einige Beispiele für solche Warnzeichen sind:
Wer schon länger Schlafmittel einnimmt, sollte sich selbst einige Fragen stellen. Die Antworten können ebenfalls Hinweise darauf geben, ob eine Abhängigkeit vorliegt. Die Fragen wurden von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zusammengestellt.
Wird eine der Fragen mit „Ja“ beantwortet, kann dies ein Hinweis auf Schlafmittel-Abhängigkeit sein. Wenn Sie befürchten, abhängig zu sein, oder sich nicht sicher sind, ist Ihr Hausarzt, Ihre Hausärztin eine gute Anlaufstelle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schlafmittel-Abhängigkeit zu behandeln. Wichtig ist, dass man in solchen Fällen das Medikament nicht selbstständig absetzt oder die Dosis verändert.
Wenn Sie sich fragen, ob bei Ihnen vielleicht eine Schlafmittel-Abhängigkeit vorliegt, sprechen Sie eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens darauf an. Eine Abhängigkeit ist eine Erkrankung, die sich behandeln lässt. Auch Apotheken oder Sucht-Beratungsstellen können erste Ansprechpartner sein.
Besteht der Verdacht auf Schlafmittel-Abhängigkeit, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie ausführlich befragen. Dazu gehören Fragen zum Medikament, wie Sie es eingenommen haben und ob bei der Einnahme Probleme aufgetreten sind. Möglicherweise wird Ihre Ärztin, Ihr Arzt Ihnen folgende oder ähnliche Fragen stellen:
Außerdem wird Ihre Ärztin, Ihr Arzt möglicherweise eine Blutuntersuchung vornehmen, um festzustellen, wie viel von den Wirkstoffen sich in Ihrem Körper befinden. Manche Ärzte setzen auch bestimmte Fragebögen ein, um Schlafmittel-Abhängigkeit festzustellen.
Unsere Gesundheitsinformationen können eine gesundheitsbezogene Entscheidung unterstützen. Sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin und dienen nicht der Selbstdiagnostik oder Behandlung.
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Erstellt am: 14.11.2022