Schlafmittel-Abhängigkeit ist eine Erkrankung, die sich behandeln lässt. In der Behandlung macht man einen Entzug vom Schlafmittel. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Patientinnen und Patienten durch den Entzug zu begleiten, etwa Motivationsgespräche, Medikamente und psychologische Unterstützung. Lesen Sie auf dieser Seite mehr darüber.
Die Behandlung einer Schlafmittel-Abhängigkeit kann verschiedene Ziele haben. Das wichtigste Ziel ist es, die Einnahme des Schlafmittels zu beenden. Ist das nicht möglich, kann man zumindest erreichen, dass weniger Schlafmittel eingenommen wird. So können Nebenwirkungen des Schlafmittels gelindert werden. Eventuell kann man einige Zeit später noch einmal versuchen, das Mittel abzusetzen. Eine Alternative zum Absetzen wäre es, die Patientin, den Patienten auf ein weniger schädliches Medikament umzustellen. Manche Menschen mit Schlafmittel-Abhängigkeit entscheiden sich auch gegen eine Behandlung.
Schlafmittel-Abhängigkeit behandeln
Das Ziel einer Entwöhnung oder Entzugsbehandlung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln ist immer, dass danach eine zufriedenstellende Schlafqualität da ist, idealerweise ohne Medikamente oder mit Medikamenten, die nicht abhängig machen und die man langfristig einsetzen kann.
Zunächst steht natürlich die Aufklärung über die Folgen des Langzeit-Gebrauchs im Vordergrund, also quasi die Motivation, überhaupt etwas zu verändern. Im zweiten Schritt geht es darum, dass man schrittweise den Entzug macht, immer in ärztlicher Begleitung und Kontrolle. Und im dritten Schritt geht es darum, zu gucken: Welche Strategien kann man anwenden, damit keine Rückfälligkeit auftritt.
Der Entzug von Schlaf- und auch Beruhigungsmitteln funktioniert in der Regel sehr gut. Das kann man ambulant machen. Und die allermeisten Patientinnen und Patienten schaffen das, wenn man das fachlich richtig begleitet, auch problemlos. Und die Rückfallquote ist im Kontext von Suchterkrankungen die niedrigste von allen Suchterkrankungen.
Schlafmittel-Abhängigkeit behandelt grundsätzlich der Hausarzt, die Hausärztin. Wenn dies nicht zum Erfolg führt oder sehr viel Schlafmittel eingenommen wurde, kann die Behandlung auch im Krankenhaus erfolgen. Auch wenn andere schwere Erkrankungen vorliegen oder starke Entzugserscheinungen zu erwarten sind, spricht dies für eine Behandlung im Krankenhaus.
Die Behandlung einer Schlafmittel-Abhängigkeit wird in drei Phasen eingeteilt:
Am Anfang geht es darum, Gründe für die Behandlung zu sammeln. Betroffene werden zum Beispiel über die Abhängigkeitserkrankung sowie über die Medikamente und ihre Risiken informiert. Außerdem werden die Behandlungs-Möglichkeiten erklärt.
Im zweiten Schritt beginnt man, das Schlafmittel langsam abzusetzen. Dafür wird die Dosis, die man bisher eingenommen hat, in kleinen Schritten verringert. In dieser Zeit können Beschwerden wie Zittern, Unruhe oder Schwitzen auftreten. Um diese Phase zu erleichtern, können unterstützende Gespräche und Psychotherapie angeboten werden. Der Entzug ist abgeschlossen, wenn der Patient, die Patientin keine Benzodiazepine oder Z-Substanzen mehr einnimmt, keine Rückstände des Stoffes mehr in Blut und Urin nachweisbar sind und keine Entzugserscheinungen mehr auftreten.
Die Nachsorge soll sicherstellen, dass Betroffene nach einem erfolgreichen Entzug nicht erneut zu Schlafmitteln greifen. Dazu kann sich zum Beispiel an den Entzug eine medizinische Rehabilitation anschließen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Schlafmittel-Abhängigkeit zu behandeln. Auch eine Kombination aus verschiedenen Methoden kann zum Ziel führen.
Wer Benzodiazepine oder Z-Substanzen über einen längeren Zeitraum einnimmt, darf sie nicht abrupt absetzen. Sonst kann es zu Beschwerden bis hin zu schweren Entzugserscheinungen wie Verwirrtheit, Delirium, Bewusstseinsstörungen oder Krampfanfällen kommen. Wie stark die Beschwerden sind, ist unter anderem auch abhängig von der Dosis, die zuletzt eingenommen wurde, und von der Dauer der Einnahme insgesamt. Die Beschwerden fallen deutlich milder aus, wenn man die Dosis schrittweise verringert, sich also „ausschleicht“. Dafür gibt es keinen allgemeingültigen Zeitplan, vielmehr wird mit dem Arzt, der Ärztin besprochen, wann der nächste Schritt folgt. Ein Entzug kann sich über Wochen, aber auch Monate erstrecken, sollte aber möglichst nicht länger als sechs Monate dauern.
Benzodiazepine unterscheiden sich stark in ihrer Wirkungsdauer. Es gibt in dieser Stoffgruppe Medikamente, die nur wenige Stunden wirken. Andere hingegen wirken die ganze Nacht über. Wenn man bisher ein kurz wirksames Mittel eingenommen hat, bietet es sich an, während des Entzugs auf ein Mittel umzustellen, das länger wirkt. So lässt sich die Dosis in noch kleineren Schritten verringern und man muss das Mittel nicht so häufig einnehmen.
Der Entzug verursacht häufig Beschwerden. Bestimmte Medikamente können diese Beschwerden verringern. Es lässt sich aber noch nicht genau sagen, welchen Nutzen diese Hilfsmedikamente haben.
Professionelle seelische Unterstützung hilft vielen Betroffenen nicht nur bei der Behandlung der Schlafmittel-Abhängigkeit selbst. Manchmal haben auch andere Erkrankungen die Schlafstörungen verursacht oder zur Einnahme von Schlafmitteln geführt – zum Beispiel seelische Erkrankungen. Eine professionelle Begleitung mag auch in diesem Falle hilfreich sein. Nach einem erfolgreichen Entzug kann außerdem eine Psychotherapie oder andere professionelle Begleitung helfen, nicht rückfällig zu werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Schlafmittel-Abhängigkeit zu unterstützen – je nachdem wie stark sie betroffen sind und in welcher Behandlungs-Phase sie sich befinden. Manchen Menschen hilft dabei schon ein motivierendes Gespräch. Bei anderen ist eine intensivere Unterstützung sinnvoll, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass vor allem die kognitive Verhaltenstherapie helfen kann, einen Entzug zu beginnen und erfolgreich abzuschließen.
Ist der Entzug erfolgreich abgeschlossen, empfehlen Experten eine medizinische Rehabilitation, kurz: Reha. Die Reha soll der Patientin, dem Patienten helfen, weiterhin auf Schlafmittel zu verzichten. Sie ist vor allem dann sinnvoll, wenn Betroffene die Mittel gebraucht haben, um einen bestimmten Gemütszustand wie etwa Angst zu vermeiden. Eine Reha findet meist in einer spezialisierten Klinik statt. Manche Patientinnen und Patienten übernachten in der Klinik, werden also voll stationär aufgenommen. Dadurch können sie noch intensiver an ihrer Nachsorge arbeiten. Andere Menschen sind nur tagsüber in der Reha-Klinik, die Abende und Wochenenden zu Hause. Das hat den Vorteil, dass sie das Gelernte sofort in ihrem gewohnten Umfeld ausprobieren können. Weitere Möglichkeiten zur Nachsorge sind regelmäßige Gespräche mit dem Hausarzt, der Hausärztin, Selbsthilfegruppen oder auch eine kognitive Verhaltenstherapie.
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Erstellt am: 14.11.2022